Krankheitsverarbeitung - oder: Welche Wege führen durch Krisen?

Autor:  Barbara Grießmeier, Iris Lein-Köhler, Zuletzt geändert: 19.07.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e243169

Vielleicht haben Sie den Begriff „Krankheitsverarbeitung“ schon öfter gehört und Sie fragen sich, wie das wohl gehen kann? Die Auseinandersetzung mit einer Krise, wie sie die lebensbedrohliche Erkrankung Ihres Kindes darstellt, verläuft über einen längeren Zeitraum hinweg in verschiedenen Phasen: Bei diesem Prozess der Annahme einer schicksalhaften Situation, die zunächst maximal bedrohlich ist und in der Ihr Kind in der Gefahr ist, zu leiden und vielleicht sogar zu sterben, stehen Ihnen die psychosozialen MitarbeiterInnen zur Seite.

Sie erklären Ihnen auf der einen Seite die für Sie neue Welt der Kinderonkologie immer wieder, helfen Ihnen dadurch, die neuen Werte und Maßstäbe dieser Welt zu begreifen und unterstützen Sie auf der anderen Seite auch dabei, Ihre eigenen Reaktionen auf diese neue Welt zu verstehen. In vielen Fällen kann dieser Prozess der Verarbeitung wie hier beschrieben oder so ähnlich ablaufen:

  • Auf die Diagnosestellung folgt meist der „Diagnose - Schock“ und das Gefühl: „Das kann doch nicht wahr sein!“, oft verbunden mit dem Wunsch, dass Sie aus der Situation wie aus einem bösen Traum wieder „aussteigen“ können.
  • Sobald die Behandlung begonnen hat, geht es dann oft einfach „nur“ darum, die einzelnen Schritte und Phasen der Therapie „irgendwie“ zu überstehen. Umso größer der Druck durch die organisatorischen und sonstigen Anforderungen wird, umso weniger kann man sich emotional damit beschäftigen. Es gilt, alle Kräfte darauf zu konzentrieren, einfach nur durch diese anstrengende Zeit zu kommen und nicht darum, das auch noch „möglichst gut“ zu machen.
  • Die eigentliche Verarbeitung der Erfahrungen wird erst richtig beginnen können, wenn die akute Stresssituation vorbei ist, Sie etwas Distanz gewonnen und wieder sicheren Boden unter den Füssen haben.

Im günstigen Fall können Sie (und Ihr Kind) irgendwann im Verlauf der Nachsorgezeit die Erfahrung als Teil Ihres Lebens und Ihrer Lebensgeschichte akzeptieren. Sie werden in diesem Prozess lernen, dass sich viele Ihrer bisherigen Werte oder auch Glaubensvorstellungen in Bezug auf das Leben zum Positiven verändern.