Unterstützung für die Psyche

Autor:  Barbara Grießmeier, Iris Lein-Köhler, Zuletzt geändert: 23.08.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e243032

Manche Eltern gehen davon aus, dass ihr Kind durch die Krebserkrankung auf jeden Fall seelisch Schaden nehmen wird und deshalb eine Psychotherapie braucht. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die meisten Kinder dank der Unterstützung ihrer Familien und der MitarbeiterInnen in den Kliniken die Krise ihrer Erkrankung sehr gut meistern und nur in wenigen Fällen eine psychotherapeutische Unterstützung der Krankheitsverarbeitung nach Abschluss der Behandlung erforderlich wird. Die psychosozialen MitarbeiterInnen werden sie bezüglich der Notwendigkeit einer Psychotherapie, die gegebenenfalls erst in der Nachsorge sinnvoll ist, beraten und bei der Suche nach Anlaufstellen behilflich sein. In der Zeit der Intensivtherapie tun die MitarbeiterInnen des Behandlungsteams alles dafür, die Bewältigungskräfte Ihrer Tochter/Ihres Sohnes zu stärken und möglichen psychischen Folgen vorzubeugen.

Manchmal kommt es vor, dass durch die Belastungen der Krebserkrankung und der Therapie bei Kind und/oder Eltern bereits vorher schon bestehende Schwierigkeiten auf der seelischen Ebene sichtbar werden, für die durchaus eine Psychotherapie angezeigt ist oder bereits begonnen wurde. Hier hat es sich als sinnvoll herausgestellt, diese Themen erst nach Abschluss der Behandlung Ihres Kindes anzugehen oder weiter zu bearbeiten.

Psychotherapie erfordert eine Menge psychische Energie sowie zeitliche und organisatorische Kräfte, um sich darauf einzulassen und dabei Fortschritte zu machen. In der Zeit der Intensivtherapie stehen diese zusätzlichen Kräfte nur begrenzt zur Verfügung. Es kann aber unterstützend und ermutigend sein, mit der/dem vertrauten PsychotherapeutIn in Kontakt zu bleiben. In manchen Fällen kann es vorkommen, dass der Bedarf einer Psychotherapie für Kind und/oder Eltern später im Leben sichtbar wird.

Auf der Suche nach Antworten auf die Frage, warum ein Kind so schwer erkranken kann, ist für manche Menschen die Vorstellung naheliegend, dass beim Kind (oder den Eltern) Verletzungen, ungeklärte Konflikte oder Traumata auf der seelischen Ebene vorliegen könnten, die zum Ausbruch dieser Krankheit beigetragen haben. Hintergrund hierfür ist die von manchen Autoren vertretene Auffassung, dass eine bösartige Erkrankung immer Ausdruck tieferliegender seelischer Konflikte sei. Folglich erscheint es dann auch naheliegend, dass das Kind (oder die Eltern) diese seelischen Ursachen der Krankheit mit Hilfe bestimmter Formen von „Therapie“ heilen müssten, um auch auf der körperlichen Ebene gesund werden zu können.

Meist handelt es sich bei den vorgeschlagenen Verfahren nicht um die von den Krankenkassen und psychotherapeutischen Fachgesellschaften anerkannten Psychotherapieverfahren und die Kosten werden folglich auch nicht übernommen. Bei Erwachsenen konnten in vielen Studien solche Zusammenhänge zwischen seelischen Problemen und einer Krebserkrankung nicht nachgewiesen werden und auch bei Kindern oder Jugendlichen sind diese Zusammenhänge nicht nachvollziehbar.