Wie erfolgt die Behandlung nach Therapieoptimierungsstudie HIT-REZ 2005?

Autor:  PD Dr. med. Gesche Tallen, Maria Yiallouros, Freigabe:  Prof. Dr. med. Gudrun Fleischhack, Zuletzt geändert: 18.04.2016 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e87203

Bis Anfang 2013 hatten Kinder und Jugendliche mit fortschreitender Erkrankung oder mit Rückfall eines Ependymoms die Möglichkeit, im Rahmen der Therapieoptimierungsstudie HIT-REZ 2005 (genauer: Teilstudie E-HIT-REZ 2005) behandelt zu werden. Die Studie berücksichtigte Patienten vom dritten Lebensmonat bis zum 30. Lebensjahr, für die die im Behandlungsprotokoll HIT 2000 (und später im HIT 2000 Interim Register) vorgesehenen Maßnahmen bereits ausgeschöpft waren.

Die Studie HIT-REZ 2005 ist seit 31.01.2016 abgeschlossen! Da sich die Studienzentrale mit ihren aktuellen Therapieempfehlungen aber nach wie vor an den Behandlungsvorgaben dieser Studie orientiert, stellen wir diese hier vor.

Die Studienzentrale für die HIT-REZ-Studie (und jetzt auch für das HIT-REZ Register) befindet sich am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Essen (Studienleitung: Prof. Dr. med. Gudrun Fleischhack). An der Studie nahmen etwa 50 Behandlungszentren in Deutschland teil.

Die Behandlungsstrategie baut auf den Erfahrungen aus vorangegangenen Studien auf. Entsprechend haben die Spezialisten der Kinderkrebsheilkunde ein zweiarmiges Behandlungskonzept entwickelt (Chemotherapie-Arm und Dokumentations-Arm), das die Ausgangsbedingungen der einzelnen, zum Teil unterschiedlich vorbehandelten und bereits durch ihre Ersterkrankung oder deren Behandlung chronisch vorgeschädigten Patienten berücksichtigt.

Die beiden Behandlungsarme werden im Folgenden näher erläutert. Allgemeine Informationen zu Operation, Chemotherapie und Strahlentherapie finden Sie im Kapitel zu "Behandlungsmethoden".

Chemotherapie-Arm

Für Patienten, die im Chemotherapie-Arm behandelt werden, ist zu Beginn der Rezidivtherapie eine Behandlung mit dem Zytostatikum Temozolomid vorgesehen, welches in Tablettenform (per oral) verabreicht wird. Ziel dabei ist herauszufinden, inwieweit der jeweilige Patient überhaupt auf eine Chemotherapie anspricht, also zu prüfen, ob sich diese Behandlungsmaßnahme im weiteren Verlauf "lohnt".

Spricht die Erkrankung auf diese Behandlung nicht an, wird die Chemotherapie nach zwei Therapieblöcken abgebrochen und es erfolgt, wenn möglich, eine Lokaltherapie (Operation, Bestrahlung). Spricht die Erkrankung auf die Chemotherapie an, werden zwei weitere Chemotherapieblöcke verabreicht und erst dann die Lokaltherapie durchgeführt. Nur Patienten, die durch den Rückfall bedrohliche neurologische Symptome zeigen und bei denen der Tumor operabel ist oder bei denen eine sofortige Strahlenbehandlung durchgeführt werden kann, erhalten zunächst eine Lokaltherapie.

Patienten, bei denen eine Operation oder eine Strahlentherapie nicht möglich ist und bei denen eine Metastasierung (in den Liquorräumen von Gehirn und/oder Rückenmarkskanal) vorliegt, erhalten gegebenenfalls vor Beginn der oben genannten Chemotherapie mit Temozolomid zunächst eine Behandlung mit dem Medikament Etoposid, welches direkt in den Liquorraum (intraventrikulär) verabreicht wird. Für Patienten, die nach fünfwöchiger alleiniger intraventrikulärer Behandlung mit Etoposid kein Fortschreiten der Metastasierung zeigen, ist eine Fortsetzung dieser Therapieform parallel zur oben genannten Chemotherapie mit Temozolomid vorgesehen.

Für alle Patienten gilt, dass die Chemotherapie mit Temozolomid in der Regel so lange fortgeführt wird, so lange die Erkrankung nicht fortschreitet (maximal zwei Jahre) und so lange die Nebenwirkungen der Behandlung für den Patienten gering beziehungsweise nicht bedrohlich sind.

Wenn die Erkrankung nicht weiter fortschreitet, ist eine Fortführung der Behandlung auch über zwei Jahre hinaus möglich. Auch wird wiederholt geprüft, ob die Möglichkeit einer Lokaltherapie (Operation, Strahlentherapie) gegeben ist.

Bei Fortschreiten der Erkrankung und fehlenden Möglichkeiten der Lokaltherapie wird eine andere orale Chemotherapie mit den Zytostatika Etoposid und Trofosfamid empfohlen.

Dokumentations-Arm

Nicht bei allen Patienten ist eine erneute Operation oder eine Strahlentherapie (Lokaltherapie) möglich oder eine erneute Chemotherapie zumutbar oder gewünscht. Ebenso gibt es immer wieder Patienten, die die vorgesehene Chemotherapie aufgrund einer individuellen Behinderung oder der Art des Rückfalls schlecht vertragen oder trotz der oben beschriebenen Behandlungsmöglichkeiten ein Fortschreiten der Erkrankung aufweisen.

Bei diesen Patienten erfolgt eine Beratung, Beobachtung sowie die Dokumentation des weiteren Krankheitsverlaufes. Auch kann gegebenenfalls eine lokale oder systemische Behandlung mit anderen als den oben genannten Therapieformen begonnen werden. Zu diesen experimentellen Therapieansätzen gehören beispielsweise eine bestimmte Form der Immuntherapie oder auch eine Behandlung mit Valproinsäure. Diese sollte allerdings nur in Absprache und nach Prüfung mit dem Behandlungsteam erfolgen.

Begleitstudien im Rahmen der Therapieoptimierungsstudie HIT-REZ 2005

Im Rahmen der Therapieoptimierungsstudie HIT-REZ 2005 werden verschiedene Begleitstudien durchgeführt, die in erster Linie der Untersuchung von Spätfolgen und Lebensqualität dienen. Begleitstudien zur Histologie und Genetik der Tumoren sowie zu verschiedenen Methoden der bildgebenden Diagnostik sollen der Ermittlung neuer Prognosefaktoren und als Grundlage für mögliche zukünftige Therapieansätze dienen.

Die Aufnahme dieser Begleitstudien in das Rezidiv-Behandlungsprotokoll soll die Begleitstudien der Therapieoptimierungsstudie HIT 2000 (beziehungsweise des HIT 2000 Interim Registers) fortführen und der Tatsache Rechnung tragen, dass Rezidivpatienten meist schon intensiv vorbehandelt und zum Teil vorgeschädigt sind.

Anmerkung: Ihr Behandlungsteam wird Ihrem Kind/Ihnen die Möglichkeit der Teilnahme an einer oder mehrerer dieser Begleitstudien anbieten und in einem ausführlichen Gespräch erläutern.