Reha für Jugendliche/Junge Erwachsene

Autor:  Barbara Grießmeier, Iris Lein-Köhler, Zuletzt geändert: 04.09.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e261158

Für Jugendliche ab 15/16 Jahren sowie für junge Erwachsene bieten drei Rehakliniken im Rahmen eines kleingruppenbasierten Konzeptes Rehamaßnahmen an, zu denen die jungen PatientInnen ohne ihre Eltern und Geschwister fahren. In einem geschützten Rahmen können Jugendliche nach der Zeit der Therapie, die meist mit einer starken Anbindung an die Eltern einherging, wieder erste Schritte in die Selbstständigkeit machen und gemeinsam mit anderen Betroffenen die Folgen von Krankheit und Therapie aufarbeiten.

Insbesondere für Patientinnen mit einem Hirn- oder Knochentumor ist diese Rehabilitationsform besonders geeignet, um den erreichten Behandlungserfolg zu festigen und zu lernen, mit den Folgen der einschneidenden Behandlung (wie einer Amputation) umzugehen. Diese Patienten bekommen während der Reha umfassende medizinische, physiotherapeutische und psychologische Unterstützung.

Alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen erhalten die Möglichkeit, sich körperlich wieder aufzubauen und fit zu werden, die Willenskräfte zu stärken, Spaß zu haben, den Austausch mit anderen zu vertiefen und neue Perspektiven zu finden.

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Bei einer Reha für Jugendliche und junge Erwachsene kann man sich mit anderen austauschen und gemeinsam etwas unternehmen.

Die Rehakliniken haben jeweils einen eigenen Bereich für diese Patientengruppe eingerichtet, der getrennt vom Familienbereich organisiert ist. Neben den verschiedenen Maßnahmen und Angeboten der MitarbeiterInnen spielen für diese Patientengruppe insbesondere der informelle Austausch untereinander und das Zusammensein mit Gleichaltrigen eine große Rolle.

Wie läuft eine Reha für Jugendliche/junge Erwachsene ab?

  • Die Maßnahme dauert immer 4 Wochen.
  • Alle PatientInnen eines Rehadurchgangs reisen gemeinsam an und ab.
  • Die Jugendlichen verbringen die Zeit in altersentsprechenden Gruppen.
  • Zu Beginn der Reha findet ein ärztliches und ein psychologisches Aufnahmegespräch statt, in dem die individuellen Ziele und Maßnahmen besprochen werden.
  • Maßnahmen zur körperlichen Ertüchtigung wie Physiotherapie, Sport und Fitnessangebote spielen eine große Rolle.
  • Im Rahmen von psychologischen Einzel- und Gruppengesprächen werden Aspekte der Krankheitsverarbeitung thematisiert. Das Gesprächsangebot ist niedrigschwellig und orientiert sich an den Bedürfnissen der Jugendlichen. Niemand muss über etwas reden, wenn er/sie dies nicht will.
  • Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf freizeitpädagogischen Angeboten, bei denen die Jugendlichen wieder altersgemäße Aktivitäten aufnehmen und sich erproben können.
  • In einer Gruppe ähnlich betroffener und gleichaltriger Jugendlicher sollen Erfolgserlebnisse und positive Gemeinschaftserfahrungen möglich werden.
  • Wichtig sind auch Aktivitäten, mit denen schrittweise der eigene Horizont wieder erweitert und Grenzen erprobt werden können; wie beispielsweise durch Dinge, die man noch nie gemacht oder sich bisher nicht zugetraut hat.
  • Ein besonderes Gewicht liegt auf Fragen der Schule und Berufsfindung.

Wenn Jugendliche/junge Erwachsene ohne ihre Familie zur Reha fahren, fragen sich deren Eltern oft, wie sie selbst wieder auftanken können. Denn auch wenn ihre Kinder schon „groß“ sind, so sind die Eltern durch die lange Zeit der Therapie doch meist ebenfalls stark belastet. Manche Eltern finden es auch gar nicht so leicht, nach der intensiv gemeinsam verbrachten Zeit in der Klinik, plötzlich wieder vier Wochen lang ohne ihre Tochter/ihren Sohn zurechtkommen zu müssen.

  • Eltern können die Zeit der Reha ihrer Tochter/ihres Sohnes nutzen, um beispielsweise ebenfalls wegzufahren und einen kürzeren oder längeren Urlaub zu verbringen.
  • Wenn die Eltern zu Hause bleiben, hat es sich bewährt, diese Zeit ganz bewusst dafür zu nutzen, die eigenen Bedürfnisse wieder mehr in den Vordergrund zu stellen und beispielsweise auszuschlafen, sich mit FreundInnen zu treffen, Sport zu machen oder einfach Zeit mit den Geschwistern oder als Paar zu verbringen.
  • Auch Eltern haben die Möglichkeit, eine eigene Rehamaßnahme (etwa in einer psychosomatischen Klinik) zu beantragen. Sprechen Sie dazu mit Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt. Es wird allerdings kaum möglich sein, dass eine solche Rehamaßnahme zeitlich genau parallel mit der Reha der Jugendlichen stattfinden kann.
  • Wenn Geschwister in der Familie leben, die jünger als 12 Jahre sind, kann eine Mutter-Kind-Kur/Vater-Kind-Kur eine Möglichkeit zur Erholung sein. Eine solche Reha kann über die Hausärztin/den Hausarzt oder das Müttergenesungswerk beantragt werden. Allerdings dürfte es auch hier nur selten gelingen, dass diese zeitgleich mit der Jugend-Reha stattfinden kann.