Kopfschmerzen
Autor: PD Dr. med. Gesche Tallen, Redaktion: Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 11.05.2016 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e163225
Inhaltsverzeichnis
Kopfschmerzen bei ehemaligen ZNS-Tumorpatienten sollten immer ernst genommen werden. Sie können zwar harmlose Ursachen haben, aber auch Anzeichen unterschiedlicher Spätfolgen sein, die unbedingt ausgeschlossen werden müssen, bevor lediglich die Kopfschmerzen behandelt werden.
Beschwerden und Komplikationen
Eine oder mehrere der folgenden Spätfolgen beziehungsweise Komplikationen einer ZNS-Tumorerkrankung können Kopfschmerzen verursachen [TAL2015]:
- Erkrankungsrückfall
- Sehstörungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Depression (erhöhtes Risiko bei Depressionen in der Familie)
- Nebenwirkung einer Wachstumshormon-Therapie (siehe Kapitel „Hormonstörungen“)
- Shunt-Funktionsstörung (Dysfunktion) bei Patienten mit einem shuntversorgten Hydrocephalus (siehe Kapitel „Hydrocephalus und Shuntkomplikationen“)
- Transitorische ischämische Attacke (TIA): Ein erhöhtes Risiko besteht nach Schädel- oder Halsmarkbestrahlung mit einer Dosis ab 30 Gray und dem Hirnarterienkreis (Circulus arteriosus Willisii) im Bestrahlungsfeld sowie bei bestimmten Vor- oder Begleiterkrankungen (Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Neurofibromatose Typ I, Moyamoya-Syndrom).
- Schlaganfall: Ein erhöhtes Risiko besteht nach Großhirntumoren und Schädel- oder Halsmarkbestrahlung mit einer Dosis ab 30 Gray und Arterienkreis (Circulus arteriosus Willisii) im Bestrahlungsfeld sowie bei bestimmten Vor- oder Begleiterkrankungen (Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Neurofibromatose Typ I, Moyamoya-Syndrom).
- Hirnblutung: Ein erhöhtes Risiko besteht nach wiederholten Schlaganfällen oder bei Moyamoya-Syndrom.
- Gefäßmissbildung im Gehirn (Kavernom, Aneurysma): Ein erhöhtes Risiko besteht nach Großhirntumoren und Schädelbestrahlung mit einer Dosis ab 30 Gray.
- Moyamoya-Syndrom: Ein erhöhtes Risiko besteht nach Tumoren im Bereich der Sehnervenkreuzung oder Hirnanhangsdrüse (zum Beispiel Sehbahn-Gliome, Kraniopharyngeome) und Schädel- oder Halsmarkbestrahlung mit einer Dosis ab 45 Gray und Arterienkreis (Circulus arteriosus Willisii) im Bestrahlungsfeld.
- SMART-Syndrom: Ein erhöhtes Risiko besteht nach Schädelbestrahlung mit einer Dosis ab 15 Gray.
Wichtige Nachsorgeuntersuchungen
In den Therapieprotokollen sind bis zu zehn Jahre nach Therapieende regelmäßige körperliche und neurologische Untersuchungen vorgesehen, besonders engmaschig in den ersten fünf Jahren, anschließend im Halbjahres- bis Jahresabstand, je nach Art des Hirntumors und der individuellen Situation des Patienten.
Für ehemalige Patienten nach einer Strahlentherapie werden zusätzlich regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen in der Strahlenklinik empfohlen. Für Betroffene mit Vor- oder Begleiterkrankungen, die das Risiko für bestimmte Komplikationen erhöhen (siehe oben), werden diese Nachsorgetermine manchmal auch individuell festgelegt.
Nehmen Sie diese Kontrolluntersuchungen unbedingt wahr und informieren Sie den nachsorgenden Arzt auch über eventuell bestehende Beschwerden wie Kopfschmerzen. Denn so können weitere Untersuchungen eingeleitet und schwerwiegende Ursachen ausgeschlossen beziehungsweise lebensgefährliche Komplikationen rechtzeitig verhindert werden.
Förderung / Behandlung
Die Behandlung von Kopfschmerzen nach einer ZNS-Tumorerkrankung richtet sich nach der Ursache. Sie muss entsprechend individuell festgelegt werden.