Wie reagieren Kinder/Jugendliche?

Autor:  Iris Lein-Köhler, Barbara Grießmeier, Redaktion:  Ingrid Grüneberg, Zuletzt geändert: 04.09.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e227033

Ihre Tochter/Ihr Sohn muss sich in der fremden Umgebung der Klinik zurechtfinden und mit der Tatsache zurechtkommen, dass ihr/sein Leben auf den Kopf gestellt und durch die Erkrankung bedroht ist. Meist beginnt erst einmal eine anstrengende Zeit umfangreicher medizinischer Untersuchungen, die ungewohnt, unangenehm und beängstigend sein können.

Dafür brauchen Kinder und Jugendliche mehr als sonst die Aufmerksamkeit und Fürsorge ihrer Eltern, aber erleben diese als ungewöhnlich unsicher, ängstlich und traurig. Kinder vermissen womöglich elterliche Sicherheit und Souveränität. Ihre gesamte Familie braucht Zeit, um sich an die neuen Verhältnisse anzupassen.

Besonders belastend kann es sein, wenn die Klinikaufnahme abrupt und unter dramatischen Umständen (als Notfall) erfolgte. Das kann ängstigen und verunsichern. Von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr wie vorher: Das Leben der Freunde, der Klassenkameraden und das Zuhause sind weit weg.

In der neuen Situation gilt es, viele Abläufe und Menschen im Stationsalltag kennenzulernen. Manche Kinder/Jugendliche finden sich schnell zurecht und nehmen von sich aus Kontakt mit den Personen des Behandlungsteams auf. Andere sind eher zurückhaltend, vorsichtig oder überfordert. Mit der Zeit wird es aber allen gelingen, sich auf die neue Situation einzustellen.

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Es dauert, alle MitarbeiterInnen auf der Station kennenzulernen

Auch für Kinder und Jugendliche ist das Aushalten von Ungewissheit während des Wartens auf Untersuchungsergebnisse und Nachrichten, was als nächstes geschehen wird, eine große Herausforderung. Alle wichtigen Informationen zur Erkrankung zu verstehen und zu verarbeiten, kann ebenfalls eine Weile dauern. Kindgerechte Sprache und der Einsatz altersentsprechender Informationsmaterialien sind hierbei eine wertvolle Hilfe. Das Behandlungsteam wird dies berücksichtigen und passende Angebote machen.

Den jungen PatientInnen wird meistens sehr schnell bewusst, dass sie ernsthaft erkrankt sind - zum einen weil sich ihre Eltern so anders verhalten und zum anderen, weil sie vom Behandlungsteam alles Erforderliche erfahren. Dies führt meist dazu, dass sie bei allen Untersuchungen und Behandlungen gut mitmachen.

Je besser die Kinder darüber informiert sind, was mit ihnen geschieht und je mehr Handlungsspielraum sie wieder bekommen, umso leichter tun sie sich mit notwendigen Untersuchungen und Behandlungen.

Viele Kinder und Jugendliche beschäftigt die Frage, ob sie an ihrer Erkrankung schuld sind. Sie brauchen darauf eine klare Antwort. Außerdem sind sie mit vielfältigen, vielleicht verwirrenden Gefühlen wie Angst, Traurigkeit, Wut oder Ohnmacht konfrontiert und benötigen den verlässlichen Beistand ihrer Bezugspersonen, um damit umgehen zu lernen. Häufig verbinden sie mit dem Wort Krebs Erfahrungen älterer Personen oder Informationen aus den Medien, die an den Tod denken lassen. Auch schon etwas ältere Kinder wollen in dieser Situation oft ihre Eltern/Bezugspersonen nahe bei sich haben, mit denen ihre Ängste besprechen und nicht alleine gelassen werden.