Patienten mit soliden Tumoren
Informationen zur Strahlentherapie bei Tumoren des Zentralnervensystems sowie bei weiteren soliden Tumoren
Autor: Dr. med. Gesche Riabowol (geb. Tallen), Redaktion: Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 21.10.2025 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e211260
Inhaltsverzeichnis
Die meisten Kinder und Jugendlichen mit bösartigen Erkrankungen, die eine Strahlentherapie erhalten, sind Patienten mit soliden Tumoren (solider Tumor). Darunter bilden die Patienten mit ZNS-Tumoren die größte Gruppe, gefolgt von Patienten mit Weichgewebetumoren und Knochentumoren [TIM2018a]. Bei den seltenen Tumoren wird die Strahlentherapie unterschiedlich häufig eingesetzt.
Strahlentherapie bei ZNS-Tumoren
Die Strahlentherapie ist neben der Operation die wichtigste Behandlungsmethode bei Kindern und Jugendlichen mit Tumoren des Zentralnervensystems (ZNS). In dieser Altersgruppe ist das gesunde Gehirngewebe aber aufgrund der noch nicht vollständig abgeschlossenen Gewebeentwicklung sehr empfindlich gegenüber einer Bestrahlung: Neben Funktionsausfällen des Gehirns, Entwicklungsstörungen und einer Intelligenzminderung besteht auch das Risiko, einen Zweittumor zu entwickeln [TIM2018a]. Daher ist das Hauptziel der Bestrahlung bei diesen Patienten, den Tumor vollständig zu vernichten und dabei eine Schädigung des sich noch entwickelnden Hirngewebes möglichst zu vermeiden.
Gut zu wissen: Im Verlauf der letzten ein bis zwei Jahrzehnte wurde es durch medizinische und technische Fortschritte möglich, die Intensität der Bestrahlung und damit strahlenbedingte Spätfolgen zu verringern, ohne dadurch das Rückfallrisiko zu erhöhen.
Anhand folgender Faktoren entscheiden die behandelnden Ärzte, ob bei einem Patienten mit ZNS-Tumor eine Strahlentherapie angezeigt ist oder nicht:
- Art des ZNS-Tumors (zum Beispiel niedrig- oder hochgradig malignes Gliom, Medulloblastom) [KOR2003] [KOR2003a]
- Alter des Patienten (Kinder unter 18 Monaten sollten keine hochdosierte ZNS-Bestrahlung erhalten)
- Ausmaß der operativen Tumorentfernung
- Vorliegen einer Begleiterkrankung (zum Beispiel Neurofibromatose [KOR2003] [KOR2003a] [TIM2002]
Ausführliche Informationen zum Einsatz und zu den Methoden der Strahlentherapie bei ZNS-Tumoren finden sich in den ausführlichen Patienteninformationen im jeweiligen Kapitel unter „Therapie - Behandlungsmethoden“.
Strahlentherapie bei weiteren soliden Tumoren
Eine weitere wichtige Gruppe von Patienten, bei denen die Strahlentherapie entscheidend zu den Behandlungserfolgen beiträgt, sind Kinder und Jugendliche mit soliden Tumoren außerhalb des Zentralnervensystems. Dazu gehören zum Beispiel extrakranielle Keimzelltumoren, verschiedene Tumoren der Weichgewebeen (zum Beispiel Rhabdomyosarkomem, bestimmte Rhabdoidtumoren), Knochentumoren (Ewing-Sarkom, Osteosarkom), Nierentumoren (Nephroblastom), sowie Tumoren des sympathischen Nervensystems (Neuroblastom) und Netzhauttumoren der Augenhöhle (Retinoblastom).
Denn wie bei den Patienten mit ZNS-Tumoren können auch hier die Tumoren nicht immer komplett entfernt werden, weil man ansonsten Schädigungen gesunder Gewebestrukturen riskiert. Besonders bei soliden Tumoren im Rumpfbereich (Brustkorb, Bauch, Rücken, Becken) kommen auch zunehmend moderne Bestrahlungstechniken wie die stereotaktische Strahlentherapie oder die Partikeltherapie (zum Beispiel Protonentherapie) zum Einsatz (siehe Kapitel „Bestrahlungstechniken“ beziehungsweise „Strahlenarten“).
Ausführliche Informationen zum Einsatz und zu den Methoden der Strahlentherapie bei den oben genannten soliden Tumoren finden sich in den entsprechenden Erkrankungstexten im jeweiligen Kapitel zu „Therapie - Behandlungsmethoden“.
Strahlentherapie bei seltenen soliden Tumoren
Zu den seltenen soliden Tumoren bei Kindern und Jugendlichen zählen in Deutschland diejenigen Erkrankungen, die höchstens zehnmal pro Jahr diagnostiziert werden (etwa 5 % aller an Krebs erkrankten Kinder und Jugendlichen). Zu diesen Erkrankungen gehören Tumoren der Bauchspeicheldrüse (Pankreastumoren), der Speicheldrüsen sowie des Rachens und Kehlkopfs.
Patienten mit Pankreastumoren erhalten nur selten eine Strahlentherapie. Kinder und Jugendliche mit Kehlkopf- oder Rachentumoren hingegen profitieren von einer Bestrahlung, wenn ihr Tumor zu groß ist für eine Operation, beziehungsweise wenn er ungünstig, also in der Nähe lebenswichtiger Nachbarorgane gelegen ist. Hier kann die Bestrahlung vor einer Operation (neoadjuvante Strahlentherapie), meist in Kombination mit einer Chemotherapie dabei helfen, den Tumor zu schrumpfen, so dass er später für den Chirurgen einfacher zu operieren ist.
Informationen zum Einsatz und zu den Methoden der Strahlentherapie bei den genannten seltenen Tumoren im Kindes- und Jugendalter finden sich auch im entsprechenden Erkrankungstext im jeweiligen Kapitel zur „Behandlung“.


