Nach welchen Kriterien wird die Behandlungsintensität festgelegt?

Autor:  Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 02.11.2018 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e206051

Wie bereits bei einer ALL-Ersterkrankung richtet sich die Behandlung von Patienten mit einem Krankheitsrückfall (Rezidiv) nach verschiedenen Risikofaktoren, welche die Prognose der Erkrankung beeinflussen. (Man nennt diese Risikofaktoren daher auch Prognosefaktoren). Die wichtigsten Prognosefaktoren sind der Zeitpunkt und der Ort des Rezidivs sowie die Unterform der ALL (immunologischer ALL-Typ), an der der Patient erkrankt ist [SCH2018] [TAL2010]. Ihre Bedeutung wird im Folgenden genauer beschrieben.

Zeitpunkt des Rezidivs: Der relevanteste und ein einfach zu bestimmender Prognosefaktor ist der Zeitpunkt des Rezidivauftretens: je früher der Rückfall, umso schlechter ist in der Regel die Prognose. So haben Patienten, die erst spät einen Rückfall erleiden (ab sechs Monate nach Ende der Dauertherapie), eine deutlich bessere Prognose als Patienten mit einem frühen Rezidiv (18 Monate nach Erstdiagnose bis zu 6 Monate nach Ende der Erstbehandlung), und diese wiederum eine deutlich bessere Prognose als Patienten mit einem sehr frühen Rezidiv (innerhalb von 18 Monaten nach Erstdiagnose).

Ort des Rezidivs: Ebenfalls prognostisch bedeutsam ist der Ort des Krankheitsrückfalls: Patienten mit einem isolierten Knochenmark-Rezidiv haben eine ungünstigere Prognose als jene mit einem kombinierten Rezidiv (Befall von Knochenmark und einem Organ außerhalb des Knochenmarks). Die vergleichbar beste Prognose haben Patienten mit einem isolierten Rezidiv außerhalb des Knochenmarks (extramedulläres Rezidiv).

Subtyp der ALL: Patienten mit Rezidiv einer T-ALL haben eine schlechtere Prognose als Patienten mit Rezidiv einer B-Vorläufer-ALL.

Gut zu wissen: Anhand der genannten Prognosefaktoren werden Patienten mit Krankheitsrückfall verschiedenen Behandlungsgruppen zugeordnet, die das individuelle Rückfallrisiko des Patienten durch entsprechend ausgerichtete Therapiekonzepte berücksichtigen. Gängig ist aktuell die Einteilung in eine Standard- und Hochrisikogruppe (siehe Tabelle im Anschluss).

Einteilung von Rezidivpatienten in Behandlungsgruppen (Risikogruppen)
Standardrisiko-Gruppe
Hochrisiko-Gruppe
Patienten mit frühen oder späten extramedullären Rezidiven
Alle Patienten mit Knochenmarkrezidiv einer T-ALL
Patienten mit späten Rezidiven einer B-Vorläufer-ALL
Alle Patienten mit frühen isolierten Knochenmark-Rezidiven
Patienten mit frühen kombinierten Rezidiven
Alle Patienten mit sehr frühen Rezidiven

Die Behandlungsplanung wird darüber hinaus vom Ansprechen der Erkrankung auf die Therapie beeinflusst. Darüber hinaus sind die Erfolgsaussichten einer Rezidivbehandlung vermutlich auch von der Art und Intensität der Erstbehandlung abhängig.