HIT HGG 2013

Autor:  Marion Hoffmann, PhD, Zuletzt geändert: 20.03.2024 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e199583

HIT HGG 2013

Internationale kooperative Phase III Studie der HIT-Studiengruppe zur Behandlung des hochgradig malignen Glioms, des diffusen intrinsischen Ponsglioms und der Gliomatosis cerebri bei Kindern und Jugendlichen < 18 Jahre

Erkrankung

hochgradig malignes Gliom, diffuses intrinsisches Ponsgliom und Gliomatosis cerebri

Art

Erstbehandlung von hochgradigen Gliomen, diffusen intrinsi-schen Ponsgliomen und Gliomatosis cerebri bei Kindern <18 Jahre.

Fragestellung / Ziel

Ziel der vorliegenden Studie ist die Klärung der Frage, ob die zusätzliche Verabreichung des Histon-Deacetylase (HDAC)-Inhibitors Valproinsäure (VP) parallel zur Radiochemotherapie und Erhaltungstherapie mit Temozolomid ein verbessertes Überleben in der zu untersuchenden Patientenpopulation bedingen kann. Dazu soll die Temozolomid-Radiochemotherapie mit VPA mit einer Temozolomid-Radiochemotherapie-Vergleichskohorte aus der klinischen Vorgängerstudie HIT-HGG-2007 verglichen werden.
Neben der therapeutischen Effizienz mittels Bestimmung des ereignisfreien Überlebens (event-free survival, EFS) und des Gesamtüberlebens (overall survival, OS) werden auch behandlungsbedingte Toxizitäten untersucht.

Therapie / Studienarme

Nach der Sicherung der Diagnose durch das Referenzzentrum erfolgt der Einschluss in die Studie.
Nach Beginn der Induktionstherapie mit VPA erfolgt die kombinierte Radiochemotherapie (Fraktionierte Lokalbestrahlung mit einer Gesamtdosis von 54-60 Gy und täglich dazu orales Temozolomid für maximal 49 Tage) und zusätzlich täglich orale Valproinsäure.
Vier Wochen nach Beendigung der simultanen Radiochemotherapie beginnt eine jeweils 5 Tage dauernde Behandlung mit oralem Temozolomid [150-200 mg/m2/d], die im Abstand von 28 Tagen insgesamt 12 Mal wiederholt wird. VPA wird bis zum 28. Tag des 12. Temodal-Zyklus verabreicht.

Einschluss-Kriterien
  • Neu diagnostizierte, bisher unbehandelte und durch referenzhistologische Begutachtung bestätigte hochgradige diffuse Gliome (WHO Grad IV/ CNS WHO Grad 4 und WHO Grad III/ CNS WHO Grad 3 und Gliome nicht eindeutig bestimmbaren WHO Grades).
  • Neudiagnostizierte, bisher nicht behandelte und durch referenzradiologische Begutachtung gesicherte diffuse intrinsische Ponsgliome.
  • Neudiagnostizierte, bisher nicht behandelte, durch referenzradiologische Begutachtung gesicherte Gliomatosis cerebri aller WHO-Grade
  • Patientenalter bei Diagnosestellung ab 3 Jahre und unter 18 Jahre
  • Schriftliche Einwilligung zur Studienteilnahme durch den Patienten bzw. dessen gesetzlichen Vertreter
Ausschluss-Kriterien
  • Vom Studienprotokoll abweichende Vorbehandlung eines diffusen hochgradigen Glioms (WHO Grad VI/ CNS WHO Grad 4 oder WHO Grad III/ CNS WHO Grad 3 oder nicht eindeutig bestimmbaren WHO Grades), (radiologisch gesicherten) diffusen intrinsischen Ponsglioms und (radiologisch gesicherter) Gliomatosis cerebri.
  • Bekannte Allergien/Überempfindlichkeit gegen die Studienmedikation und/oder Dacarbazin
  • Eine vorausgegangene Chemotherapie innerhalb der letzten 30 Tage vor Beginn der Behandlung nach HIT-HGG-2013, oder Bestrahlung, welche die protokollgerechte Durchführung der Radiotherapie entsprechend des vorliegenden Protokolls nicht mehr erlaubt. Dies gilt in erster Linie für Patienten mit einem therapieinduzierten hochgradigen Gliom nach vorausgegangener Behandlung eines anderen malignen Hirntumors, z. B. Medulloblastom, Ependymom oder Kraniopharyngiom. Sofern frühere onkologische Therapien der protokollgerechten Behandlung nicht entgegenstehen, können diese Patienten mit hochgradigem Gliom als Zweitmalignom an der HIT-HGG-2013 Studie teilnehmen.
  • Andere (simultane) Malignome
  • Schwangerschaft / Stillen
  • Sexuell aktive Patienten, die eine zuverlässige Kontrazeption ablehnen (z.B. Orale Kontrazeption; Intrauterinpessar, Kondome in Kombination mit Spermiziden)
  • Aktuelle oder kürzlich (innerhalb der letzten 30 Tage vor Start der Behandlung nach HIT-HGG-2013) stattgefundene Behandlung mit einer anderen Studienmedikation oder Teilnahme in einer anderen Behandlungsstudie. Klinische Hinweise (z. B. ein constitutional mismatch repair deficiency score ≥ 3; Wimmer et al. 2014) und/oder andere Hinweise (z. B. fehlende intratumorale immunhistochemische Expression von mindestens einem der Mismatch-Repair-Proteine MLH1, MSH2, MSH6 und PMS2, und/oder eine hohe Mikrosatelliten-Instabilität) auf einen vorliegenden biallelischen (konstitutionellen) Mismatch-Repair-Defekt (bMMRD / CMMRD) oder einen vorliegenden heterozygoten Mismatch-Repair-Defekt (hereditäres nicht-polypöses Kolonkarzinom-Syndrome/HNPCC Syndrom/Lynch Syndrom): Diesen Patienten und ihren Verwandten sollte eine humangenetische Beratung angeboten werden. Außer-dem sollte der Befund umgehend durch weitere genetische Untersuchungen überprüft wer-den. Da diese Patienten wahrscheinlich nicht deutlich vom Behandlungskonzept der HIT-HGG-2013-Studie profitieren, sollten alternative Behandlungsmethoden (Bouffet et al. 2016) in Betracht gezogen werden. Patienten mit klinischem Verdacht auf eine vorliegende Neurofibromatose (Typ 1) können die gleichen Symptome zeigen wie CMMRD-Patienten. Daher sollten sie auf eine möglicherweise vorliegende CMMRD hin untersucht werden.
  • Sehr schlechter klinischer Allgemeinzustand mit Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung und/oder intravenösen Katecholamingabe und/oder schwerster neurologischer Schädigung vergleichbar einem Koma oder Tetraplegie mit vollständiger Aufhebung der Kommunikationsfähigkeit (Taubheit, Blindheit und Mutismus)
  • Vorbekannte schwere Begleiterkrankung (z. B. schwerer angeborener Immundefekt); bekannte Tumorprädispositionssyndrome, die ein adäquates Ansprechen der Therapie nach HIT-HGG-2013 nicht beeinträchtigen, stellen kein Ausschlusskriterium a priori dar
  • Bekannte HIV-Positivität
  • Vorbekannte schwerwiegende manifestierte Lebererkrankungen wie Porphyrie oder eine eigen- oder familienanamnestische schwere hepatische Dysfunktion, insbesondere medikamentenassoziiert
  • Vorbekannte schwerwiegende Erkrankung der Bauchspeicheldrüse
  • Vorbekannte tödlich verlaufende Leberdysfunktion bei Geschwistern, die mit Valproinsäure behandelt wurden
  • Bekannter Defekt des Harnsäurezyklus
  • Vorbekannte Erkrankungen mitochondrialen Ursprungs, hervorgerufen durch genetische Mutationen im Gen der Polymerase Gamma (POLG)
  • Vorbekannte schwerwiegende Gerinnungsstörungen (im Fall einer Thrombopenie bitte vor Behandlungsbeginn die Grundvoraussetzungen zum Blutbild beachten)
  • Der Einsatz von Valproinsäure im Rahmen der Behandlung einer vorbestehenden Epilepsie (Ausnahme: Die Behandlung einer tumorassoziierten Epilepsie mit Valproinsäure wird toleriert, sofern der Zeitabstand zwischen Start der Behandlung mit VPA und Studieneinschluss max. 8 Wochen beträgt.
Patientenanzahl 167
Status Dauer: Rekrutierung bis Ende 2023
EudraCT 2013-004187-56
Eintrag Studien- Register
Leiter Prof. Dr. med. C. Kramm
E-Mail hit-hgg-studie@med.uni-goettingen.de
Kontakt

Studienleiter

Prof. Dr. med. Christof Kramm Klinik- für Kinder- und Jugendmedizin Leiter Abteilung Pädiatrische Hämatologie/Onkologie Robert-Koch-Str. 40 37075 Göttingen Telefon +49 551/39 63081 Fax +49 551/39 63083 christof.kramm@med.uni-goettingen.de

Studienkoordination

Marion Hoffmann, PhD Universitätsmedizin Göttingen Klinik für Kinder und Jugendmedizin, Pädiatrische Onkologie und Hämatologie Robert-Koch-Str. 40 37075 Göttingen Telefon +49 (551) 39 63085 Fax +49 (551) 39 63083 marion.hoffmann@med.uni-goettingen.de

Nationaler Leiter Österreich

Univ. Prof. Dr. med. Martin Benesch Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Abt. Pädiatrische Hämatologie/Onkologie Auenbruggerplatz 30 A 8010 Graz Telefon +43-316-385-80427 Fax +43-316-385-3450 martin.benesch@klinikum-graz.at

Nationaler Leiter Niederlande

Dannis G. van Vuurden, MD, PhD Princess Máxima Center for Pediatric Oncology Department of Neuro-Oncolog Heidelberglaan 25 3584 CS Utrecht Telefon +31 88 972 9736 Fax +31 6 5000 6736 D.G.vanVuurden@prinsesmaximacentrum.nl

Studiendokumentation

Silke Kullmann Georg-August-Universität Universitäts-Kinderklinik, Pädiatrie I Robert-Koch-Str. 40 37075 Göttingen Telefon +49 (551) 39 63086 Fax +49 (551) 39 63087 silke.kullmann@med.uni-goettingen.de

Weitere Informationen Sponsor: Georg-August-Universität Göttingen, Stiftung Öffentlichen Rechts, Universitätsmedizin Göttingen, Vorstand, Robert-Koch-Straße 42, 37075 Göttingen; Deutschland
Förderung Deutsche Kinderkrebsstiftung, Bonn, Deutschland