Unterstützung für den Körper – komplementäre Medizin

Autor:  Barbara Grießmeier, Iris Lein-Köhler, Zuletzt geändert: 19.07.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e243009

Fast alle Eltern haben den Wunsch, Ihr Kind auf der körperlichen Ebene zusätzlich zu den Behandlungsmethoden der Ärzte zu unterstützen. Auch wenn Sie grundsätzlich mit der Behandlung in der Klinik einverstanden sind, wünschen Sie sich vielleicht, dass Ihr Kind weniger unter den Nebenwirkungen der Therapie leiden muss, dass sein Immunsystem gestärkt wird, dass es sich nach der Chemotherapie schneller wieder erholt oder allgemein eine bessere Lebensqualität hat. Vielleicht hoffen Sie auch auf etwas ganz Neues, das tatsächlich die bösartigen Zellen am Wachstum hindern und einen möglichen Rückfall verhindern könnte. ÄrztInnen und Pflegende Ihres Kindes werden alle ihnen bekannten Methoden einsetzen, um Ihrem Kind Nebenwirkungen zu erleichtern.

Trotzdem werden Sie wahrscheinlich eine große Bandbreite an sogenannten supportiven (unterstützenden), komplementären (ergänzenden) oder auch „alternativen“ Methoden finden, wenn Sie beispielsweise im Internet danach suchen. Der Begriff „alternativ“ ist hier nicht ganz richtig, denn es geht ja nicht um ein Entweder – Oder, sondern vielmehr um eine Ergänzung. In den letzten Jahren gewinnt der Bereich der komplementären Medizin in der Onkologie immer mehr an Bedeutung und einige KinderonkologInnen haben bereits eine entsprechende Weiterbildung absolviert. Zögern Sie nicht, die ÄrztInnen Ihres Kindes nach deren Erfahrungen zu fragen!

Wenn Sie schließlich etwas gefunden haben, das Ihnen sinnvoll oder richtig für Ihr Kind erscheint, sollten Sie folgende Aspekte bedenken:

  • Fragen Sie den Anbieter, ob er dieses Mittel tatsächlich bei krebskranken Kindern angewandt hat. Bitten Sie um Studiendaten, echte Erfahrungsberichte und schriftliche Unterlagen.
  • Fragen Sie nach möglichen Nebenwirkungen, denn auch scheinbar „harmlose“ oder pflanzliche/natürliche Medikamente können unangenehme bis schwerwiegende Nebenwirkungen haben. Jede Art komplementärer Therapie kann die medizinische Therapie beeinflussen: Die Effekte von Medikamenten können verstärkt oder abgeschwächt werden.
  • Besprechen Sie Ihr Vorhaben, Ihrer Tochter/Ihrem Sohn ergänzende Mittel zu verabreichen, unbedingt mit den behandelnden ÄrztInnen Ihres Kindes. Diese werden Ihnen wahrscheinlich wenig zur möglichen Wirkung sagen können, von manchen Mitteln wird man Ihnen aber aufgrund möglicher Wechselwirkungen (einige Nahrungsergänzungsmittel können beispielsweise die Wirksamkeit der Chemotherapie beeinträchtigen) dringend abraten.
  • Prüfen Sie, ob Sie Ihrem Kind wirklich die Einnahme weiterer Medikamente oder anderer Mittel zumuten wollen: Ihre Tochter/Ihr Sohn muss ja bereits eine Vielzahl von Tabletten nehmen.
  • Hören Sie auf die Wünsche Ihres Kindes. Wenn es sich gegen weitere Mittel wehrt oder sie ablehnt, sollten Sie dies respektieren.

Neben der Suche nach Methoden, Medikamenten oder anderen Mitteln, die der körperlichen Unterstützung dienen sollen, machen sich viele Eltern Gedanken um eine spezielle Ernährung ihres Kindes. In den Medien werden sogenannte „Krebsdiäten“ propagiert, mit denen der Eindruck erweckt werden soll, man könne durch bestimmte Nahrungsmittel (oder den Verzicht darauf) das Wachstum bösartiger Zellen beeinflussen. Insbesondere in Bezug auf krebskranke Kinder und Jugendliche gibt es bis heute keinen Nachweis, dass dies gelingen könnte.

Manche Eltern glauben auch, ihr Kind müsse sich nun besonders „gesund“ ernähren und machen dann die Erfahrung, dass sie den Appetit ihres Kindes nur wenig beeinflussen können. Oft können Sie froh sein, wenn Ihr Kind überhaupt etwas essen mag. Zwingen Sie Ihr Kind nicht dazu, Dinge zu essen, die ihm nicht schmecken! Bieten Sie immer wieder abwechslungsreiche Nahrungsmittel in kleinen Portionen an. Wenn Ihr Kind aber über Wochen nur ein bestimmtes Gericht zu sich nehmen will, so wird dies den Krankheitsverlauf aller Wahrscheinlichkeit nach nicht ungünstig beeinflussen. Falls Sie sich sehr unsicher sind, können Sie auch um eine Ernährungsberatung in der behandelnden Klinik bitten.

Neben Ihrer eigenen Recherche nach Mitteln, den Körper Ihres Kindes zu unterstützen, werden Sie wahrscheinlich auch die unterschiedlichsten Hinweise aus Ihrem Umfeld bekommen. Denn genauso, wie Sie selbst etwas zur Genesung Ihres Kindes beitragen wollen, trifft dies auch auf Verwandte, Freunde und Bekannte zu. Prüfen Sie auch hier genau, was man Ihnen vorschlägt und zögern Sie gegebenenfalls nicht, gutgemeinte Vorschläge abzulehnen und Ihr Vertrauen zur Meinung der behandelnden ÄrztInnen deutlich zu machen.

Literatur:

Hübner J: Komplementäre Onkologie – Supportive Maßnahmen und evidenzbasierte Empfehlungen. Schattauer, 2012

Beuth J: Gut durch die Krebstherapie – wie Sie die Nebenwirkungen und Beschwerden lindern, Goldmann, 2017