Strahlentherapie
Autor: Dr. med. Gesche Riabowol (geb. Tallen), Redaktion: Maria Yiallouros, Freigabe: Prof. Dr. med. U. Creutzig, Zuletzt geändert: 30.10.2024 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e159062
Wie die Behandlung mit Zytostatika gehört die Strahlentherapie zu den Standardverfahren bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Krebserkrankungen. Dies gilt insbesondere bei soliden Tumoren wie
- Lymphomen
- Tumoren des Zentralnervensystems (ZNS-Tumoren)
- Osteosarkomen
- Ewing-Sarkomen
Außerdem ist eine Bestrahlung von Schädel- und Wirbelsäulenkanal (craniospinale Strahlentherapie) Teil der Standardbehandlung bestimmter Leukämieformen und vieler Tumoren des Zentralnervensystems, so wie die Ganzkörperbestrahlung eine wichtige Komponente bei der Konditionierung vor einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation ist (siehe unten).
Die zellschädigende Wirkung der Strahlentherapie erfolgt über Schädigungen an der DNA, auch in gesunden Zellen, zum Beispiel durch unerwünschte Mitbestrahlung von gesundem Gewebe in der Nähe der bestrahlten Tumorregion. Diese so genannte Streustrahlung kann zu genetischen Veränderungen in diesen gesunden Geweben führen und in der Folge zur Entstehung einer neuen Krebserkrankung beitragen.
Nachgewiesene Risikofaktoren für die Entwicklung von Zweitkrebserkrankungen nach einer Strahlentherapie sind:
- Hohe Gesamt-Strahlendosis: unterschiedlich hoch, bezogen auf verschiedene Arten von Zweitkrebserkrankungen (siehe Tabelle unten)
- Strahlentherapie oder Streustrahlung im Bereich besonders empfindlicher Organregionen (zum Beispiel Brust, Schilddrüse, Zentralnervensystem, Nervensystem, Haut, Knochen)
- Kombination der Strahlentherapie mit bestimmten Zytostatika (siehe oben)
- Junges Alter bei Bestrahlung (< 10. Lebensjahr): erhöhtes Risiko für Schilddrüsenkarzinom und Krebsleiden der Atemwege
- Gesteigerte Anfälligkeit für strahlenbedingte Schädigungen aufgrund bestimmter genetischer Voraussetzungen, zum Beispiel erbliche Krebssyndrome / Krebsprädispositionssyndrome (siehe Kapitel "Persönliche Risikofaktoren" unten).
Die häufigsten Zweitkrebserkrankungen (SMN) nach einer Strahlentherapie im Kindes- oder Jugendalter sind folgende solide Tumoren:
- Hautkrebs (Basalzellkarzinome)
- Brustkrebs
- Schilddrüsen-, Bronchial-Karzinome
- Knochentumoren (Osteosarkome)
- Tumoren des Zentralnervensystems (ZNS-Tumoren), besonders Gliome, Meningiome
Wichtig zu wissen: Neue Bestrahlungstechniken wie die Protonentherapie gehen in der Regel mit weniger Streustrahlung einher als traditionelle Strahlentherapien. Durch zunehmenden Einsatz der Protonentherapie und anderer neuentwickelter Methoden, mit denen gezielter nur die Tumorregion bestrahlt werden kann, soll das Risiko für Zweitkrebserkrankungen gesenkt werden.