Lokale (spezifische) Krankheitszeichen

Autor:  Dr. med. habil. Gesche Tallen, Maria Yiallouros, Redaktion:  Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 05.05.2020 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e48394

Ependymome gehen von den Wandzellen (Ependymzellen) der Hirnkammern (Hirnventrikel) aus. Die meisten Ependymome entstehen im vierten Hirnventrikel der hinteren Schädelgrube [hintere Schädelgrube], also infratentoriell, das heißt unterhalb des Kleinhirnzeltes. Infratentorielle Ependymome beziehen oft das Kleinhirn und Teile des Hirnstamms mit ein. Supratentorielle Ependymome wachsen oberhalb des Kleinhirnzeltes im Bereich der Seitenventrikel des Großhirns und/oder des dritten Ventrikels im Zwischenhirn. Intraspinale Ependymome wachsen im Rückenmarkskanal.

Im Folgenden erhalten Sie Informationen zu den Krankheitszeichen, die meist den Zeichen eines erhöhten Schädelinnendrucks vorausgehen, in Abhängigkeit vom Tumorsitz auftreten und auf der direkten Schädigung eines bestimmten Hirn- oder Rückenmarkareals durch den Tumor beruhen.

Mögliche Symptome bei Tumoren im Bereich der hinteren Schädelgrube

Infratentorielle Ependymome, die vom 4. Hirnventrikel ausgehen und oft in Kleinhirn und/oder Hirnstamm hineinwachen, verursachen beispielsweise:

  • Gleichgewichtsstörungen, Gangstörungen, Unsicherheiten beim Springen, Treppensteigen
  • zunehmende Ungeschicklichkeit
  • sich verschlechternde Handschrift
  • Störungen von Bewegungsabläufen und Gefühlsempfindungen
  • Sehstörungen, zum Beispiel Schielen, Doppelbilder, Augenzittern (Nystagmus) (durch Störung von Hirnnerven, besonders von Augenmuskelnerven)
  • Ausfall von Hirnnervenfunktionen
  • Häufiges, heftiges Erbrechen
  • Wasserkopf (Hydrocephalus) und dadurch allgemeine Zeichen des erhöhten Drucks im Schädelinneren (siehe allgemeine Krankheitszeichen)

Weitere Einzelheiten zu den Störungen, die auftreten können, wenn Kleinhirn- oder Hirnstammstrukturen beispielsweise durch einen Tumor geschädigt werden, finden Sie in unseren Informationen zu Aufbau und Funktion des Zentralnervensystems (siehe Abschnitte zu "Kleinhirn", "Hirnstamm und Hirnnerven" und "Funktionelle Systeme").

Mögliche Symptome bei Tumoren im Bereich des Groß- und Zwischenhirns

Supratentorielle Ependymome, die im Bereich der Seitenventrikel des Großhirns und/oder des 3. Hirnventrikels im Zwischenhirn auftreten, können beispielsweise die folgenden neurologischen Ausfälle verursachen:

  • Halbseitenlähmungen
  • halbseitige Empfindungsstörungen
  • unwillkürliche, das heißt ungesteuerte, spontane Muskelregungen (durch gesteigerte Muskeleigenreflexe)
  • Krampfanfälle
  • Sehstörungen (Verschlechterung oder Verlust der Sehfähigkeit)
  • Sprachstörungen
  • Verhaltensstörungen
  • Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Appetitregulationsstörungen

Die oben aufgezählten Krankheitszeichen und der genaue Mechanismus ihres Zustandekommens sind im Detail in unseren Informationen zu Aufbau und Funktion des Zentralnervensystems erläutert (siehe Kapitel "Das Großhirn" und "Das Zwischenhirn").

Anmerkung: Krampfanfälle kommen bei Kindern und Jugendlichen mit einem ZNS-Tumor seltener vor als bei Erwachsenen. Dennoch bedarf es bei jedem erstmalig aufgetretenen Krampfanfall der Abwägung eines erfahrenen Arztes, ob zur weiteren Klärung der Ursache eine bildgebende Diagnostik mittels Magnetresonanztomographie erforderlich ist.

Mögliche Symptome bei Tumoren im Bereich des Rückenmarks

Tumoren, die im Rückenmarkskanal wachsen (intraspinale Ependymome), können ebenfalls allgemeine sowie lage- und altersabhängige Krankheitszeichen verursachen, zum Beispiel:

  • Rückenschmerzen (bei kleinen Kindern Bewegungsunlust, Ruhelosigkeit)
  • Gangstörungen, Gleichgewichtsstörungen im Sitzen
  • veränderte Muskelspannung (schlaffe oder spastische Lähmungen)
  • Querschnittslähmung
  • Lähmung einzelner Gliedmaßen
  • Störungen von Gefühlswahrnehmungen
  • Störungen der Blasen- und Mastdarmfunktion (durch Schädigung im Bereich des Hals- oder Lendenwirbelmarks)
  • Schiefhals (durch Schädigung im Halsmark)

Die in diesem Kapitel erwähnten Krankheitszeichen und der genaue Mechanismus ihres Zustandekommens sind im Detail in den Informationen zu Aufbau und Funktion des Zentralnervensystems erläutert (siehe entsprechende Kapitel zu "Funktionelle Systeme", "Hirnstamm und Hirnnerven", "Kleinhirn", und "Das Rückenmark und seine Nerven").