"Ihr Kind hat Krebs." - Die Krankheit hinter der Maske

Zuletzt geändert: 20.10.2003 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e3921

[ Berlin , 22.11.2001 ]  "Ihr Kind hat Krebs." Bisher sind mehr als 20 Krebsarten bei Kindern bekannt. Jede hat ihre ganz individuelle Gestalt, ihr eigenes Gesicht. Eine frühzeitige Diagnose ist der wichtigste Schritt auf dem Weg der Heilung. Doch bei Kindern versteckt sich die bösartige Erkrankung oft hinter einer harmlosen "Maske". Häufig auftretende Kopfschmerzen, Blässe, Schmerzen in den Knochen oder blaue Flecken und Fieber können schon erste Anzeichen einer möglichen Krebserkrankung sein. Doch viel zu oft wird diese Diagnose von Anfang an ausgeschlossen: "Krebs wird es schon nicht sein." Die gemeinschaftliche Sorge um die Kinder, die der Ärzte und die der Eltern, sollte so früh wie möglich beginnen.

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen.

In der Behandlung der Krankheit treten zahlreiche Hürden auf. Ein Beispiel: Viele der Medikamente sind für Kinder gar nicht zugelassen. Die Pädiatrische Onkologie und Hämatologie muss bisher auf die Pharmaprodukte der Erwachsenenmedizin zurückgreifen. Doch diese Medikamente sind in zahlreichen Studien und Forschungsreihen auf die Organismen der Erwachsenen, nicht auf die von Kindern abgestimmt. Und mit einer kleineren Dosierung ist es nicht getan. Dabei ist die Frage "Was und wieviel gibt man wann?" die alles entscheidende.

Kinder sind dankbare Patienten. Der Umgang mit der Krankheit ist direkter als bei Erwachsenen, ohne Umschweife. Die Belastungsprobe, auf die sie zusammen mit ihren Eltern gestellt werden, ist immens. Geduld das oberste Gebot. Die meist gestellte Frage der kleinen Patienten am Ende einer Therapie lautet daher auch nicht "Werde ich wieder krank?", sondern "Wann kommt meine Krankheit wieder?"

Der Heilung ein großes Stück näher.

Entgegen gängiger Meinung spielt das Thema "Krebs bei Kindern" eine nur untergeordnete Rolle auf der Agenda der medizinischen Fachwelt. Dies hängt zum einen mit der glücklicherweise nur relativ geringen Zahl von etwa 2.000 Erkrankungsfällen pro Jahr zusammen (zum Vergleich: jährlich erkranken 42.000 Frauen an Brustkrebs), zum anderen aber auch mit einem hohen Maß an Unsicherheit und Unwissenheit. Auch bei Ärzten in Praxen und Kliniken. Zu speziell ist das Wissen, das benötigt wird, um Krebs bei Kindern rechtzeitig zu erkennen und anschließend erfolgreich zu behandeln.

Dabei haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten rasante Fortschritte gezeigt. Die Überlebensraten konnten – je nach Art der Erkrankung – auf durchschnittlich 75 Prozent gesteigert werden. Hinter dieser Zahl stehen viele Einzelschicksale, die der Krankheit zunächst mit unglaublicher Angst und Ohnmacht gegenüberstehen, die den Kampf gegen den Krebs aber immer häufiger gewinnen. Zu verdanken ist dieser Erfolg einer stark verbesserten Entwicklung der Chemotherapie, der Laborforschung und der Klinischen Forschung.

Der status quo kann nur ein Zwischenschritt sein. Ziel auch aller künftigen Anstrengungen ist es, die Sterblichkeitsrate bei Kinderkrebs zu senken und die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern. Die Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH), der alle führenden Ärzte und Kliniken angehören, die die Kinder und Jugendlichen behandeln, hat in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass rund 90 Prozent aller Betroffenen in Deutschland nach einheitlichen Ablaufplänen untersucht und behandelt werden. Diese Maßnahme hat unter anderem dazu geführt, dass die Heilungsraten für Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland mit zu den höchsten aller Industrieländer gehören.

Um das Wissen aller Beteiligten über die Krankheit optimal zu vernetzen, hat die GPOH 1999 das „Kompetenznetz Pädiatrische Onkologie und Hämatologie“ gegründet. Das Netzwerk soll für "Mehr Wissen, besseres Verstehen und gezielteres Behandeln" sorgen und einen Qualitätsstandard für alle Fragen rund um Krebs bei Kindern festlegen. Eltern und Kinder, Ärzte und Kliniken, Forschung und Pharmaunternehmen, Presse und Öffentlichkeit sind in einem Netz. Die elf spezifisch ausgerichteten Aufgabenstellungen des Netzes schaffen ein Know-how, das nur zusammen generiert werden kann.

Die Ergebnisse des „Kompetenznetz Pädiatrische Onkologie und Hämatologie“ kommen den Betroffenen schnell zu Gute. Damit aus Angst und Ohnmacht immer mehr Hoffnung und Heilung wird. Denn es gibt nicht das eine Medikament gegen den Krebs, sondern nur Konzepte zur Behandlung dieser bedrohlichen Krankheit.