Wie reagieren Geschwister?
Autor: Iris Lein-Köhler, Barbara Grießmeier, Zuletzt geändert: 04.09.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e227048
Schon die Zeit bis zur Diagnosefindung war für die Geschwister eine unruhige, unklare und bedrohliche Situation. Der Aufenthalt des kranken Geschwisters im Krankenhaus und die Abwesenheit des begleitenden Elternteils verändern den familiären Alltag möglicherweise drastisch.
Manche Geschwister fragen sich, ob sie an der Erkrankung ihrer Schwester/ihres Bruders schuld sein könnten, beispielsweise weil sie sich gestritten haben. Es ist ganz wichtig, dass die Geschwister wissen: Sie sind nicht für die Erkrankung verantwortlich. Krebs entsteht nicht durch Gedanken oder Worte eines anderen. Niemand ist schuld!
Oft ist es hilfreich, wenn sich die Geschwister selbst ein Bild vom Geschehen in der Klinik machen und zu Besuch kommen dürfen. In manchen Kliniken ist dies erst ab einem bestimmten Alter erlaubt - dann helfen Videochats. Die Sorge um die kranke Schwester/den kranken Bruder kann so etwas gemildert und ängstigende Fantasien zum Krankenhausaufenthalt durch die Realität entlastet werden.
Wenn möglich, sollten sich Geschwister selbst ein Bild von der Klinik machen
Besonders sehr junge Geschwister können unter der Trennung von einer wichtigen Bezugsperson leiden. Prüfen Sie, ob Sie sich mit anderen erwachsenen Familienmitgliedern in der Klinik abwechseln können, damit Sie auch für die Geschwister da sein können. Babys, die noch gestillt werden, können in einigen Kliniken mit der Mutter auf Station mit aufgenommen werden. Das Behandlungsteam wird Sie dabei unterstützen, tragfähige Lösungen zu finden.
Es gibt den Geschwistern Sicherheit, wenn es der Familie gelingt, deren übliche Aktivitäten wie den Besuch von Kindertagesstätte, Schule, Sportveranstaltungen oder Musikschule aufrechtzuerhalten.
Soziale Kontakte und weitgehende Normalität außerhalb der Familie entlasten.
Allerdings sollten ErzieherInnen, LehrerInnen und TrainerInnen darüber informiert werden, was die Familie gerade so stark belastet. So können die Geschwister auch dort Halt, Verständnis und Unterstützung finden.
Wenn nach dem ersten stationären Aufenthalt alle wieder beisammen sind, beanspruchen die Geschwisterkinder häufig die Aufmerksamkeit des Elternteils, das sie lange nicht bei sich hatten, in besonderer Weise. Vielleicht lassen sich „Exklusivzeiten“ einrichten, in denen Sie etwas besonders mit ihnen unternehmen.
Um sich nicht vernachlässigt zu fühlen, ist es wichtig, die Brüder und Schwestern gut über die Erkrankung und Behandlung zu informieren und dabei zu erklären, dass sie sich nicht anstecken können. Altersgerechte Informationsmaterialien für Geschwister und Informationen über spezielle Angebote für Brüder und Schwestern eines erkrankten Kindes/Jugendlichen bekommen Sie beim Psychosozialen Team.
Geschwister machen meist schnell die Erfahrung, dass Bruder oder Schwester eigentlich „wie immer“ sind. Das ermöglicht in der Regel einen unkomplizierten Kontakt oder unbeschwerten Umgang miteinander und tut beiden Seiten gut.