Entwicklung der psychosozialen Versorgung im deutschsprachigen Raum

Autor:  Barbara Grießmeier, Iris Lein-Köhler, Redaktion:  Ingrid Grüneberg, Zuletzt geändert: 26.06.2023 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e269678

Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen konnten bis in die 1970er Jahre kaum erfolgreich behandelt werden und die meisten PatientInnen verstarben bereits wenige Monate nach der Diagnosestellung. Trotz des körperlichen und seelischen Leids der Kinder und ihrer Familien fand dieses doch eher im Verborgenen statt und bekam in der Öffentlichkeit längst nicht die Aufmerksamkeit wie heute. Die seelische Begleitung der Kinder/Jugendlichen und Angehörigen wurde damals von ÄrztInnen und Pflegefachkräften übernommen, hier und dort unterstützt durch SeelsorgerInnen. Eigene kinderonkologische Abteilungen entstanden erst nach und nach: Die Kinder wurden zunächst auf allgemeinpädiatrischen Stationen behandelt, häufig noch ohne stationäre Mitaufnahme der Eltern.

ÄrztInnen machten damals bereits in Fachjournalen (wie in der Zeitschrift „Klinische Pädiatrie“) auf die seelische Situation krebskranker Kinder und ihrer Familien aufmerksam; und in manchen Kliniken begleiteten PsychologInnen oder KinderpsychiaterInnen konsiliarisch auch krebskranke Kinder. Ab etwa 1973 wurden in verschiedenen Kliniken Elterngesprächsrunden angeboten, in denen Eltern ihre Fragen und Nöte gemeinsam mit ÄrztInnen, Pflegepersonal und teilweise PsychologInnen besprachen und so den Austausch untereinander förderten. Eine regelhafte psychosoziale Versorgung in der Kinderonkologie durch professionelle Fachkräfte gibt es weltweit erst seit Beginn der 1980er Jahre.

Alle Familien leben über Monate oder Jahre in der Spannung zwischen Hoffnung auf Heilung und der Angst, den Kampf um das Leben ihres Kindes schließlich doch zu verlieren. Da nach wie vor die Ursache der Krankheit beim einzelnen Kind/Jugendlichen unbekannt bleibt, müssen die betroffenen Familien lernen, mit dem Schicksal der existentiellen Verunsicherung zurechtzukommen und gleichzeitig eine Vielzahl von konkreten Belastungen bewältigen. Neue Therapien führten nicht nur zu einer verlängerten Lebenszeit für die betroffenen Kinder/Jugendlichen, sondern auch zu einer längeren Zeit der körperlichen, organisatorischen, ökonomischen, sozialen und emotionalen Belastungen für die Familien.