Vorbereitung auf die Strahlentherapie

Autor:  Dr. med. habil. Gesche Tallen, Ingrid Grüneberg, Zuletzt geändert: 18.09.2019 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e211417

Vor Beginn einer Bestrahlung finden wichtige Aufklärungsgespräche mit dem Patienten beziehungsweise seinen Angehörigen statt, sowohl mit den Strahlentherapeuten als auch mit dem Behandlungsteam auf der Station. Zum Team gehören unter anderem die medizinisch-technischen Radiologieassistenten, abgekürzt MTRA.

In den Gesprächen erfahren die Patienten und Angehörigen Einzelheiten über den Ablauf einer Bestrahlung und welche Vorbereitungen dazu nötig sind (siehe Kapitel Patientenlagerung). Zudem gibt es Fachkräfte des psychosozialen Teams (beispielsweise Psychoonkologen), die unterstützend und beratend zur Seite stehen.

Gut zu wissen: Das Behandlungsteam (Strahlentherapeut, medizinisch-technische Radiologieassistenten, psychologisch geschultes Fachpersonal) unterstützt Patienten und Angehörige in bewährter Weise. So erfolgen beispielsweise die Informationen über die anstehende Bestrahlung altersgerecht und anschaulich.

Damit sich die Patienten (und auch die Eltern) auf die Bestrahlung vorbereiten und einlassen können und möglichst keine Ängste auftreten, haben sich folgende Vorgehensweisen als hilfreich erwiesen:

Vorbereitungen für jüngere Kinder (Kleinkinder und Kinder im Grundschulalter)

  • Die Strahlentherapeuten beziehungsweise die MTRA erläutern jeden Schritt kindgerecht und beziehen die Eltern mit ein. Hierbei ist es wichtig, genügend Zeit einzuplanen, damit kein Druck entsteht.
  • Kleinkinder werden meist in Narkose bestrahlt
  • Frühestens ist bei Kindern im Alter von 4 - 5 Jahren, die ruhig lieben bleiben, keine Narkose nötig. Allerdings hängt dieses immer davon ab, wie das Kind auf die Bestrahlungssituation reagiert. Es gibt auch deutlich ältere Kinder, die nicht ruhig liegen können und deshalb eine Narkose erhalten.
  • Der Bestrahlungsraum und die Liege (der sogenannte „Bestrahlungstisch“) dürfen vorher besichtigt werden.
  • Falls eine Maske für das Gesicht gefertigt werden muss: Die Bestrahlungsmaske darf angemalt werden, eventuell wird auch eine Probemaske erstellt und aufgesetzt. Wie fühlt sich das an?
  • Das Lieblingskuscheltier erhält auch eine Maske und darf „Probeliegen“.
  • Das "Üben" der Bestrahlung in ihren Einzelheiten: Abdunkeln, ruhig liegen, vielleicht mit Stoppuhr, hinterher gemeinsam aufräumen, also den Bestrahlungstisch herunterfahren, die Maske an ihren Platz hängen.
  • Das „Abschiednehmen“ im Bestrahlungsraum wird geübt, wenn alle hinaus müssen.
  • Die Eltern packen eine Tasche für den "Ausflug" zur Bestrahlung (zum Beispiel mit Getränk, kleiner Mahlzeit, Spiel und Buch für Wartezeiten).
  • Nach der Bestrahlung kann es eine Belohnung geben, vielleicht eine Perle für eine Kette.
  • Kindgerechte Literatur gibt es in vielen Kliniken vor Ort oder sie kann bestellt werden.

Vorbereitungen für ältere Kinder (ab 10-12 Jahren) und Jugendliche

  • Das Behandlungsteam erläutert altersgerecht den Ablauf der Behandlung und geht auf Fragen der älteren Kinder und Jugendlichen ein.
  • Die Kinder und Jugendlichen erhalten altersgerechtes Informationsmaterial (zum Beispiel die vom Behandlungsteam bereitgestellten Aufklärungsbögen, Bücher und Videos sowie entsprechende Online-Informationen).
  • Kontaktaufnahme zu anderen Jugendlichen, die die Erfahrung einer Strahlentherapie bereits gemacht haben beziehungsweise zu Familien, deren Kind bereits eine Strahlentherapie erhalten hat. Kontakt zu Selbsthilfegruppen wie die "Onko-Kids".

Vorbereitungen für alle Altersgruppen

  • Vermeiden von Befürchtungs-Äußerungen (zum Beispiel, dass das Kind/der/die Jugendliche nicht ruhig liegen bleiben könnte) in dessen/deren Gegenwart.
  • Keine Druckausübung – zum Beispiel nicht streng sein, nicht "betteln" und nicht mit Bestrafung drohen, wenn ein Kind oder Jugendlicher bei der Bestrahlung nicht ruhig liegenbleibt. Das ist keine Katastrophe, und wenn es nicht anders geht, dann kann der Patient zukünftig vor der Bestrahlung ein Beruhigungsmittel erhalten oder ein neuer Versuch am nächsten Tag gestartet werden. Medizinisch ist es kein Problem, wenn sich die Bestrahlung dadurch etwas verzögert beziehungsweise in die Länge zieht;
  • Nicht über das "Warum" diskutieren, stattdessen über das "Wie" ("Soll ein Kuscheltier mitkommen?", "Welches Buch möchtest Du im Warteraum lesen?", "Was machen wir hinterher zur Belohnung?")
  • Testbestrahlung: In vielen Behandlungszentren findet in der Zeit zwischen den Aufklärungsgesprächen und der Berechnung des Bestrahlungsfeldes (sowohl auf der Station als auch in der Strahlenklinik) eine „Testbestrahlung“ statt, bei der der Ablauf einer Bestrahlung simuliert wird. Das Tempo richtet sich dabei nach der Mitarbeit des Patienten.