Diagnostisches Vorgehen bei Tumoren des Zentralnervensystems

Autor:  Maria Yiallouros, Dr. med. habil. Gesche Tallen, Zuletzt geändert: 24.02.2020 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e37306

Am Anfang der Erstdiagnose stehen immer eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine umfassende körperliche / neurologische Untersuchung des Patienten.

Untersuchungen zur Diagnosesicherung

Bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) oder die Computertomographie (CT) stehen anschließend im Vordergrund der Diagnostik von ZNS-Tumoren. Mit Hilfe dieser Methoden lässt sich in der Regel sicherstellen, ob ein Tumor des Zentralnervensystems vorliegt. Auch Lage und Größe des Tumors sowie seine Abgrenzung zu Nachbarstrukturen sind sichtbar. Die MRT ist darin dem CT überlegen, so dass eine CT heute nur noch als die unter Umständen schneller verfügbare Methode in Notsituationen anzeigt ist.

In manchen Fällen benötigt der Neurochirurg vor der Operation Informationen über die Gefäßversorgung des Tumors, so dass eine Darstellung der Gehirngefäße (Magnetresonanzangiographie oder digitale Subtraktionsangiographie) erforderlich wird. Besteht der Verdacht, dass der Tumor die Sehbahn erfasst, erfolgt zudem eine gründliche Untersuchung durch einen erfahrenen Augenarzt. Unter Umständen können Zusatzanalysen, zum Beispiel eine Untersuchung der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Lumbalpunktion), notwendig sein, um eine Aussaat von Tumorzellen in den Rückenmarkskanal nachzuweisen beziehungsweise auszuschließen.

Zur endgültigen Sicherung der Diagnose muss in aller Regel eine Gewebeprobe entnommen werden (Biopsie). Nur in Einzelfällen kann unter bestimmen Voraussetzungen (zum Beispiel bei Tumoren der Sehbahn oder des Zwischenhirns, bei denen ein Eingriff zu risikoreich wäre) auf eine Biopsie verzichtet werden.

Untersuchungen vor Therapiebeginn

Behandlungsvorbereitend erfolgen in der Regel ferner eine Röntgenuntersuchung der Lunge zur Überprüfung der Lungenfunktion vor einer Narkose, eine Elektrokardiographie (EKG) und Echokardiographie zur Überprüfung der Herzfunktion und eine Elektroenzephalographie (EEG) zur Untersuchung der Gehirnströme beziehungsweise zum Auffinden von Hirngebieten, die durch den Tumor möglicherweise eine erhöhte Tendenz zu Krampfanfällen aufweisen.

Auch eine Untersuchung der Hörfunktion (Audiogramm) sowie elektrophysiologische Untersuchungen zur Ermittlung der Funktion von Seh-, Hör- und Tastsinn (evozierte Potentiale) können gegebenenfalls hinzukommen. Wichtig ist vor Beginn der Behandlung außerdem der Nachweis einer eventuell vorhandenen Neurofibromatose (NF-Status), denn das Vorliegen oder Nicht-Vorliegen dieser Erkrankung ist mitentscheidend bei der Wahl der Behandlungsstrategie.

Umfangreiche Laboruntersuchungen dienen dazu, den Allgemeinzustand des Patienten zu überprüfen und festzustellen, ob die Funktion einzelner Organe (zum Beispiel Nieren und Leber) beeinträchtigt ist oder Stoffwechselstörungen vorliegen, die vor oder während der Behandlung besonders berücksichtigt werden müssen. Auch die Funktion der Hormondrüsen wird überprüft, um eine Störung durch den Tumor oder die Behandlung einschätzen und gegebenenfalls behandeln zu können. Aus demselben Grund können vor Behandlungsbeginn auch neuropsychologische Untersuchungen erfolgen. Veränderungen, die möglicherweise im Laufe der Therapie auftreten, können aufgrund solcher Ausgangsbefunde besser beurteilt werden.

Wie die Untersuchungen im Einzelnen ablaufen und welche Bedeutung ihnen bei der Diagnose eines niedrigmalignen Glioms zukommt, erfahren Sie im Anschluss.