Wie es Großeltern geht

Autor:  Barbara Grießmeier, Iris Lein-Köhler, Zuletzt geändert: 14.02.2022 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e241769

Viele Großeltern fragen sich: „Warum muss mein Enkelkind so krank werden, warum muss es leiden – und warum nicht ich? Ich habe mein Leben doch schon gelebt, meine Enkelin/mein Enkel hat sein Leben noch vor sich!“ Sie haben große Sorge, dass das Kind die Krankheit und deren Belastungen nicht verkraften könnte.

Für Großeltern können ganz verschiedene Aspekte eine Rolle spielen:

  • Wenn Großeltern ihr Enkelkind bisher vielleicht täglich oder zumindest sehr oft gesehen haben, so konnten sie sich ständig von seinem Wohlergehen überzeugen und sein Aufwachsen direkt begleiten. Muss das Kind nun oft in die Klinik, wird dieser direkte Kontakt unterbrochen und die Großeltern erleben eine größere Distanz. Sie sind in Sorge, wie es der Enkelin/dem Enkel geht und ob sie/er alles hat, was gebraucht wird.
  • Großeltern möchten gern über alles Bescheid wissen, fühlen sich jedoch angesichts der Menge an Informationen, die ihnen die Eltern weitergeben, manchmal überfordert.
  • Großeltern fühlen sich vielleicht einsamer, da sie nicht mehr wie bisher in alles miteinbezogen werden und die Eltern (ihre Kinder oder Schwiegerkinder) sich ganz auf ihre engste Familie konzentrieren müssen.
  • Zugleich sind Großeltern ja auch Eltern, die sich nun Sorgen um ihre (erwachsenen) Kinder machen und sich fragen, wie die „jungen Leute“ wohl mit den ganzen Belastungen zurechtkommen werden.
  • Wenn die Großeltern weiter weg wohnen und es auch bisher keinen gemeinsamen Alltag gab, kann es sein, dass sie es sehr schwierig finden, so weit weg zu sein und nicht direkt mit anpacken zu können. Besuche bei ihren Enkeln daheim oder in der Klinik müssen unter ganz neuen Bedingungen stattfinden.
  • Die Eltern werden von der Umstellung des Alltags auf Krankheitsbedingungen stark beansprucht und sind in der Klinik oder Zuhause mit der Versorgung ihres kranken Kindes vollkommen ausgelastet. Großeltern vermissen also nicht nur ihre Enkel, sondern möglicherweise auch die Zuwendung und Aufmerksamkeit ihrer erwachsenen Kinder.
  • Je nach Alter und persönlicher (auch gesundheitlicher) Situation kann die emotionale Auseinandersetzung mit der schweren Erkrankung des Enkelkindes Großmütter und -väter auch an die Grenze der eigenen Belastbarkeit bringen. Manchmal ziehen sie sich aus dem Kontakt zurück.

Manche Großeltern fühlen sich angesichts der Situation auch hilflos: bisher war im Großen und Ganzen klar, was das Enkelkind von ihnen braucht und wie sie es unterstützen können. Diese Sicherheit fällt jetzt weg und der Wunsch, zu helfen und zu unterstützen, kann erstmal ins Leere laufen. Manche (gutgemeinten) Hilfsangebote können sogar unerwünscht sein und dies kann schmerzlich als Ablehnung erlebt werden. Viele Großeltern sind jedoch auch gerne bereit, sich zu engagieren und einfach anzupacken, wo ihre Hilfe gebraucht wird.