Operation

Autor:  Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 27.04.2020 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e25630

Der erste Schritt bei der Behandlung eines Patienten mit hochmalignem Gliom ist, soweit möglich, die neurochirurgische Entfernung des Tumors (Tumorresektion). Das Ergebnis der Erstoperation bestimmt den weiteren Krankheitsverlauf maßgebend, denn die Menge des operativ entfernten Tumorgewebes spielt eine entscheidende Rolle für die Überlebenszeit des Patienten.

Je kleiner der Resttumor nach einer Operation ist, umso langsamer schreitet das weitere Tumorwachstum anschließend fort. Bei Patienten mit vollständig entfernten Tumoren ist die Prognose, das heißt, die Aussicht auf Langzeitüberleben, am günstigsten [KRA2006] [KUE2006] [WOL2010] [WOL2002].

Welche Patienten mit hochmalignem Gliom werden operiert?

Die Möglichkeit sowie das Ausmaß der Tumoroperation werden durch den Neurochirurgen (letzteres in manchen Fällen auch erst während des Eingriffs) festgelegt und richten sich in erster Linie nach der Lage und Ausdehnung des Tumors:

Oberflächennaher Tumor

Bei Patienten mit einem oberflächennah gelegenen Tumor wird der Versuch einer vollständigen Tumorentfernung unternommen, vorausgesetzt, die Größe und Ausdehnung des Tumors lassen dies zu. Eine schonungslose Operation, die zu schweren, lebenslangen Schäden führen würde, muss in jedem Fall vermieden werden.

Tiefer gelegener Tumor

Bei tiefer gelegenen und somit schwer zugänglichen Tumoren, zum Beispiel Tumoren des Zwischenhirns, ist eine vollständige Entfernung in der Regel nicht möglich, zumal hochmaligne Gliome meist stark in gesundes Hirngewebe infiltrieren und somit fast immer Tumorzellen zurückbleiben. Das Ziel der Operation ist in diesen Fällen, so viel Tumorgewebe wie möglich so schonend wie möglich zu entfernen, einerseits um die Lebensdauer des Patienten zu erhöhen, andererseits um den erhöhten Druck im Schädelinneren oder eine Bedrängung anderer Hirnstrukturen zu mindern oder eine drohende Behinderung des Hirnwasserabflusses zu beheben.

Der Resttumor beziehungsweise die im gesunden Hirngewebe verbliebenen Tumorzellen können anschließend mit Chemotherapie und Strahlentherapie weiterbehandelt werden. Die Symptombehandlung des Patienten steht dabei im Vordergrund. In manchen Fällen ist es auch nur möglich, eine Tumorprobe zu diagnostischen Zwecken zu entnehmen (Biopsie).

Unter Umständen kann im Laufe oder nach Abschluss einer Strahlen- und/oder Chemotherapie ein zweiter chirurgischer Eingriff in Frage kommen, wenn der Patient dadurch nicht gefährdet wird und keine schwerwiegenden Folgeschäden zu erwarten sind. Ziel der Operation ist auch in diesem Fall die maximal mögliche Resttumorverkleinerung, um die Chance auf Langzeitüberleben zu erhöhen.

Hirnstamm-Tumor

Hochmaligne Tumoren im Bereich des Hirnstamms (das heißt, diffuse intrinsische Ponsgliome) können in aller Regel nicht operiert werden, da sie sehr schnell wachsen und einer neurochirurgischen Tumorentfernung kaum zugänglich sind.

Bei Patienten, bei denen der Tumor zu einer Störung des Nervenwasserflusses und infolgedessen zu einem Wasserkopf geführt hat, sind neben der eigentlichen Tumoroperation zusätzliche operative Maßnahmen notwendig, um das überschüssige Nervenwasser abzuleiten. So kann zum Beispiel eine externe Ventrikeldrainage, eine Ventrikulostomie oder die Anlage eines ventrikulo-peritonealen Shunts [ventrikulo-peritonealer Shunt] angezeigt sein (siehe auch Kapitel "Supportivtherapie").

Gut zu wissen: Das Behandlungsteam, in erster Linie der Neurochirurg, wird mit Ihnen das Ausmaß und die Technik des chirurgischen Ersteingriffes ausführlich besprechen.

Anmerkung: Im Rahmen der neuen Therapieoptimierungsstudie HIT-HGG 2013 wird Patienten mit Hirnstamm-Tumor aus wissenschaftlichen Gründen und unter bestimmten Voraussetzungen eine Biopsie empfohlen, um die molekularen Eigenschaften dieser Tumoren besser zu erforschen. Die Ergebnisse aus solchen Untersuchungen können langfristig die Entwicklung zielgerichteter Therapieformen möglich machen. So können möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt der Studie Zusatzmedikamente eingeführt werden; derzeit haben die Ergebnisse allerdings noch keine Auswirkung auf die Behandlung. Weitere Informationen zur HIT-HGG 2013-Studie finden Sie im Kapitel "Therapie – Therapiestudien“.