Bildgebende Verfahren

Autor:  Maria Yiallouros, Dr. med. habil. Gesche Tallen, Zuletzt geändert: 23.04.2020 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e37329

Bildgebende Verfahren sind Untersuchungstechniken, mit denen das Körperinnere bildlich dargestellt werden kann. Die bei ZNS-Tumoren möglicherweise eingesetzten Untersuchungen werden im Folgenden vorgestellt.

Magnetresonanztomographie (MRT)

Die Magnetresonanztomographie (Kernspintomographie, MRT) des Gehirns und/oder (seltener) des Rückenmarks ist ein wichtiges bildgebendes Verfahren bei der Diagnose von ZNS-Tumoren. Mit ihrer Hilfe kann ein Tumor mit fast 100-prozentiger Sicherheit nachgewiesen und seine genaue Lage, Größe und Abgrenzbarkeit bestimmt werden. Letzteres ist insbesondere vor einem (diagnostischen oder kurativen) Eingriff am Gehirn oder Rückenmark zur Planung der Operation wichtig.

In der Regel erfolgt zunächst eine MRT des Gehirns (craniale MRT). Eine MRT des Rückenmarks (spinale MRT) wird nur durchgeführt, wenn aufgrund der MRT des Gehirns oder aufgrund von bestimmten Symptomen ein Verdacht auf Befall des Rückenmarks besteht. Bei Patienten mit einem Tumor des Kleinhirns oder Hirnstamms (infratentorieller Tumor) kann eine im Rahmen der MRT erforderliche Narkose, aber auch bereits bei der Erstuntersuchung dazu genutzt werden, den gesamten Rückenmarkskanal zu untersuchen.

Die MRT erfolgt gewöhnlich mit und ohne Kontrastmittel (Gadolinium). Das Kontrastmittel dient der besseren Unterscheidung zwischen krankem und gesundem Gewebe. Aus dem Kontrastmittelverhalten können sich außerdem Rückschlüsse auf die Art des Tumors und die weitere Therapiestrategie (Operation, Bestrahlung, Chemotherapie) ergeben.

Die Magnetresonanztomographie arbeitet mit Magnetfeldern. Sie tut nicht weh, verursacht keine Strahlenbelastung, dauert jedoch relativ lange und ist mit langem Stillliegen in einem relativ engen Untersuchungsgerät verbunden, das zudem Geräusche macht. Aus diesem Grund mögen die meisten Kinder die MRT nicht. Daher ist oft eine Ruhigstellung durch Sedierung oder Narkose notwendig oder zweckmäßig. In den meisten großen Behandlungszentren sind mittlerweile jedoch kindgerechte Untersuchungsräume und -geräte etabliert, so dass eine MRT-Untersuchung heutzutage für Kinder weniger belastend ist. Allgemeine Informationen zur Magnetresonanztomographie finden Sie hier.

Computertomographie (CT)

Eine Computertomographie (CT) des Gehirns (craniale Computertomographie; CTT) ermöglicht, wie die Magnetresonanztomographie (MRT), den Nachweis und die Lokalisation eines Hirn- oder Rückenmarktumors. Heutzutage erfolgt eine CT in der Regel nur dann, wenn eine sehr schnelle Diagnose erforderlich ist, zum Beispiel in einer akuten Notsituation. Denn während die MRT relativ lange dauert und das Kind dafür unter Umständen ruhiggestellt werden muss, ist die CT eine Untersuchung von wenigen Minuten, so dass sie selbst bei Säuglingen und Kleinkindern oft ohne Sedierung oder Narkose erfolgen kann. Die CT ersetzt aber in solchen Fällen nicht die MRT, das heißt, die MRT wird nachgeholt, wenn die Notfallsituation vorüber ist.

Die Computertomographie ist ein spezielles Röntgenverfahren, mit dem der Körper (mit Hilfe von Röntgenstrahlung) Schicht für Schicht durchleuchtet werden kann. Sie erfolgt mit und ohne Kontrastmittel (Gadolinium). Das Kontrastmittel wird intravenös verabreicht und dient der Kontraststeigerung und somit der besseren Unterscheidung zwischen krankem und gesundem Gewebe. Die CT ersetzt aber nicht die MRT, das heißt, die MRT wird nachgeholt, wenn die Notfallsituation vorüber ist. In manchen Situationen kann darüber hinaus eine CT ohne Kontrastmittel durchgeführt werden, zum Beispiel um Verkalkungen nachzuweisen oder auszuschließen und/oder um zellreiche Tumoren voneinander abzugrenzen.

Allgemeine Informationen zur Computertomographie finden Sie hier.

Ultraschalluntersuchung (bei ZNS-Tumoren im Säuglingsalter)

Im Säuglingsalter, das heißt, so lange manche Knochenlücken am kindlichen Schädel, besonders die große Fontanelle, noch offen sind, kann ein Hirntumor, abhängig von seiner Lage und Größe, auch mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung durch die offene Fontanelle festgestellt werden. Der sichere Ausschluss eines Tumors ist durch die Ultraschalluntersuchung in der Regel nicht möglich. Bestätigt sich der Verdacht auf einen ZNS-Tumors, so wird zur genaueren Diagnostik und weiteren Therapieplanung/Operationsvorbereitung auch bei Säuglingen eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt.

Die Ultraschalluntersuchung ist schmerzfrei und birgt keine Strahlenbelastung. Allgemeine Informationen zur Ultraschalluntersuchung erhalten Sie hier.

Magnetresonanzangiographie (MRA)

Die Magnetresonanzangiographie (MRA) ermöglicht durch Einsatz eines Kernspingerätes, Bilder vom Gefäßsystem des Gehirns zu erstellen (siehe auch Informationen zu Aufbau und Funktion des Zentralnervensystems, Abschnitt "Das Gefäßsystem"). Das Verfahren kann in manchen Fällen ergänzend zur Magnetresonanztomographie (MRT) nützlich sein, um vor einem operativen Eingriff den Verlauf von Blutgefäßen in der Nachbarschaft des Tumors sowie die Versorgung des Tumors mit Blutgefäßen (Vaskularisation) zu überprüfen. Die Untersuchung funktioniert wie die MRT, das heißt, mittels Magnetfeldern und ohne Röntgenstrahlung.

In manchen Fällen reicht die Magnetresonanzangiographie (MRA) nicht aus, um die Blutversorgung im Gehirn vor einer Operation gut genug beurteilen zu können. In diesen Fällen kann zusätzlich oder ergänzend eine digitale Subtraktionsangiographie (DSA) erforderlich sein. Es handelt sich dabei um ein spezielles Röntgenverfahren, mit dessen Hilfe besonders Hirntumoren mit einer sehr starken eigenen Gefäßversorgung sehr gut sichtbar gemacht werden können. Das ist sehr wichtig, denn um Gefäßverletzungen und damit Blutungen vorzubeugen, muss der Operateur Lage und Verlauf der Blutgefäße vor Beginn einer Operation genau kennen.

Weitere, allgemeine Informationen zur Subtraktionsangiographie und allgemein zu angiographischen Methoden finden Sie hier.

Magnetresonanzspektroskopie (MR-Spektroskopie, MRS)

Eine Magnetresonanzspektroskopie (MRS) kann in besonderen Fällen hilfreich sein, um lebendes Tumorgewebe von entzündlichen oder abgestorbenen (nekrotischen) Gewebeanteilen zu unterscheiden (zum Beispiel nach einer Chemotherapie oder Strahlentherapie). Das Verfahren kann vor allem auch im Rahmen der Verlaufsdiagnostik eine Rolle spielen. Es funktioniert wie die Magnetresonanztomographie (MRT), das heißt, mittels Magnetfeldern und ohne Röntgenstrahlung. Weitere Informationen zur Magnetresonanzspektroskopie finden Sie hier.

Röntgenuntersuchungen (Brustkorb)

Die Röntgenuntersuchung des Brustkorbs (Thorax) gehört zu den Routine-Untersuchungsverfahren vor einer Operation. Sie dient hier vor allem der Feststellung, ob der Zustand der Atmungsorgane und des Herzens für eine Vollnarkose (bei der künstlich beatmet wird) in Ordnung ist. Die Durchführung einer Röntgenübersichtsaufnahme geht schnell und tut nicht weh. Sie ist jedoch mit einer gewissen Strahlenbelastung verbunden. Daher wird bei Kindern und Jugendlichen darauf geachtet, dass (abgesehen von den für die Erstdiagnose notwendigen Untersuchungen) so wenig wie möglich geröntgt wird. Allgemeine Informationen zur Röntgenuntersuchung erhalten Sie hier.

Positronen-Emissions-Tomographie (PET)

Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) ist ein nuklearmedizinisches Verfahren [Nuklearmedizin], das zur Darstellung von Tumoren und Metastasen genutzt werden kann. Der Vorteil der PET gegenüber anderen bildgebenden Verfahren ist, dass ausschließlich lebendes Tumorgewebe sichtbar gemacht wird. Dadurch lässt sich beispielsweise nach einer Behandlung (zum Beispiel im Anschluss an einen Chemotherapiezyklus) feststellen, ob ein bei der Magnetresonanztomographie oder Computertomographie erkennbarer Resttumor noch lebende Tumorzellen enthält oder ob es sich dabei nur um totes Restgewebe handelt. Die PET eignet sich daher sehr gut zur Überprüfung des Krankheitsverlaufs und zur Einschätzung des Rückfallrisikos des Patienten.

In der Hirntumordiagnostik wird die PET bisher allerdings nur experimentell im Rahmen von Studien eingesetzt. Weitere, allgemeine Informationen zu nuklearmedizinischen Verfahren wie der PET finden Sie hier.