Was ist anders als bei der Ersterkrankung?
Autor: Barbara Grießmeier, Iris Lein-Köhler, Redaktion: Ingrid Grüneberg, Zuletzt geändert: 26.04.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e266109
Wenn die Krankheit bei Ihrer Tochter/ihrem Sohn zurückgekommen ist, gibt es einen großen Unterschied zur Ersterkrankung: Bei dieser hatten Sie über viele Monate hin Ihre ganze Kraft, Ihre Energie und auch Ihren Glauben auf die Hoffnung gesetzt, dass es Ihrem Kind danach für immer gut gehen würde. Diese Hoffnung hat Ihnen geholfen, schwere Zeiten mit Ihrem Kind zusammen durchzustehen und sich stets neu zu motivieren.
Jetzt können Sie vermutlich erstmal nicht glauben, dass eine erneute Therapie Heilung bringen kann – hat doch die bisherige Therapie nicht zu diesem Ziel geführt. Sie begreifen: Es gibt keine Heilungsgarantie. Deshalb ist die Angst, Ihr Kind zu verlieren, vermutlich stärker als bei der Ersterkrankung. Zum Schock der Diagnosemitteilung kommen nun verstärkt Gefühle von Hilflosigkeit, Ausgeliefertsein, Angst oder Versagen. Sie stellen andere Fragen, wollen manche Antworten unter Umständen gar nicht hören und brauchen sehr viel Kraft und Mut, neue Hoffnung aufzubauen.
Im Unterschied zur Ersterkrankung können Sie diesmal auf Ihre Erfahrungen zurückgreifen, denn Sie haben einiges im Umgang mit der Erkrankung gelernt und dabei neue Fähigkeiten erworben. Dazu können gehören:
- Ich kann mit Ärzten reden; ich verstehe Medizinerdeutsch.
- Ich kenne mich aus in der Klinik und weiß, zu wem ich Vertrauen haben kann.
- Ich kenne die ganzen Untersuchungen und Abläufe, deshalb kann ich sie meiner Tochter/meinem Sohn erklären und sie/ihn gut darauf vorbereiten.
- Ich habe Strategien zu meiner eigenen Entlastung und weiß, dass ich meinem Kind auch in Krisen beistehen kann.
- Ich weiß schon, wie ich was organisiere und kann auf Erfahrungen zurückgreifen.
- Wir als Familie sind ein gutes Team; unser soziales Netz steht bereit.
- Wir als Paar wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können.
- Ich kenne die Ansprechpersonen des Psychosozialen Dienstes.
Im Kapitel „Wegweiser durch die Behandlungszeit“ finden Sie wichtige Tipps und Informationen, die ebenfalls bei einer Rezidivtherapie hilfreich sein können.
Falls bei einem Jugendlichen/jungen Erwachsenen nach Erreichen der Volljährigkeit eine Zweiterkrankung auftritt, kann es sein, dass sie/er zur Behandlung an eine Einrichtung der Erwachsenenmedizin verwiesen wird und sich dort neu orientieren muss.