Kontakte mit anderen Familien

Autor:  Barbara Grießmeier, Iris Lein-Köhler, Redaktion:  Ingrid Grüneberg, Zuletzt geändert: 18.09.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e266129

Vielleicht erinnern Sie sich noch an Ihre Gefühle, als Sie während der Ersterkrankung Ihres Kindes (oder danach) zum ersten Mal eine andere Familie kennengelernt haben, deren Kind an einem Rückfall erkrankt war: Wahrscheinlich erlebten Sie eine Mischung aus Schrecken („Oh je, das kommt also tatsächlich vor?“), Mitleid („Die arme Familie!“) und Erleichterung, dass Ihr Kind bessere Chancen hatte. Und so ähnlich wird es jetzt auch anderen Familien gehen, die vom Rückfall Ihres Kindes erfahren: Da gibt es vielleicht noch Kontakte zu Eltern „von früher“, die tief betroffen reagieren und gleichzeitig hoffen, dass ihr eigenes Kind davon verschont bleibt. Und Familien, deren Kind zum ersten Mal erkrankt ist, erschrecken vermutlich genauso wie Sie damals, als Sie zum ersten Mal die Möglichkeit eines Rückfalls bei einem anderen Kind verstanden haben und damit Ihr Glaube an die Wirksamkeit der Therapie erschüttert wurde.

Der Verlust der Gewissheit, dass diese lange und anstrengende Therapie der Preis dafür ist, dass die Kinder gesund werden, ist vermutlich der Grund, warum andere Eltern jetzt vielleicht eher Distanz zu Ihnen und Ihrem Kind halten: Einige möchten die für das eigene Kind im Moment eher unwahrscheinliche Bedrohung nicht an sich heranlassen und versuchen so, sich zu schützen. Andere Eltern wollen hingegen mehr über die Situation Ihres Kindes wissen, leiden stellvertretend mit und hoffen, dass ihr eigenes Kind nicht eines Tages von einem Rezidiv/Progress betroffen sein wird.

Möglicherweise finden Sie in der Klinik leichter Kontakt zu anderen Familien, deren Kind ebenfalls einen Rückfall erlitten hat und mit denen Sie gefühlt „in einem Boot sitzen“. Schauen Sie in jedem Fall genau hin, welche Kontakte Ihnen gut tun und welche Menschen an Ihrer Seite Sie als stärkend empfinden, beziehungsweise wen und was Sie als nicht hilfreich erleben. Es ist völlig in Ordnung, wenn Sie mit Eltern von Kindern in Palliativsituation keinen Kontakt pflegen wollen, weil Ihnen das im Moment zu viel ist, solange bei Ihrem Kind noch Hoffnung besteht.