Neurophysiologische Untersuchungen

Autor:  Maria Yiallouros, Dr. med. habil. Gesche Tallen, Zuletzt geändert: 24.02.2020 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e85929

Elektroenzephalographie (EEG)

Mit der Elektroenzephalographie (EEG) wird die gesamte elektrische Aktivität des Gehirns gemessen, indem Schwankungen der elektrischen Spannung an der Kopfoberfläche registriert werden. Zu diesen Schwankungen kommt es im Zusammenhang mit der Informationsvermittlung/-verarbeitung im Gehirn, die wiederum elektrische Veränderungen in den Nervenzellen erzeugt (siehe auch Informationen zu Aufbau und Funktion des Zentralnervensystems). Die so entstehenden und aufgezeichneten Daten werden von geübten Spezialisten (Kinder-Neurologen) auf auffällige Muster untersucht; diese geben indirekt Hinweise auf Funktionsstörungen des Gehirns sowie auf Hirnbereiche mit erhöhter Neigung zu Krampfanfällen.

Die Untersuchung kann zum Beispiel bei tumorbedingten Ausfallerscheinungen des Gehirns zur Diagnostik und Verlaufskontrolle herangezogen werden. Außerdem dient sie der Erkennung eventuell auftretender Behandlungsfolgen. Eine EEG ist schmerzfrei.

Messung evozierter Potentiale

Im Rahmen einer Elektroenzephalographie (EEG) können – durch besondere Aktitvitäten – so genannte evozierte Potentiale im Elektroenzephalogramm abgeleitet werden. Dabei werden während der EEG-Ableitung Sinnesorgane des Patienten gereizt, zum Beispiel die Augen durch Bilder, Muster oder Lichtblitze, das Gehör durch akustische Signale und die Haut durch Berührungsreize. Man spricht dann entsprechend auch von visuell evozierten Potenzialen (abgekürzt: VEP), akustisch evozierten Potenzialen (AEP) beziehungsweise somato-sensibel evozierten Potentialen (SSEP). Sind bestimmte Leitungsbahnen durch einen Tumor unterbrochen, können sich diese Potenziale in charakteristischer Weise verändern (siehe auch Informationen zu Aufbau und Funktion des Zentralnervensystems, Abschnitt „Funktionelle Systeme“). Dadurch können indirekte Hinweise auf die Art und den Ort einer Erkrankung im Gehirn oder Rückenmark gewonnen werden.

Die Messung visuell evozierter Potentiale spielt insbesondere bei Tumoren der Sehbahnregion eine Rolle. Akustisch evozierte und somato-sensibel evozierte Potentiale können bei Tumoren des Kleinhirns, des hinteren Hirnstamms und des Rückenmarks vor allem zur Beurteilung des Krankheitsverlaufes von Bedeutung sein.

HNO-ärztliche Untersuchung (Audiogramm)

Eine HNO-ärztliche Untersuchung (Hör- und Labyrinthfunktionsprüfungen) wird im Rahmen der Erstdiagnose in der Regel dann durchgeführt, wenn sich Hinweise auf einen Tumor im Bereich des unteren Hirnstamms oder in bestimmten Bereichen des Kleinhirns (Kleinhirnbrückenwinkel) ergeben. Regelmäßige Hörprüfungen sind vor allem im Behandlungsverlauf (zum Beispiel vor einer Strahlentherapie oder Chemotherapie) sowie im Rahmen der Nachsorge nach Chemo- oder Strahlentherapie von Bedeutung (siehe auch Kapitel "Verlaufsdiagnostik").