Bestrahlung von außen: externe Strahlentherapie - Teletherapie
Autor: Dr. med. Gesche Riabowol (geb. Tallen), Zuletzt geändert: 08.10.2025 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e211347
Inhaltsverzeichnis
Die Bestrahlung von außen, auch externe Strahlentherapie, perkutane Strahlentherapie oder Teletherapie genannt, ist die häufigste Bestrahlungsform bei der Behandlung von krebskranken Kindern und Jugendlichen. Sie kommt bei nahezu allen Krebserkrankungen zum Einsatz , für die eine Indikation zur Strahlentherapie besteht (siehe Kapitel „Indikationen“) [TIM2018a].
Die Teletherapie ist eine Form der Strahlenbehandlung, bei der die Strahlen gezielt und in einer so genannten „3-D-konformalen“ Mehrfelderbestrahlung von außen durch die Haut (perkutan) in den Körper des Patienten eindringen. Der Begriff Teletherapie besagt, dass sich die Strahlenquelle in räumlicher Entfernung zum Tumor befindet (die Vorsilbe „tele-“ ist griechisch und bedeutet „fern“). Der Patient liegt dabei auf einer Liege unter dem Bestrahlungsgerät. Bei der Teletherapie erfolgt die Bestrahlung in der Regel über mehrere Wochen an den Wochentagen. Die Wochenenden bleiben meist bestrahlungsfrei.
Gut zu wissen: Derzeit wird ein Großteil der teletherapeutischen Bestrahlungen mit hochenergetischer Röntgenstrahlung beziehungsweise Photonenstrahlung und Gammastrahlung, also elektromagnetischer Strahlung, durchgeführt. Neben Photonen und Elektronen werden (seltener) auch andere Strahlenarten, zum Beispiel die Protonenstrahlung, eingesetzt (siehe Kapitel "Strahlenarten).
Techniken der Teletherapie (Übersicht)
Die Bestrahlungsquelle, das heißt das Gerät, das die Strahlen erzeugt, ist bei der Teletherapie in der Regel ein so genannter Linearbeschleuniger. Er befindet sich meist in einem Abstand von etwa einem Meter zum Patienten.
Techniken der Teletherapie, die derzeit bei Kindern und Jugendlichen mit Krebserkrankungen zum Einsatz kommen sind:
- die 3-D-konformale Therapie
- die intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT)
- die bildgesteuerte Radiotherapie (IGRT)
- die Bewegungsbestrahlung (Rotationsbestrahlung)
- die stereotaktische Bestrahlung (Radiochirurgie, GammknifeTM, CyberknifeTM)
Wichtig zu wissen: Neben der Standardtechnik der Teletherapie, der 3-D-konformalen Therapie, existieren mittlerweile zahlreiche technische Weiterentwicklungen, die oft miteinander kombiniert werden mit dem Ziel, die Strahlendosis im Tumor unter Schonung von gesundem Nachbargewebe zu steigern.
3-D-konformale Photonentherapie
Die 3-D (dreidimensionale)-konformale Therapie (mit Photonen) gilt derzeit als der Standard der Teletherapie. Die Planung dieser Strahlenbehandlung erfolgt individuell und basierend auf Informationen über den Tumor, seiner Größe und Form sowie seiner Nähe zu Risikoorganen. Diese Informationen werden mittels Computertomographie (CT) zur Berechnung der Strahlendosis und der Bestrahlungsfelder gewonnen.

Gerät zur Computertomographie © Mit freundlicher Genehmigung der MHH, Klinik für Strahlentherapie und Spezielle Onkologie
Bei der Durchführung der 3-D-konformalen Strahlenbehandlung sorgen spezielle Lenk-Apparate (so genannte Kollimationssysteme) und an den Patienten angepasste Abschirmvorrichtungen dafür, dass die im Linearbeschleuniger erzeugten Strahlen dreidimensional, das heißt aus verschiedenen Einstrahlrichtungen gezielt in der Tumorregion ankommen (konformale Mehrfelderbestrahlung). So ist es möglich, sehr hohe Strahlendosen durch die Haut (perkutan) in tief und weniger tief gelegenen Tumoren zu konzentrieren, ohne dabei gesunde, dem Tumor benachbarte, Organe oder die Hautoberfläche mit einer hohen Strahlendosis zu belasten.
Intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT)
Bei der intensitätsmodulierten Radiotherapie [siehe intensitätsmodulierte Radiotherapie, IMRT] werden die Bestrahlungsfelder, wie bei der 3-D-konformalen Mehrfelderbestrahlung, in ihrer Form an die des Tumors angepasst. Zusätzlich erfolgt jedoch eine weitere Aufteilung jedes einzelnen Strahlenfeldes in kleine Segmente, die dann wiederum mit unterschiedlichen Dosierungen bestrahlt werden können.
Mittels IMRT es möglich, die Strahlendosis im Tumor ganz individuell zu applizieren und gleichzeitig gesundes, strahlenempfindliches Nachbargewebe noch besser zu schonen. Die Planung einer IMRT ist allerdings weitaus aufwendiger als bei der Standard-Mehrfelderbestrahlung.
Bildgesteuerte Radiotherapie (IGRT)
Die bildgesteuerte Radiotherapie (englisch: Image Guided Radiotherapy, IGRT) sieht vor, dass das Bestrahlungsteam die Lage des Tumors unmittelbar vor und auch während der Strahlentherapie mit bildgebenden Verfahren überwacht. Die erzeugten Bilder werden direkt für die korrekte Einstellung des Linearbeschleunigers genutzt, so dass mögliche Größen- und/oder Lageänderungen des Tumors, die sich seit der letzten bildgebenden Diagnostik ergeben haben, unmittelbar einberechnet werden, und die Bestrahlung so präzise wie möglich sein kann.
Kombination von IMRT und IGRT
Im Rahmen wissenschaftlicher Studien werden derzeit die Vorteile und Risiken einer Kombination von IMRT und IGRT untersucht.
Ziel dieser Studien ist es, die IMRT-Technik weiter zu verfeinern, um sie dann während der Strahlenbehandlung mit einer kontinuierlichen Bildsteuerung (beispielsweise mit kontinuierlichen Computertomographie-Aufnahmen) so überwachen zu können, dass selbst beispielsweise atmungsbedingte Tumorbewegungen registriert und unmittelbar an den Bestrahlungsplan angepasst werden (dynamisch adaptierte Radiotherapietechnik - DART/ART).
Bewegungsbestrahlung (Rotationsbestrahlung)
Bei der Bewegungsbestrahlung oder Rotationsbestrahlung ist die Strahlenquelle mobil: Während der Bestrahlung fährt sie einen Bogen oder rotiert um den Patienten. Dadurch wird eine Änderung des Einstrahlwinkels erreicht und der Tumor ist kontinuierlich Strahlen ausgesetzt, die sich in ihm kreuzen, während das gesunde Nachbargewebe (Haut) jeweils immer nur für kurze Zeit mitbestrahlt wird.
Stereotaktische Bestrahlung
Der Begriff Stereotaxie beschreibt in der Strahlentherapie eine minimal invasive Behandlungsmethode, die mittels computerassistierter und bildgesteuerter Zielführungssysteme die Lage kleiner (Durchmesser etwa 0.5–4 cm), klar begrenzter und tief im Körperinneren gelegener Tumoren, während der Bestrahlung stetig überwacht.
Auf diese Weise kommen die Strahlen gebündelt aus vielen unterschiedlichen Richtungen im Tumor an, wo sie sich kreuzen und ihre hohe Energie zusammentrifft. Dadurch entsteht eine hohe Strahlendosis im Tumor selbst, während wenige Millimeter neben dem Strahlengang nur eine deutlich geringere Dosis ankommt. So wird eine hochpräzise Bestrahlung dieser Tumoren unter maximaler Schonung von gesundem Nachbargewebe möglich (Hochpräzisionsstrahlentherapie).
Die stereotaktische Strahlentherapie gilt bereits seit langem als eine erfolgreiche Technik bei der Behandlung von Krebserkrankungen, insbesondere von Metastasen im Gehirn und anderen kleinen, klar begrenzten Tumoren im tiefen Körperinneren [GUC2014a]. Die stereotaktische Strahlentherapie kommt auch dann zum Einsatz, wenn eine operative Tumorentfernung nicht möglich ist, weil ein zu großes Risiko besteht, durch eine Operation lebenswichtige Strukturen zu verletzen [LOS2008] [JUN2015a].
Basierend auf der Anzahl der Therapiesitzungen unterscheidet man in der Strahlentherapie folgende Methoden der Stereotaxie:
- die Radiochirurgie
- die fraktionierte stereotaktische Radiotherapie
Radiochirurgie (CyberKnifeTM, GammaKnifeTM)
Die Radiochirurgie erfolgt in der Regel „einzeitig“. Das bedeutet, dass die gesamte geplante Strahlendosis auf einmal beziehungsweise in einer Sitzung verabreicht wird. Diese Technik kommt insbesondere bei der Behandlung von Gehirnmetastasen sowie inoperablen oder auch kleinen, gut abgegrenzten Tumoren im Gehirn zum Einsatz.
Als Strahlenquelle bei der Radiotherapie dienen in der Regel Linearbeschleuniger (siehe oben), wie beispielsweise das „CyberknifeTM“. Hierbei handelt es sich um einen an der US-amerikanischen Universität Stanford entwickeltes, robotergestütztes Bestrahlungsgerät, das den Tumor auch bei Patientenbewegungen stetig ortet und die Strahlenabgabe automatisch angleicht, so dass kein Nachbargewebe „getroffen“ wird.
Der Vorläufer des Cyberknifes ist das Gammaknife. Hier wird mittels einer radioaktiven Gamma-Strahlung eine hohe Dosis sehr genau in den Tumor verabreicht. Das Gammaknife ist kein Linearbeschleuniger, sondern ein präzise arbeitender Strahl (Knife bedeutet „Messer“).
Fraktionierte stereotaktische Radiotherapie
Unter fraktionierter Strahlentherapie versteht man generell die Gabe einer vorgesehenen Strahlendosis in mehreren Portionen/Sitzungen (siehe Kapitel „Strahlenwirkung“). Hinsichtlich der fraktionierten stereotaktischen Strahlentherapie unterscheidet man [GUC2014] [ULM2011]:
- die normofraktionierte Stereotaxie (meist tägliche Sitzungen über mehrere Wochen, außer an Wochenenden)
- die hypofraktionierte Stereotaxie (zwei bis drei Sitzungen pro Woche, insgesamt bis zu zehn Sitzungen)



