Untersuchung der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquorzytologie)
Autor: Dr. med. habil. Gesche Tallen, Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 23.04.2020 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e51594
Bei Patienten mit einem Medulloblastom, embryonalen ZNS-Tumor oder Pineoblastom ist die mikroskopische Untersuchung von Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor) ein wichtiger Bestandteil der Erstdiagnostik. Sie dient der Feststellung, ob Metastasen im Rückenmarkskanal vorliegen. Der Liquor wird in der Regel erst nach der Operation entnommen, meist über eine Lumbalpunktion, in manchen Fällen auch über eine Ventrikelpunktion entnommen.
Bei einer Lumbalpunktion sticht der Arzt, meist unter örtlicher Betäubung, mit einer sehr feinen und langen Hohlnadel zwischen zwei Wirbeln der Lendenwirbelsäule in den Nervenwasserkanal ein. Dort ist der Liquorraum am besten zu erreichen.
Bei einer Ventrikelpunktion wird über ein so genanntes Rickham-Reservoir, das im Rahmen eines gesonderten Eingriffs implantiert wurde, Liquor aus einer Hirnkammer (Hirnventrikel) für Liquoruntersuchungen entnommen. Bei dieser Punktion kann das Kind sitzen oder liegen.
Gut zu wissen: Bei beiden Eingriffen können die Eltern zugegen sein, um dem Kind Trost und Ruhe zu vermitteln und, nach Anleitung des Arztes, bei der richtigen Lagerung zu helfen. Sowohl Lumbal- als auch Ventrikelpunktion sind zügige Eingriffe, nach denen die Patienten normalerweise selten über Beschwerden klagen. In seltenen Fällen treten Kopfschmerzen auf, die verhindert werden können, wenn sich der Patient nach der Punktion eine Stunde lang hinlegt.
Die Flüssigkeit wird auf das Vorhandensein von Tumorzellen untersucht (Liquor-Zytologie). Gegebenenfalls wird auch der Liquordruck gemessen (als Hinweis auf den bestehenden Druck in der Schädelhöhle). Dies erfolgt während der Punktion des Reservoirs, indem an die Punktionsnadel kurzfristig ein kleiner Schlauch mit einer Skala angeschlossen und geschaut wird, wie hoch die Flüssigkeitssäule des Nervenwassers steigt.
Allgemeine Informationen zur Liquorentnahme finden Sie hier.