Was bedeutet Zytostatika-Resistenz?

Autor:  Dr. med. habil. Gesche Tallen, Redaktion:  Maria Yiallouros, Freigabe:  Prof. Dr. med. Dr. h.c. Günter Henze, Zuletzt geändert: 05.06.2020 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e75237

Manche Krebszellen besitzen von Anfang an eigene Schutz- und/oder Reparaturwerkzeuge, die ihnen ermöglichen, der Wirkung einer Chemotherapie und/oder Strahlentherapie zu entkommen. So können sie sich trotz einer Behandlung ungehindert weiter vermehren und dabei ihre Reparaturwerkzeuge sogar an die Tochterzellen weitergeben. Fachleute bezeichnen dies als „intrinsische Resistenz“.

Andere Krebszellen können solche Fähigkeiten erlernen, nachdem sie ein oder mehrere Male mit einem bestimmten Zytostatikum Kontakt hatten und/oder über einen längeren Zeitraum bestrahlt wurden. Auch diese erlernten Fähigkeiten können bei der Vermehrung weitergegeben werden. Sind die Schädigungsmechanismen einer Behandlungsmethode von der Krebszelle "durchschaut" worden, können Zytostatikum beziehungsweise Strahlentherapie ihre Wirkung nach einiger Zeit verlieren (so genannte extrinsische Resistenz).

Zu den Reparatur- und somit Resistenzmechanismen einer bösartigen Zelle gehören unter anderem Anpassungen, die den Transport des Zytostatikums in die Zelle und innerhalb der Zelle sowie seine Speicherung und seinen Abbau betreffen. Auch der Umgang der Zelle mit den Folgen von Stress (zum Beispiel DNA-Schädigung) kann verändert sein.

Um zu verhindern, dass eine Behandlung aufgrund verschiedener Resistenzmechanismen der Krebszellen ihre Wirkung einbüßt, werden bei einer Chemotherapie Zytostatika mit unterschiedlichen Wirkmechanismen (das heißt aus unterschiedlichen Substanzgruppen) miteinander kombiniert und/oder abwechselnd verabreicht (Polychemotherapie).

Viele Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sprechen grundsätzlich sowohl auf eine Chemotherapie als auch auf eine Strahlentherapie an. Die verschiedenen Mechanismen der Zellschädigung, über die diese beiden Behandlungsmöglichkeiten verfügen, werden im Rahmen der Therapieoptimierungsstudien auf unterschiedliche Weise miteinander kombiniert, unter anderem um Resistenzentwicklungen vorzubeugen.