Behandlung in der niedrigen Risikogruppe (Beobachtungsgruppe)

Autor:  Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 23.03.2022 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e101732

In der niedrigen Risikogruppe (auch Beobachtungsgruppe genannt) werden Patienten behandelt sowie Patienten, die aufgrund eines lokalisierten Tumorwachstums und/oder ihres Alters durch die abwartende Haltung dieser Therapiestrategie nicht gefährdet werden. Ganz entscheidend für die Zuordnung eines Patienten zur Beobachtungsgruppe ist, dass keine ungünstigen molekulargenetischen Tumoreigenschaften (wie die MYCN-Amplifikation oder teilweise auch die 1p-Deletion) vorliegen.

Zur Beobachtungsgruppe gehören demnach Patienten mit einer der folgenden Krankheitssituationen:

  • Krankheitsstadium 1 (INSS), Alter 0-21 Jahre, keine MYCN-Amplifikation
  • Krankheitsstadium 2 (INSS), Alter 0-21 Jahre, weder MYCN-Amplifikation noch 1p-Deletion
  • Krankheitsstadium 3 (INSS), Alter 0-2 Jahre, weder MYCN-Amplifikation noch 1p-Deletion
  • Krankheitsstadium 4S (INSS), Altersbegrenzung jedoch gemäß INRG-Stadium MS ausgedehnt auf 0-18 Monate, weder MYCN-Amplifikation noch 1p-Deletion

Nähere Informationen zu den verschiedenen Krankheitsstadien nach INSS- beziehungsweise INRG-Klassifikation erhalten Sie im Kapitel „Therapieplanung“.

Behandlungsablauf

Bei Patienten mit einem Niedrigrisiko-Neuroblastom beschränkt sich die Behandlung in der Regel auf eine Operation, die der Tumorentfernung dient. Häufig ist aufgrund der hohen Rate an spontanen Tumorrückbildungen auch nur eine Gewebeentnahme (Biopsie) erforderlich. Bei gutem Allgemeinzustand des Patienten erfolgen keine Chemotherapie und keine Strahlentherapie. Allerdings wird der Krankheitsverlauf der Patienten im Rahmen engmaschiger Kontrolluntersuchungen (mittels regelmäßiger klinischer Untersuchung, Ultraschall, Magnetresonanztomographie, Tumormarker) weiter beobachtet. Im ersten Jahr werden die Patienten mindestens alle sechs Wochen, im zweiten bis fünften Jahr mindestens alle drei Monate und danach mindestens alle sechs bis zwölf Monate untersucht. Die Art der Untersuchungen hängt davon ab, ob die Patienten einen Resttumor haben und ob der Tumor mit Ultraschall gut darstellbar ist.

Wenn der Resttumor während der ersten zwölf Monate nach der Operation beziehungsweise bis zum zweiten Geburtstag erneut wächst, weiterwächst und/oder mit Symptomen einhergeht, die einer Behandlung bedürfen (dazu zählen zum Beispiel ein schlechter Allgemeinzustand des Patienten, Ernährungsprobleme, Gewichtsverlust, Bluthochdruck, Harntransportstörungen), wird in der Regel eine milde Chemotherapie verabreicht, um eine Rückbildung des Tumors auszulösen. Die Behandlung besteht aus bis zu vier Zyklen der Zytostatika-Kombination Doxorubicin, Vincristine und Cyclophosphamid. Alternativ können auch Carboplatin und Etoposid zum Einsatz kommen. Die Chemotherapie wird beendet, sobald das Tumorwachstum gestoppt ist.

Bei manchen Patienten kann auch ein (weiterer) chirurgischer Eingriff zwecks Tumorentfernung oder zur Symptomentlastung angezeigt sein. Letzteres gilt zum Beispiel für Patienten mit dem Krankheitsstadium 4S beziehungsweise MS, deren Tumor vor der Rückbildung zunächst noch stark wachsen kann. [SIM2017] [SIM2019]