Behandlungsablauf: Planung und Durchführung einer CAR-T-Zelltherapie

Autor:  Julia Dobke, Redaktion:  Ingrid Grüneberg, Zuletzt geändert: 07.07.2021 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e217401

Jeder Patient mit einer CAR-T-Zelltherapie erhält seinen individuellen und abgestimmten Plan mit den einzelnen Behandlungsphasen:

  1. Zunächst erfolgt die Entnahme der T-Lymphozyten mit Hilfe der Leukapherese,
  2. Im Anschluss werden die CAR-T-Zellen für jeden Patienten speziell hergestellt. Dieses dauert in den Laboren unterschiedlich lang.
  3. Aufgrund dieser Wartezeit erhalten viele Patienten eine Überbrückungs-Chemotherapie.
  4. Vor Gabe der CAR-T-Zellen erhalten dann alle Patienten eine Chemotherapie zur Reduktion der Lymphozyten im Blut und Knochenmark. Diese sogenannte Lymphodepletion wird so geplant, dass sie direkt an den Tagen vor der CAR-T-Zell-Gabe stattfindet.

Die Leukapherese (Sammlung weißer Blutzellen)

Die Leukapherese (Apherese bedeutet Blutwäsche) dient der Trennung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) von den anderen Blutbestandteilen. Leukozyten bestehen aus drei Untergruppen, die jeweils unterschiedliche Funktionen in der Immunabwehr haben. Man unterscheidet Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten.

Für die Herstellung von CAR-T-Zellen wird eine gewisse Anzahl von T-Lymphozyten benötigt. Diese können durch die Leukapherese aus dem Blut herausgefiltert werden.

Die Leukapherese selbst dauert circa drei bis vier Stunden und erfolgt über zwei venöse Zugänge: über den einen wird das Blut entnommen, über den anderen fließt es wieder in die Vene zurück. Hierfür kann auch ein zentraler Venenkatheter wie der Broviak- oder Hickmann-Katheter genutzt werden, den viele Patienten im Rahmen der konventionellen Behandlung bereits bekommen haben.

Häufigste Nebenwirkungen während der Leukapherese sind Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schlappheit sowie Muskelkrämpfe, die durch die Gabe von Calcium gemindert werden können. Im Normalfall reicht eine einzelne Sitzung zur Herausfilterung der T-Lymphozyten aus.

Überbrückungstherapie (Bridging-Therapie)

Die Herstellung der CAR-T-Zellen kann einige Wochen dauern. In der Regel erfolgt deshalb eine Überbrückungs-Chemotherapie (Bridging-Therapie), bis die Maßnahmen zur Lymphozytenreduzierung (Lymphodepletion) eingeleitet werden können (siehe unten). Ziel der Überbrückungstherapie ist die Kontrolle der Tumorlast des Patienten vor der CAR-T-Zell-Gabe. Das bedeutet für Patienten mit einer ALL, dass dadurch ein Ansteigen der Zahl der Lymphoblasten im Knochenmark und Blut verhindert wird. Geeignete Medikamente sind zum Beispiel Dexamethason und Vincristin.

Lymphodepletion

Die Lymphodepletion vor Gabe der CAR-T-Zellen hat die Aufgabe, die Anzahl der im Patienten vorhandenen Leukämiezellen und andere Immunzellen zu vermindern, um Platz für die CAR-T-Zellen zu schaffen.

Für die Lymphodepletion wird der Patient meist stationär aufgenommen. Vor Beginn muss sichergestellt werden, dass

  • keine frische Infektion vorliegt,
  • die Nierenfunktion ausreichend gut ist,
  • die Herzfunktion ausreichend gut ist,
  • keine neurologischen Probleme aufgetreten sind.

Die Lymphodepletion besteht meist aus zwei Zytostatika, zum Beispiel Fludarabin und Cyclophosphamid, die über drei bis vier Tage intravenös verabreicht werden.

CAR-T-Zell-Gabe

Die CAR-T-Zellen werden als Kurzinfusion über den zentralen Venenkatheter verabreicht. Zuvor erhält der Patient vorbeugend Medikamente gegen allergische Reaktionen und Fieber. Um Nebenwirkungen und Reaktionen auf die Infusion sofort erkennen zu können, findet ab jetzt eine Überwachung der Vitalzeichen des Patienten durch einen Monitor statt. Da die akuten Nebenwirkungen meist erst einige Tage nach der CAR-T-Zell-Gabe auftreten, sollten die Patienten im Anschluss 14 Tage in der Klinik stationär betreut werden.