Reha für verwaiste Familien

Autor:  Jochen Künzel, Barbara Grießmeier, Iris Lein-Köhler, Zuletzt geändert: 04.09.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e261167

Wenn in einer Familie ein Kind stirbt, dann gerät die gesamte Welt aus den Fugen. Es fühlt sich falsch an, ein Kind zu beerdigen, weil es nicht dem „normalen“ Lauf der Dinge entspricht. Viele betroffene Familien machen die Erfahrung, dass nach der mehr oder weniger langen Krankheitsphase mit dem Tod der Tochter/des Sohnes häufig das stützende psychosoziale Umfeld wegbricht: Viele psychosoziale MitarbeiterInnen, TherapeutInnen oder andere, in der Krankheitsphase wichtige Personen, können die Familie nicht weiter begleiten, weil ihr Betreuungsauftrag nicht mehr besteht.

Auch das soziale Umfeld einer Familie (wie beispielsweise Freunde oder Nachbarn) ist zumindest verunsichert, wie es mit den Betroffenen umgehen soll. Viele Familien müssen, neben ihrer Trauerarbeit um den Verlust des eigenen Kindes/der Schwester/dem Bruder, die Erfahrung der sozialen Ausgrenzung machen. Ein betroffener Vater hat es mal so formuliert: „Während sich für alle anderen die Welt weiterdreht, ist sie für mich mit dem Tod meines Sohnes stehengeblieben.“

In dieser sehr schwierigen Situation kann es sinnvoll und wichtig sein, aus dem Alltag, der häufig als eine einzige Überforderung erlebt wird, auszusteigen. In der auf vier Wochen angelegten Rehabilitationsmaßnahme für verwaiste Familien in Tannheim reist die gesamte Familie an, also alle Familienmitglieder, die den Alltag gemeinsam bewältigen. Im Abstand vom Alltag können sich die Familienmitglieder intensiv mit anderen betroffenen Familien austauschen, sich körperlich erholen und/oder sich durch therapeutische Begleitung in der eigenen Trauergestaltung unterstützen lassen.

Während des Aufenthalts werden verschiedene trauerbezogene Themen aufgegriffen, wie beispielsweise Gefühle im Zusammenhang mit der Trauer; unterschiedliche Trauerformen bei Männern und Frauen; die Trauer der Geschwisterkinder.

Viele TeilnehmerInnen berichten im Nachhinein, dass sie in diesem Rahmen ein neues Selbstbewusstsein als Trauernde entwickeln konnten und sich auf ihrem Weg der Trauer sicherer fühlen. Die Sehnsucht nach und die Trauer um das verstorbene Kind wird sie weiterhin begleiten, denn Trauer ist ein lebenslanger Prozess. Aber das gesteigerte Selbstbewusstsein kann für die Betroffenen eine deutliche Verbesserung im Umgang mit der eigenen Trauer, im gemeinsamen Miteinander innerhalb der Familie und im Umgang mit dem sozialen Umfeld ermöglichen.

Einen Überblick über die verschiedenen Angebote im Rahmen der Reha für verwaiste Familien in Tannheim erhalten Sie hier:

Rehabilitationsprogramm für verwaiste Familien