Wo gibt es Hilfe: Therapie – Beratung

Autor:  Barbara Grießmeier, Iris Lein-Köhler, Zuletzt geändert: 28.08.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e261047

Wenn Eltern dabei sind, sich nach der anstrengenden Zeit der Therapie wieder neu zu orientieren und erste Schritte in das „Leben danach“ gehen, kann es vorkommen, dass sie sich durch die Menge der verschiedenen Anforderungen zunächst sehr verunsichert, durcheinander, schnell überlastet oder deprimiert fühlen und sich auf diesem Weg Hilfe oder Unterstützung wünschen. Auch wenn Sie als Eltern an sich selbst vielleicht den Anspruch stellen, es müsste Ihnen doch eigentlich gut gehen und sie müssten doch „einfach wieder“ funktionieren wie vor der Erkrankung, sind solche Gefühle normal und nachvollziehbar. Sie haben viele Monate gemeinsam mit Ihrem Kind im „Raumschiff Kinderkrebsstation“ verbracht und auch Astronauten brauchen nach der Landung zunächst Unterstützung und Training, um sich wieder an die Erfordernisse auf der Erde anpassen zu können.

Unterstützung durch psychosoziale Nachsorge kann hilfreich sein, wenn Sie

  • einen geschützten Raum und verständnisvolle GesprächspartnerInnen suchen, um sich mit dem Erlebten auseinanderzusetzen und die Erfahrungen zu verarbeiten
  • die Erinnerungen an die Erlebnisse in der Klinik nicht loslassen
  • sich als überlastet, energielos und/oder gereizt erleben
  • unter Ängsten leiden oder sich häufig traurig fühlen
  • Fragen zur Erziehung haben oder Konflikte innerhalb der Familie bestehen
  • sich mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin (und/oder dem getrennt lebenden Elternteil) bei der Rückkehr in den Alltag besser abstimmen möchten und dafür eine Moderation brauchen
  • sozialrechtliche Fragen haben (beispielsweise zum Schwerbehindertenausweis oder einem erneuten Rehaantrag)

Sie können sich an eines der folgenden Angebote wenden:

An jeder Klinik, an der krebskranke Kinder behandelt werden, gibt es bei Bedarf die Möglichkeit von Nachsorgeangeboten für Eltern und Kinder durch psychosoziale MitarbeiterInnen. Diese Angebote können unterschiedlich organisiert sein und finden teilweise durch die Ihnen bereits bekannten MitarbeiterInnen des Psychosozialen Teams, teilweise im Rahmen spezieller psychosozialer Nachsorgesprechstunden der Klinik oder außerhalb der Klinik in psychosozialen Nachsorgeeinrichtungen speziell für die Kinderonkologie statt. All diese Angebote sind für die Familien kostenfrei.

Erkundigen Sie sich vor Ort, wie die psychosoziale Nachsorge organisiert ist und scheuen Sie sich nicht, mit Ihren Anliegen oder Sorgen dort um einen Termin zu bitten! Sie können davon ausgehen, dass psychosoziale MitarbeiterInnen in der Kinderonkologie auch mit Ihren Fragen beim Neustart nach der Behandlung sehr gut vertraut sind und Ihnen entsprechende Unterstützungsangebote machen können.

Hier finden Sie auf kinderkrebsinfo Nachsorge-Angebote und die jeweiligen Ansprechpersonen.

Sollten für Sie entsprechende Angebote der Klinik oder der speziellen psychosozialen Nachsorge nur schwer erreichbar sein, gibt es auch die Möglichkeit, dass Sie sich an allgemeine Psychologische Beratungsstellen oder Erziehungs- und Familienberatungsstellen wenden. Diese gibt es in flächendeckend in Deutschland, teils von freien, teils von kirchlichen Trägern finanziert. Die Angebote sind für Sie in den meisten Fällen kostenfrei.

Wenn Sie sich für diese Möglichkeit entscheiden, kann es vorkommen, dass die entsprechenden MitarbeiterInnen noch wenig Erfahrung mit der speziellen Situation einer Familie mit einem an Krebs erkrankten Kind haben und Sie Ihr Anliegen dort genau beschreiben und erklären müssen. Entsprechende Adressen finden Sie über die Suchfunktion hier: Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung e.V., www.dajeb.de.

Ambulante Krebsberatungsstellen beraten Menschen mit einer Krebserkrankung und ihre Angehörigen zu sozialrechtlichen Fragen und die dort tätigen PsychoonkologInnen begleiten auch Angehörige durch schwierige Zeiten. Die Deutsche Krebsgesellschaft, die Landes-Krebs-Gesellschaften und die Krankenkassen finanzieren diese Einrichtungen, sodass die Angebote kostenfrei sind.

Zwar liegt der Schwerpunkt dort auf erwachsenen KrebspatientInnen/ihren Angehörigen und das Wissen über Abläufe in der Kinderonkologie ist begrenzt – trotzdem können diese Beratungsstellen eine gute Anlaufstelle für Eltern sein. Es entstehen stetig mehr Projekte, die auch für Sie hilfreich sein könnten: wie Stammtische für junge Erwachsene nach Krebs; Programme für Kinder krebskranker Eltern oder Gruppenangebote zur Bewältigung von Rezidivangst.

An einigen Standorten sind psychosoziale Nachsorgeangebote speziell für Familien der Kinderonkologie auch schon wie eine Krebsberatungsstelle organisiert.

Für manche Eltern können die Angebote der Elternvereine eine wertvolle Hilfe und Unterstützung sein. Da Sie ja meist nicht mehr (wie während der Behandlung Ihres Kindes) automatisch Kontakte zu anderen Eltern haben, können offene oder auch strukturierte Angebote in den Elternvereinen eine Möglichkeit des Kontakts mit anderen Eltern sein, die gerade mit denselben Fragen und Schwierigkeiten wie Sie selbst konfrontiert sind. Außerdem bieten viele Elternvereine Freizeitaktivitäten (wie Klettern), Familienwochenenden, Gesprächsgruppen und weitere Veranstaltungen für die ganze Familie an.

Auch die Deutsche Kinderkrebsstiftung bietet eine Vielzahl von Angeboten von Freizeiten über die jährliche „Regenbogenfahrt“ bis zu speziellen Seminaren im Waldpiraten-Camp-Heidelberg. Nähere Informationen dazu finden Sie in der Zeitschrift „Wir“ oder auf der Webseite.

Erkundigen Sie sich vor Ort, welche Möglichkeiten es am Standort der behandelnden Klinik Ihres Kindes gibt.

Wenn Sie nach der Erkrankung Ihres Kindes den Eindruck haben, dass Ihre Beziehung erheblich unter der belastenden Situation „gelitten“ hat und Sie nicht mehr zueinander finden, kann eine Paarberatung/Paartherapie eine hilfreiche Unterstützung bieten. Solche Angebote finden Sie bei verschiedenen Familienberatungsstellen kirchlicher oder freier Träger und bei darauf spezialisierten niedergelassenen TherapeutInnen (allerdings werden die Kosten dafür von den Krankenkassen meist nicht übernommen).

Die Tatsache, dass Ihr Kind lebensbedrohlich erkrankt war, ist in den meisten Fällen zwar ein schwerwiegendes und belastendes Lebensereignis, führt aber nicht zwangsläufig zu einer psychischen Störung oder Krankheit. Einem Großteil der Eltern gelingt es gut, dieses Ereignis nach einer gewissen Zeit hinter sich zu lassen und in ihr Leben zu integrieren.

Manchmal kann es vorkommen, dass durch die Krankheit Ihres Kindes frühere seelische Schwierigkeiten (wie traumatische Ereignisse in Ihrer Kindheit) neu aktiviert wurden und zu einer anhaltenden Belastungsstörung führen. Wenn Sie sich länger als etwa 6 Monate lang erschöpft, traurig, verwirrt oder voller Angst fühlen, kann es sinnvoll sein, Hilfe bei einer Psychotherapeutin/einem Psychotherapeuten zu suchen.

Besprechen Sie solche Situationen beispielsweise mit Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt oder mit MitarbeiterInnen des Psychosozialen Dienstes oder der psychosozialen Nachsorgeeinrichtung. Aufgrund der langen Wartelisten bei niedergelassenen PsychotherapeutInnen ist es leider oft nicht leicht, schnell einen Behandlungsplatz zu bekommen. Allerdings vermitteln alle Krankenkassen Sprechstundentermine bei TherapeutInnen, in denen Ihr Anliegen abgeklärt werden kann und Sie bei der Suche nach einem Therapieplatz Unterstützung finden können.

Wenn Ihr Kind dauerhaft körperlich oder geistig behindert ist, können Behindertenverbände wie etwa die Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V. Unterstützung zu allen Fragen des Umgangs mit dieser Situation bieten. Scheuen Sie sich nicht, dort um Hilfe zu bitten. Informationen finden Sie ebenfalls auf der Webseite der Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen, www.bih.de, oder beim Sozialverband VdK Deutschland.

Auch eine familienorientierte Rehabilitation kann eine gute Möglichkeit sein, Fragen im Zusammenhang mit dem Übergang in eine neue Realität zu besprechen: Sie werden dort auf Familien treffen, deren Kinder seit unterschiedlich langer Zeit mit der Therapie abgeschlossen haben und Sie können so im Austausch wertvolle Tipps und Informationen erhalten. Außerdem stehen Ihnen die MitarbeiterInnen der Rehakliniken mit ihrem Fachwissen zur Verfügung.