Wenn Geschwister streiten

Autor:  Barbara Grießmeier, Iris Lein-Köhler, Zuletzt geändert: 28.08.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e261091

Auch wenn sich Eltern nichts sehnlicher wünschen, als dass jetzt endlich wieder ein normales und „harmonisches“ Familienleben stattfindet, so kann es doch durchaus sein, dass die Geschwister des kranken Kindes nun vermehrt Streit suchen und eben gar nicht so „friedlich“ sind, wie Eltern sich erhoffen. Die Hintergründe für solche Streits können vielfältig sein:

  • Nach der langen Zeit der Schonung und Distanz wollen die Grenzen in der Beziehung zur Schwester/zum Bruder wieder ausgetestet werden.
  • Kinder wollen herausfinden, wie belastbar die/der andere schon wieder ist.
  • Manchmal verbirgt sich hinter solchen Streitereien auch lange zurückgehaltener Zorn oder Aggression auf die Tatsache, dass die Schwester/der Bruder über lange Zeit so viel mehr Aufmerksamkeit (oder auch Geschenke) erhalten hat.

Geschwisterstreit ist für Eltern oft schwer zu ertragen. Auseinandersetzungen zwischen Geschwistern sind „normal“ und Eltern sollten ihren Kindern zutrauen, dass sie ihre Konflikte auch ohne ihr Zutun regeln können. Nach der langen Zeit der Krankheit kann Streit auch dazu dienen

  • die Rollen unter den Geschwistern neu zu sortieren
  • Regeln in der Familie neu auszuhandeln
  • dem kranken Kind zu helfen, die während der Krankenzeit erworbenen Privilegien wieder aufzugeben
  • die Beziehung unter den Geschwistern zu stärken

Entsteht allerdings der Eindruck, dass Geschwister die kranke Schwester/den kranken Bruder unfair behandeln oder kommt es zu körperlichen Auseinandersetzungen, so sollten Eltern sich darum bemühen, die Hintergründe für dieses Verhalten herauszufinden und entsprechend eingreifen.

Natürlich ist es ebenso möglich, dass sich die kranken Kinder/Jugendlichen gegenüber ihren Geschwistern unfair verhalten, weil sie sich damit schwertun, nicht mehr ständig im Mittelpunkt zu stehen. Wenn sich nun der Familienalltag neu ordnet und alle deswegen verunsichert sind, kann es leichter zu Wutausbrüchen oder anderen heftigen Emotionen kommen.

Scheuen Sie sich nicht, die MitarbeiterInnen des Psychosozialen Teams oder der psychosozialen Nachsorgeeinrichtung um Rat und Hilfe zu bitten!