Wie kommen Geschwister zurecht?

Autor:  Barbara Grießmeier, Iris Lein-Köhler, Zuletzt geändert: 23.03.2022 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e241707

Geschwister krebskranker Kinder sind in einer ganz besonderen Situation: Haben die Eltern vor der Erkrankung meist versucht, allen Kindern gleichermaßen gerecht zu werden, so erfahren die Geschwister nach der Diagnosestellung, dass sich dieses Gleichgewicht drastisch zu Gunsten der kranken Schwester oder des kranken Bruders verschiebt. Je nach Alter wird dann von den Geschwistern erwartet, dass sie doch „verstehen“ müssen, warum die Eltern so viel Zeit in der Klinik verbringen und warum Verabredungen und Pläne immer wieder verschoben oder abgesagt werden.

In den meisten Fällen teilen sich Mütter und Väter die Betreuung und Versorgung der Kinder auf: Einer ist mit dem kranken Kind in der Klinik, der/die andere mit den gesunden Kindern zu Hause – das bedeutet, dass die Familie selten „komplett“ zusammen sein kann. Besonders schwierig wird es, wenn Mütter oder Väter alleinerziehend sind und der andere Elternteil nicht zur Verfügung steht: Dann werden gesunde Geschwister meist zwischen verschiedenen anderen Bezugspersonen wechseln müssen. Zusätzlich erleben Geschwister mit feinen Antennen auch, dass die Eltern oft sehr besorgt oder traurig sind und fragen sich vielleicht, ob sie an dieser Veränderung schuld sind oder zumindest etwas dazu beigetragen haben.

Alle Eltern werden versuchen, ihre Zeit und Aufmerksamkeit trotz der Diagnose weiterhin gleichmäßig auf alle Kinder zu verteilen. Sie müssen jedoch oft die Erfahrung machen, dass das kaum im vorher gekannten Maße möglich ist und Geschwister eines an Krebs erkrankten Kindes fast zwangsläufig zu kurz kommen. Hier ist also zusätzlich zur Versorgung des kranken Kindes viel Energie, Organisationstalent und auch Kreativität gefragt, um die Geschwister aktiv in die Versorgung mit einzubeziehen und ihnen nicht das Gefühl zu geben, sie seien weniger geliebt oder weniger wichtig als das kranke Kind. Die meisten Geschwisterkinder werden trotz allem ihr Bestes geben, ihren Beitrag zur Entlastung der besonderen Familiensituation während der Behandlungszeit zu leisten und die Eltern nicht zusätzlich zu „stressen“. Trotzdem warten sie sehnlichst darauf, dass das Familienleben endlich wieder „normal“ wird und die Familie wie früher zusammen sein kann.

Literatur:
Prinz Daniel und seine kranke Schwester Luzie“ - Bilderbuch der Deutschen Kinderkrebsstiftung
Sonnenblick J, Bean G: Wie ich der beste Schlagzeuger der Welt wurde. Carlsen, 2012

Im Folgenden wird beschrieben, wie Eltern den Geschwistern helfen können und welche Angebote es in der Klinik und von den Elternvereinen gibt.