Erste Schritte in der Klinik

Autor:  Iris Lein-Köhler, Barbara Grießmeier, Zuletzt geändert: 03.07.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e227094

Wenn Ihr Kind zum ersten Mal auf der kinderonkologischen Station aufgenommen wird, stürmt eine Fülle neuer Eindrücke auf Sie und Ihr Kind ein. Um dem möglichst gelassen begegnen zu können, finden Sie hier Hinweise, die Ihnen das Ankommen erleichtern können.

Ohne Zeitdruck anreisen

Wenn Sie eine längere Anreise zur Klinik haben, brechen Sie rechtzeitig auf, um unterwegs nicht unter Zeitdruck zu geraten und den Weg möglichst in Ruhe zu bewältigen. Bereiten Sie sich darauf vor, dass es Wartezeiten auf Untersuchungstermine oder –ergebnisse gibt.

Der Organisationsaufwand in Kliniken ist hoch und Verzögerungen oder unvorhergesehene Terminverschiebungen sind normal. Überlegen Sie im Vorfeld, wie Sie die Wartezeiten mit Ihrem Kind möglichst angenehm verbringen können. Sorgen Sie für Ablenkung, Beschäftigung und Kleinigkeiten zum Trinken und Knabbern. Entlasten Sie sich von einem engen Zeitplan um die Kliniktermine herum – wenn es eng wird, stresst Sie das zusätzlich.

Gut zu wissen: Planen Sie genügend Zeit ein – Wartezeiten sind normal.

Ankommen auf der Station

Wenn Sie mit Ihrem Kind auf die Station kommen, stellen Sie Ihre Tochter/Ihren Sohn dem Personal und den anderen Familien im Zimmer vor. So ermöglichen Sie kurze Gespräche zur Kontaktaufnahme. Helfen Sie Ihrem Kind dabei, anzukommen, sich zu orientieren und neue Beziehungen aufzubauen.

Wenn Sie Ihr Zimmer in der Klinik bezogen haben, wird sich jemand Zeit nehmen, Ihnen und Ihrem Kind die Station zu zeigen und den üblichen Tagesablauf zu erklären. Manchmal ist dies bereits im Vorfeld geschehen. Vielerorts finden Sie Aushänge zu festen Terminen (Visiten, Übergaben, regelmäßige Angebote). Außerdem werden Ihnen (neben MitarbeiterInnen der Station) auch andere Eltern, die sich schon besser auskennen, für Fragen zur Verfügung stehen.

Viele Kliniken bieten Ihnen die Möglichkeit, Ihrem Kind Speisen zuzubereiten und stellen verschiedene Getränke zur Verfügung.

Gut zu wissen: Machen Sie Ihr Kind mit allem bekannt.

Beim Kind/Jugendlichen bleiben

Erkundigen Sie sich bereits im Vorfeld der stationären Aufnahme über die Mitaufnahme eines Elternteils als Begleitperson. Das Personal in der Klinik wird Ihre Anwesenheit zu schätzen wissen, weil Sie Ihr Kind und seine Vorlieben am besten kennen und so bei der Versorgung und der Gewöhnung an die neuen Abläufe in der fremden Umgebung eine unverzichtbare Hilfe sind.

Je jünger Ihre Tochter/Ihr Sohn ist, desto mehr braucht sie/er Ihre vertraute Nähe, um sich sicher und geborgen zu fühlen. Wenn Sie in der Nähe sind, können Tränen schnell getrocknet und Fragen direkt beantwortet werden.

Falls Ihr Kind schon älter ist und/oder Sie nicht die Möglichkeit haben, die ganze Zeit bei ihm zu bleiben, informieren Sie Ihr Kind und die Pflegefachkräfte, wann Sie verlässlich da sein können und besprechen Sie, wie Sie auch zwischendurch erreichbar sind. Erinnerungsstücke an zu Hause, Fotos der Familie und Gegenstände der Eltern (wie Mamas Tuch) können eine Brücke schlagen, wenn Sie vorübergehend nicht in der Klinik anwesend sein können.

Näheres zu organisatorischen und sozialrechtlichen Fragen finden Sie hier.

Die meisten pädiatrisch-onkologischen Stationen haben nur wenige oder keine Einzelzimmer, so dass Sie das Patientenzimmer mit einer oder mehreren anderen Familien teilen müssen. Gegenseitige Rücksichtnahme ist für ein gutes Miteinander entscheidend (Besucherzahl, Ruhebedürfnis).

An vielen Kliniken dürfen Sie (zumindest in der Eingewöhnungszeit) bei Ihrem Kind übernachten. Dazu wird mancherorts eine Liege oder ein Schlafsessel neben das Patientenbett gestellt. Sollten Sie neben dem Patientenkind noch ein Stillkind haben, kann dieses meist ebenfalls mitaufgenommen werden.

Die zum Patientenzimmer gehörenden Sanitäranlagen sind in der Regel nur für Patienten gedacht. Über Besucher-WCs und Duschmöglichkeiten für Eltern werden Sie bei Aufnahme informiert.

Wenn das Übernachten im Patientenzimmer nicht möglich oder (bei Jugendlichen) nicht sinnvoll ist, stehen kliniknah Elternübernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Gerade Jugendlichen ist es oft nicht recht, wenn sie einen Teil ihrer schon erworbenen Unabhängigkeit von den Eltern dadurch wieder verlieren, dass rund um die Uhr jemand bei ihnen bleibt. Bitte besprechen Sie dies mit Ihrer Tochter/Ihrem Sohn und finden Sie eine einvernehmliche Lösung.

Gut zu wissen: Bleiben Sie nach Möglichkeit bei Ihrem Kind. Nutzen Sie die für Sie praktikabelste Übernachtungsmöglichkeit.

Umgang mit Fragen des Kindes

Nicht alle anstehenden Untersuchungen können völlig schmerzfrei durchgeführt werden. Bereiten Sie Ihr Kind wahrheitsgemäß auf das Kommende vor. Versprechen Sie nichts, was Sie nicht halten können. Kinder spüren, wenn Erwachsene nicht aufrichtig sind und verlieren das Vertrauen.

Bieten Sie körperliche Nähe und Trost bei unangenehmen Prozeduren an und lassen Sie Ihr Kind spüren, dass Sie ihm verlässlich beistehen werden. Wenn Ihr Kind weint oder schreit, versuchen Sie, Ruhe zu bewahren und helfen Sie ihm, sich wieder zu beruhigen. Gerade in diesen Situationen ist es besonders wichtig, durch Lob hervorzuheben, was Ihre Tochter/Ihr Sohn alles meistert und geschafft hat.

Beantworten Sie alle Fragen aufrichtig. Wenn Sie selbst keine Antwort haben, sagen Sie das wahrheitsgemäß. Ermutigen Sie Ihr Kind dazu, seine Fragen direkt an die Behandelnden zu stellen.

Wenn Sie in der Gegenwart Ihres Kindes mit ÄrztInnen oder anderen Personen des Behandlungsteams über seine gesundheitliche Situation sprechen, sorgen Sie dafür, dass es mit einbezogen wird. Eventuell beunruhigende Tatsachen besprechen Sie am besten zuerst mit den Behandlern unter vier Augen. Verschweigen Sie Ihrem Kind aber nicht, was besprochen wurde. Sie können die zuständigen ÄrztInnen auch darum bitten, mit Ihrer Tochter/Ihrem Sohn zu sprechen und alles zu erklären oder fragen Sie MitarbeiterInnen des Psychosozialen Teams, ob sie Ihnen beim Gespräch mit Ihrem Kind zur Seite stehen können. Näheres zum altersgerechten Umgang mit Informationen finden Sie hier.

Gut zu wissen: Bleiben Sie ihrem Kind gegenüber ehrlich und informieren Sie es altersentsprechend.

Einleben auf Station

Wahrscheinlich haben Sie (wie jede Familie) eingespielte Alltagsabläufe. Vieles gerät jetzt ins Stocken und alle Familienmitglieder reagieren vielleicht empfindlicher als sonst. Das kann zu zusätzlichen Spannungen führen. Seien Sie vor allem auch nachsichtig mit sich selbst, wenn Sie etwas vergessen oder nicht alles wie gewohnt funktioniert.

Wehrt sich Ihr Kind gegen Untersuchungen, schimpfen Sie nicht. Erklären Sie ruhig und ganz genau, was gemacht wird und dass dies notwendig ist, um wieder gesund werden zu können. Medizinische Routinen wirken einschüchternd und Ihr Kind kann den Sinn vielleicht noch nicht verstehen. So wichtig Konsequenz im Erziehungsalltag ist – jetzt braucht Ihr Kind vor allem Ihren Zuspruch, Ihr Verständnis, Einflussmöglichkeiten auf die Abläufe und Zeit, sich auf das Neue einzustellen.

Immer wieder machen Kinder im Krankenhaus scheinbar Rückschritte in ihrer Entwicklung, brauchen vielleicht nachts wieder einen Schnuller oder sind nicht mehr trocken. Diese Reaktionen sind häufig und vorübergehend. Bleiben Sie diesbezüglich gelassen.

Gut zu wissen: Berücksichtigen Sie die besondere Situation. Bleiben Sie nachsichtig und geduldig.

Sich gemeinsam beschäftigen

Kinder im Krankenhaus haben sehr viel Zeit. Trotz Krankheit und Unwohlsein können Sie die Tage in der Klinik möglichst angenehm gestalten: Kochen Sie Lieblingsspeisen, hören Sie gemeinsam Musik, erzählen Sie Geschichten oder lesen Sie etwas vor. Selbst Größere mögen es oft gern, wenn ihnen vorgelesen wird. Viele Anregungen dazu bekommen Sie bei den psychosozialen MitarbeiterInnen.

Gut zu wissen: Beschäftigen Sie sich gemeinsam mit angenehmen Dingen, die Freude bereiten.