Was ist das Ziel einer Krebsbehandlung?

Autor:  Dr. med. habil. Gesche Tallen, Redaktion:  Maria Yiallouros, Freigabe:  Prof. Dr. med. Dr. h.c. G. Henze, Zuletzt geändert: 04.06.2020 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e73736

Die Ziele einer Krebsbehandlung sind abhängig von der Art der Erkrankung, ihrer Ausdehnung, dem Ausmaß an Metastasen, in manchen Fällen auch vom Alter des Patienten und davon, ob der Betroffene zum ersten oder zum wiederholten Male erkrankt ist.

Das erste Behandlungsziel ist die Heilung des Patienten, das heißt die vollständige und dauerhafte Vernichtung aller Krebszellen (kurative Behandlung).

Leider ist eine Heilung trotz sehr wirksamer Behandlungsmöglichkeiten noch immer nicht in allen Fällen möglich. Bei den meisten Patienten gelingt es zwar, die Krebszellen so weit zurückzudrängen, dass sie mit dem Mikroskop oder mit bildgebenden Untersuchungsverfahren [bildgebende Verfahren] nicht mehr nachweisbar sind (Remission). Bei einem Teil von ihnen tritt die Krebserkrankung jedoch erneut auf, das heißt, es kommt zu einem Krankheitsrückfall (Rezidiv). Es kann dann noch einmal ein Behandlungsversuch mit dem Ziel der Heilung unternommen werden. In manchen Fällen muss sich die Therapie allerdings darauf beschränken, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern und tumorbedingte Beschwerden zu lindern. Man spricht in diesem Falle von einer Palliativtherapie.

Im Prinzip kann jede Krebserkrankung jederzeit wieder auftreten, selbst wenn nach der Erstbehandlung eine Remission erreicht wurde. Der Grund dafür ist, dass möglicherweise vereinzelte Krebszellen die Behandlung überleben. Während der Remission befinden sie sich dann lediglich in einer Ruhephase des Zellzyklus, und plötzlich fangen sie wieder an, sich zu teilen und zu vermehren.

Dank intensiver Grundlagenforschung ist es bei manchen Erkrankungen bereits gelungen, molekulargenetische Nachweismethoden für möglicherweise verbliebene Krebszellen zu entwickeln (so genannte MRD-Diagnostik). Mit Hilfe dieser Methoden können selbst vereinzelte Krebszellen (die so genannte minimale Resterkrankung; engl. minimal residual disease, MRD) festgestellt werden. Ist der Befund positiv, das heißt, werden tatsächlich Krebszellen gefunden, kann das Behandlungskonzept entsprechend darauf abgestimmt werden. Die akute lymphoblastische Leukämie, kurz ALL, ist ein Beispiel, bei der diese Nachweismethoden bereits erfolgreich eingesetzt und bei der Therapie berücksichtigt werden.

Die Behandlung eines Krankheitsrückfalles Rezidiv kann grundsätzlich entweder auf Heilung (kurativ) oder auf Verzögerung des Krankheitsfortschreitens und der Linderung von Beschwerden (palliativ) ausgerichtet sein. Die Wahl der Behandlungsmaßnahmen und die Heilungsaussichten richten sich jeweils nach der Grunderkrankung und der individuellen Gesamtsituation des Patienten. Dazu zählen vor allem der Verlauf der Erstbehandlung, die Dauer der Remission oder, anders ausgedrückt, der Zeitpunkt des Rezidivauftretens, sowie Ort des Rezidivs und die Anzahl der Rezidive.