Wie geht es den Kindern nach Ende der Krebstherapie?

Autor:  Barbara Grießmeier, Iris Lein-Köhler, Zuletzt geändert: 28.08.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e260474

Für viele Kinder/Jugendliche und ihre Familien war die Behandlungszeit wie eine Reise im „Raumschiff Kinderkrebsstation“, die ein Leben außerhalb ihres normalen Alltags mit sich gebracht hatte. Auch wenn die „Raumfahrer“ über Social Media den Kontakt mit ihrer „Bodenstation“, beispielsweise den Geschwistern und der Schulklasse, hielten, so konnten sie doch deren Leben nicht wirklich teilen. Manche Freundschaften haben sich verändert, da die Kinder in unterschiedlichen Lebenswelten gelebt und andere Erfahrungen gemacht haben.

Das Ende der Therapie/Behandlung bringt – ebenso wie die „Landung“ einer echten Raumstation – für die erkrankten Kinder und Jugendlichen erneut Unsicherheiten mit sich. Wie „mitgenommen“ die jungen Patientinnen von der Zeit im „Raumschiff“ tatsächlich sind, wird erst deutlich, wenn sie die ersten Schritte außerhalb der „Raumkapsel“ machen. Erst jetzt wird die körperliche und psychische Erschöpfung spürbar, die der lange Zeitraum dieser Ausnahmesituation mit sich gebracht hat. Der „Ausstieg aus der Raumstation“ gelingt zumeist nicht von heute auf morgen.

Für manche der jungen PatientInnen hat sich während ihrer Abwesenheit einiges verändert und die Welt sieht vielleicht gar nicht mehr so aus wie vorher. Sie müssen sich an die Bedingungen auf der „Erde“ erst langsam wieder gewöhnen, ihre Muskeln auftrainieren, sich den Alltagsanforderungen stellen und sie können ihre besonderen Erfahrungen nicht mit jeder/jedem teilen. Der Kontakt zur „Schicksalsgemeinschaft der Kinderkrebsstation“ bietet oft noch eine ganze Weile Sicherheit und Orientierung und die engmaschigen Nachsorgetermine können dabei eine Hilfe sein.

Der Übergang in den normalen Alltag kann, abhängig vom körperlichen Befinden der Kinder und je nach Alter sehr unterschiedlich erlebt werden. Oft hat die Behandlungszeit ein Jahr oder länger gedauert, in der die Familien neue Routinen und einen neuen Alltag gefunden hatten. Während dieses Zeitraums standen die kranken Kinder in allen Familien im Mittelpunkt und bekamen die volle Aufmerksamkeit der Eltern oder anderer Familienmitglieder. Das gesamte Familienleben orientierte sich am Befinden und Behandlungsplan des kranken Kindes. Viele der Kinder haben diese „Sonderrolle“, in der ihnen vieles abgenommen und Nachsicht geübt wurde, auch genossen.

Wenn das „Raumschiff Kinderkrebsstation“ wieder auf dem Boden gelandet ist, wissen meist weder Kinder noch Eltern, was genau sie sich wieder zutrauen und wie stark beispielsweise Eltern ihre Kinder wieder fordern können. Wichtig ist es nun, den Blick nicht allzu sehr in die Vergangenheit und auf das Leben vor der Erkrankung zu richten, sondern möglichst genau den jetzigen Standpunkt zu bestimmen und von hier aus zu überlegen, wie die Schritte in eine neue Normalität gelingen können.

Die Rückkehr in das normale Leben ist immer ein Prozess, der nicht genau vorhersehbar ist und individuell gestaltet werden muss.

Auf den folgenden Seiten werden Fragen und Situationen beschrieben, die auf dem Weg in einen neuen Alltag eine wichtige Rolle spielen können: