Was sind Gefühle?

Autor:  Iris Lein-Köhler, Barbara Grießmeier, Zuletzt geändert: 03.07.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e227276

Unsere Gefühle begleiten uns auf Schritt und Tritt und sie zeigen uns, ob uns etwas guttut oder nicht – das heißt, ob unsere Bedürfnisse erfüllt sind oder nicht. Angenehme Gefühle (wie beispielsweise Freude) weisen darauf hin, dass wichtige Bedürfnisse erfüllt sind – also etwa das Bedürfnis nach Nähe, Kontakt, Sicherheit, Verstandenwerden oder nach Spaß und Spiel. Unangenehme Gefühle (wie beispielsweise Angst, Ärger, Trauer oder Wut) zeigen uns, dass wichtige Bedürfnisse nicht erfüllt sind – etwa das Bedürfnis nach körperlichem Wohlbefinden, Autonomie, Erholung oder Kreativität.

Über angenehme Gefühle machen wir uns selten Gedanken, die unangenehmen dagegen wollen wir oft am liebsten „ausschalten“ oder „wegmachen“. Dabei sind gerade diese Gefühle wichtige Hinweise, die uns helfen wollen, unser Handeln oder Verhalten so auszurichten, dass es uns wieder bessergeht. Gefühle sind also wie Farben, die unser ganzes Leben illustrieren und uns und anderen zeigen, wie es um uns steht. Es gibt keine Sekunde, in der wir nichts fühlen, nur ist uns das nicht immer bewusst. Gemütsbewegungen (Emotionen) sind mit innerer Erregung/körperlichen Reaktionen verbunden und bei allen Menschen auf der Welt ähnlich. Darin unterscheidet sich der Mensch von der Maschine.

Wozu sind Gefühle gut?

Gefühle entstehen im Moment, wollen wahrgenommen und verstanden werden. Sie sind Wegweiser für menschliches Handeln in jeder Situation, die wir als Menschen erleben und Ausdruck unserer Lebendigkeit.

In unbekannten und bedrohlichen Momenten stellen Emotionen die Energie zum Reagieren bereit: Angst beispielsweise mobilisiert körperliche Kräfte für Selbstschutz, Flucht oder Angriff. Im Laufe der Menschheitsgeschichte haben sie zum Überleben beigetragen, weil gerade auch unangenehme Gefühle unmittelbare Reaktionen auf gefährliche oder komplexe Situationen ermöglichen.

Jedes Gefühl will uns also sagen: „Beachte mich, ich tu dir nichts, ich will dir helfen, das Richtige zu tun.“

Wie „funktionieren“ Gefühle?

Normalerweise tauchen Gefühle auf und vergehen wieder. Wir empfinden sie im Moment eines Ereignisses. Dies geschieht ohne unser Zutun und es steht nicht in unserer Macht, zu verhindern, dass wir empfinden, was wir empfinden. Im nächsten Schritt bewerten wir die Emotionen Wir geben ihnen einen Namen und verbinden sie mit bisherigen Erfahrungen und unseren Vorstellungen von der Zukunft – wir „kommentieren“ die innere Wahrnehmung mit Gedanken oder unser Denken löst emotionale Reaktionen aus.

Wenn wir den Gedanken freien Lauf lassen und nach einem Ausweg aus einem unangenehmen Gemütszustand suchen, bleiben Gefühle länger und können manchmal Einfluss darauf nehmen, wie wir uns künftig mit diesem Ereignis fühlen („Das war schrecklich.“, „Wenn ich nur daran denke, wird mir schlecht.“). Häufig verbinden sich über unsere Gedanken zu einem Gefühl aktuelle Ereignisse mit denen aus der Vergangenheit. Beispielsweise werden Befürchtungen stärker, wenn wir schon in einer ähnlichen Situation waren, die uns überfordert hat. Meistens braucht es eine Zeit, ehe wir Vergangenes von Aktuellem unterscheiden können.

Wenn es gelingt, ein auftauchendes Gefühl erst einmal nur zur Kenntnis zu nehmen und darauf zu vertrauen, dass es vorübergehen wird, wenn es gelebt wird, wird es sich nach und nach abschwächen.