Gliazellen

Autor:  PD Dr. med. Gesche Tallen, Redaktion:  Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 15.06.2015 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e28042

Die Gliazellen bilden in erster Linie das Stütz-, Hüll- und ernährende Gewebe des Nervensystems. Man unterscheidet folgende Gliazell-Formen:

  • die Makroglia (Astroglia)
  • die Oligodendroglia
  • die Mikroglia
  • Ependym

Makroglia (Astroglia)

Die Makroglia besteht aus Astrozyten. Diese Zellen haben einen großen Zellkern und viele sternförmig vom Zellkern abgehende Fortsätze. Sie sind am Stoffaustausch zwischen Nerven- und Blutgefäßzellen und damit maßgeblich an der Ernährung des Nervengewebes beteiligt.

Astrozyten wirken außerdem bei der Erregungsübertragung im Bereich der Synapsen von Nervenzellen mit (siehe Abschnitt "Nervenzellen"), indem sie die Weiterleitungsgeschwindigkeit von Erregungen beeinflussen und die Aufnahme von Neurotransmittern steuern. Bei krankhaften Prozessen haben sie außerdem Reparaturfunktionen und sind an der Narbenbildung (Gliose) beteiligt.

Die Makroglia grenzt das Hirngewebe an seiner Oberfläche gegen die Hirnhäute und die Blutgefäße ab – ein Phänomen, das die Blut-Hirn-Schranke möglich macht. Unter der Blut-Hirn-Schranke versteht man die natürliche Abgrenzung des Zentralnervensystems vom Blutkreislauf. Sie hat die Aufgabe, gewisse Stoffe (zum Beispiel Krankheitserreger, Gifte) nicht aus dem Blut in das Gehirngewebe eindringen zu lassen.

Bezug zur Kinderkrebskunde: Aus entarteten Astrozyten können Astrozytome beziehungsweise astrozytäre Gliome entstehen. Ein häufiger ZNS-Tumor im Kindes- und Jugendalter, der aus entarteten Astrozyten entsteht, ist das pilozytische Astrozytom, das zu den niedrigmalignen Gliomen gehört.

Oligodendroglia

Oligodendrozyten besitzen kleinere Zellkerne als Astrozyten und vergleichsweise wenige Fortsätze, die kaum verzweigt sind. Sie umhüllen als "Markscheiden" die Fortsätze der Nervenzellen (siehe Abschnitt "Nervenzellen").

Bezug zur Kinderkrebsheilkunde: Ein aus veränderten Oligodendrozyten entstandener Tumor, der bei Kindern und Jugendlichen vorkommt, ist zum Beispiel das Oligodendrogliom.

Mikroglia

Mikroglia besteht aus kleinen Zellen mit ovalen Zellkernen und kurzen, stark verzweigten Fortsätzen. Mikrogliazellen können sich fortbewegen. Sie dienen dem Abräumen (Phagozytose) von Fremdkörpern und abgestorbenen Zellbestandteilen nach einer Gewebeschädigung und bilden daher einen Teil des zellulären Immunsystems.

Ependym

Ependymzellen sind Gliazellen, die die Innenwände der Hirnkammern (Hirnventrikel) und des Rückenmarkkanals auskleiden. Sie sind für Liquorproduktion, -transport und -abbau verantwortlich.

Bezug zur Kinderkrebsheilkunde: Aus entarteten Ependymzellen entstehen Ependymome, eine Gruppe von ZNS-Tumoren des Kindes- und Jugendalters.