Möglichkeiten der Vorbeugung und Behandlung von Spätfolgen

Autor:  Dipl.-Biol. Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 01.11.2016 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e97583

Die Vermeidung von Nebenwirkungen und Spätfolgen gehört mit zu den wichtigsten Zielen einer Retinoblastom-Behandlung.

Spätfolgen-minimierende Therapieempfehlungen

Mit den heute eingesetzten Therapiestrategien versuchen die Ärzte nicht nur, die Wirksamkeit der Therapie weiter zu verbessern. Ein zentrales Ziel ist auch, Neben- und Nachwirkungen von Erkrankung und Behandlung ohne Einbußen im Behandlungserfolg stetig zu reduzieren. Aus diesem Grund wird bei der Wahl der Therapie eines Retinoblastompatienten stets das Wissen über mögliche Spätfolgen der Erkrankung und Therapie mit in die Entscheidungsfindung mit einbezogen.

Da sich im Rahmen von Studien gezeigt hat, dass ein eingeschränktes Sehvermögen die Lebensqualität der Patienten (nach eigenen Aussagen) wesentlich beeinflusst, steht die Bewahrung des Sehvermögens im Vordergrund bei der Planung der Behandlung.

Um behandlungsbedingte Spätfolgen möglichst gering zu halten, wird außerdem, wann immer möglich, weniger aggressiven, das heißt, nebenwirkungsärmeren Behandlungsmethoden der Vorzug gegeben. So wird heute zum Beispiel die perkutane Strahlentherapie, die unter anderem mit einem erhöhten Risiko für Zweitkrebserkrankungen einhergeht, in der Ersttherapie fast vollständig durch eine systemische Chemotherapie ersetzt [TEM2013a].

Rückwirkende Analysen

Das Deutsche Kinderkrebsregister (DKKR) Mainz sammelt im Rahmen eines langfristig angelegten Forschungsprojekts zu Zweitkrebserkrankungen nach Krebs im Kindesalter sämtliche Daten zu Zweittumoren und führt diese mit den entsprechenden Therapiedaten aus der Behandlung der ersten bösartigen Erkrankung zusammen [KAA2015a] [KAA2009] [KAA2009a].

Das Ziel ist, auf diese Weise mögliche Zusammenhänge zwischen einzelnen Therapieelementen (zum Beispiel Strahlentherapie und -dosen, bestimmten Zytostatika) und dem späteren Auftreten einer Zweitkrebserkrankung festzustellen. Die Auswertung der Daten soll zur Entwicklung entsprechend nebenwirkungsärmerer Therapien beitragen.

Auch andere Arbeitsgruppen befassen sich mit der Erforschung von Spätfolgen und Lebensqualität mit dem Ziel, Erkenntnisse zur Minimierung therapiebedingter Langzeitwirkungen zu erhalten [BOE2005a] [CAL2007] [SCH2013b]. Eine europäische Studie untersucht derzeit außerdem speziell das Auftreten von Zweittumoren bei Kindern mit einem erblichen Retinoblastom, die im Rahmen ihrer Behandlung eine Bestrahlung erhalten haben.

Therapieüberwachung und Supportivtherapie

Lässt sich der Einsatz bestimmter Medikamente oder Behandlungsformen nicht vermeiden, wird durch die ständige und intensive Therapieüberwachung sowie durch den Einsatz unterstützender Behandlungsmaßnahmen (Supportivtherapie) alles getan, um eventuell auftretende Folgeerscheinungen zu reduzieren und langfristige Schäden zu vermeiden (siehe Informationen zur Supportivtherapie).

Nachsorge

Darüber hinaus wird der Patient auch nach Abschluss der Therapie durch regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen und im Rahmen spezifischer Rehabilitationsmaßnahmen weiter überwacht und betreut, so dass körperliche und seelische Folgeerscheinungen der Therapie schnellstmöglich entdeckt und behandelt werden können. Besonders in den ersten fünf bis zehn Jahren nach Ende der Therapie finden zahlreiche Kontrolluntersuchungen zur Erfassung und Behandlung von Spätfolgen statt.

Hinweis für Überlebende eines erbliches Retinoblastoms: Um das genetisch bedingt erhöhte Zweitkrebsrisiko zu reduzieren, empfiehlt es sich, DNA-schädigende Substanzen oder Behandlungen (zum Beispiel diagnostische / therapeutische Bestrahlung, Tabakrauch, UV-Strahlen) möglichst zu meiden [LOH2000].