Möglichkeiten der Vorbeugung und Behandlung von Spätfolgen
Autor: Maria Yiallouros, Erstellt am 21.06.2021, Zuletzt geändert: 21.06.2021
https://kinderkrebsinfo.de/doi/e63911
Die Vermeidung von Nebenwirkungen und Spätfolgen gehört mit zu den wichtigsten Zielen bei der Behandlung eines Hodgkin-Lymphoms.
Therapiestudien
Da die Behandlungsaussichten der Kinder und Jugendlichen mit Morbus Hodgkin sehr gut sind, ist das zentrale Ziel der heutigen Therapiepläne vor allem, ohne Einbußen im Behandlungserfolg die Neben- und Nachwirkungen der Therapie stetig zu reduzieren. Dies geschieht zum Beispiel durch die Suche nach weniger aggressiven Behandlungsmöglichkeiten (Zytostatika mit geringeren Nebenwirkungen) oder durch eine Herabsetzung der Behandlungsdosis (sowohl in der Chemotherapie als auch in der Strahlentherapie).
Rückwirkende Analysen
Das Deutsche Kinderkrebsregister (DKKR) Mainz sammelt im Rahmen eines langfristig angelegten Forschungsprojekts zu Zweitkrebserkrankungen nach Krebs im Kindesalter sämtliche Daten zu Zweittumoren und führt diese mit den entsprechenden Therapiedaten aus der Behandlung der ersten bösartigen Erkrankung zusammen [ERD2020] [HEN2014] [KAA2009] [KAA2009a]. Das Ziel ist, auf diese Weise mögliche Zusammenhänge zwischen einzelnen Therapieelementen (zum Beispiel bestimmten Zytostatika, Strahlendosen) und dem späteren Auftreten einer Zweitkrebserkrankung festzustellen. Die Auswertung der Daten soll zur Entwicklung entsprechend nebenwirkungsärmerer Therapien beitragen.
Auch die Morbus Hodgkin-Studiengruppe der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) erfasst im Rahmen ihres HD-Spätfolgenprojekts (welches sich aus fünf deutsch-österreichischen Therapiestudien entwickelt hat) Langzeitfolgen der Morbus Hodgkin-Behandlung, um auf diese Weise Grundlagen für die weitere Optimierung der Behandlungskonzepte und der individuellen Langzeitnachsorge zu schaffen [DOE2010] [SCH2014] [SCH2010d] [SCH2004d] [SCH2003a]. Das Projekt, die LEaH-Studie (Late effects after Hodgkin-Lymphoma treatment), ist in Gießen angesiedelt.
Darüber hinaus befassen sich weitere Forschungsgruppen und Forschungsprojekte mit der Erforschung von Spätfolgen und Lebensqualität mit dem Ziel, Erkenntnisse zur Minimierungen therapiebedingter Langzeitwirkungen zu erhalten [BOE2005a] [CAL2014] [CAL2004c].
Therapieüberwachung und Supportivtherapie
Lässt sich der Einsatz bestimmter Medikamente oder Behandlungsformen nicht vermeiden, wird durch die ständige und intensive Therapieüberwachung (mittels diagnostischer Verfahren wie beispielsweise Echokardiographie, Elektrokardiographie und Laboruntersuchungen) sowie durch den Einsatz unterstützender Behandlungsmaßnahmen (Supportivtherapie) alles getan, um eventuell auftretende Folgeerscheinungen zu reduzieren und langfristige Schäden zu vermeiden (siehe Informationen zur Supportivtherapie).
Nachsorge
Darüber hinaus wird der Patient auch nach Abschluss der Therapie durch regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen und im Rahmen spezifischer Rehabilitationsmaßnahmen weiter überwacht und betreut, so dass körperliche und seelische Folgeerscheinungen der Therapie schnellstmöglich entdeckt und behandelt werden können. Besonders in den ersten fünf Jahren nach Ende der Therapie finden zahlreiche Kontrolluntersuchungen zur Erfassung und Behandlung von Spätfolgen statt.
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Informationsbroschüren
zu Fruchtbarkeit
Die Broschüren "Luzie möchte einmal Mutter werden" und "Micha möchte einmal Vater werden" richten sich an jugendliche Patientinnen / Patienten mit einer Krebserkrankung. Sie informieren über das Thema Fruchtbarkeit nach einer Krebstherapie sowie über Möglichkeiten zum Erhalt der Fruchtbarkeit durch vorbeugende und behandelnde Maß-
nahmen. Mit freundlicher Genehmigung der Autorin (Prof. Dr. med. Anja Borgmann-Staudt) erhalten Sie die Broschüren hier als PDF-Download und Video.
Weitere Informationen
zu Fruchtbarkeit und Fruchtbarkeitserhalt
Auf unseren Nachsorgeseiten finden Sie weitere Informationen, Broschürenhinweise und Links zum Thema Fruchtbarkeit nach einer Krebstherapie und zu Möglichkeiten des Fruchtbarkeitserhalts.
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Quellen und Referenzen 
[ERD2020]
Erdmann F, Kaatsch P, Grabow D, Spix C: German Childhood Cancer Registry - Annual Report 2019 (1980-2018). Institute of Medical Biostatistics, Epidemiology and Informatics (IMBEI) at the University Medical Center of the Johannes Gutenberg University Mainz 2020 [URI: https://www.kinderkrebsregister.de/ typo3temp/ secure_downloads/ 42507/ 0/ 1c5976c2ab8af5b6b388149df7182582a4cd6a39/ Buch_DKKR_Jahresbericht_2019_komplett.pdf]
[HEN2014]
Hennewig U, Kaatsch P, Blettner M, Spix C: Local radiation dose and solid second malignant neoplasms after childhood cancer in Germany: a nested case-control study. Radiation and environmental biophysics 2014, 53: 485 [PMID: 24859016]
[KAA2009]
Kaatsch P, Reinisch I, Spix C, Berthold F, Janka-Schaub G, Mergenthaler A, Michaelis J, Blettner M: Case-control study on the therapy of childhood cancer and the occurrence of second malignant neoplasms in Germany. Cancer causes & control 2009, 20: 965 [PMID: 19263232]
[KAA2009a]
Kaatsch P, Debling D, Blettner M, Spix C: Second malignant neoplasms after childhood cancer in Germany - results from the long-term follow-up of the German Childhood Cancer Registry. Strahlentherapie und Onkologie 2009, 185 Suppl 2: 8 [PMID: 19685026]
[DOE2010]
Dörffel W, Riepenhausen M, Ludwig W-D, Schellong G: Langzeitfolgen nach Therapie eines Hodgkin-Lymphoms bei Kindern und Jugendlichen. Journal Onkologie 09, 449-456 2010 [URI: http://www.journalonko.de/ flashpaper/ bk0910/ blaetterkatalog/ pdf/ complete.pdf]
[SCH2014]
Schellong G, Riepenhausen M, Ehlert K, Brämswig J, Dörffel W, Schmutzler R, Rhiem K, Bick U: Brustkrebs bei jungen Frauen nach Therapie eines Hodgkin-Lymphoms im Kindes- und Jugendalter: Eine Beobachtungsstudie mit bis zu 33 Jahren Follow-up. Dtsch Arztebl Int 2014, 111(1-2): 3 [URI: http://www.aerzteblatt.de/ archiv/ 152680/ Brustkrebs-bei-jungen-Frauen-nach-Therapie-eines-Hodgkin-Lymphoms-im-Kindes-und-Jugendalter-Eine-Beobachtungsstudie-mit-bis-zu-33-Jahren-Follow-up?src=search]
[SCH2010d]
Schellong G, Riepenhausen M, Bruch C, Kotthoff S, Vogt J, Bölling T, Dieckmann K, Pötter R, Heinecke A, Brämswig J, Dörffel W: Late valvular and other cardiac diseases after different doses of mediastinal radiotherapy for hodgkin disease in children and adolescents: Report from the longitudinal GPOH follow-up project of the German-Austrian DAL-HD studies. Pediatric blood & cancer 2010, 55: 1145-52. [PMID: 20734400]
[SCH2004d]
Schellong G, Riepenhausen M: Late effects after therapy of Hodgkin's disease: update 2003/04 on overwhelming post-splenectomy infections and secondary malignancies. Klinische Padiatrie 2004, 216: 364 [PMID: 15565552]
[SCH2003a]
Schellong G, Riepenhausen M: Spätfolgen nach Hodgkinscher Krankheit. WIR 2003, 1: 18 [URI: http://www.kinderkrebsstiftung.de/ fileadmin/ KKS/ files/ zeitschriftWIR/ 2003_1/ hodgkinscheKrankheit.pdf]
[BOE2005a]
Bölling T, Schuck A, Willich N: RiSK – Register zur Erfassung strahlentherapiebedingter Spätfolgen bei Kindern und Jugendlichen. WIR - DLFH - Dachverband - Aktion für krebskranke Kinder e.V 2005, 4 [URI: http://www.kinderkrebsstiftung.de/ fileadmin/ KKS/ files/ zeitschriftWIR/ 2005_4/ risk.pdf]
[CAL2014]
Calaminus G, Dörffel W, Baust K, Teske C, Riepenhausen M, Brämswig J, Flechtner HH, Singer S, Hinz A, Schellong G: Quality of life in long-term survivors following treatment for Hodgkin's disease during childhood and adolescence in the German multicentre studies between 1978 and 2002. Supportive care in cancer 2014, 22: 1519 [PMID: 24415000]
[CAL2004c]
Calaminus G: Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen mit Hirntumoren. WIR Informationsschrift der Aktion für krebskranke Kinder e.V. (Bonn) 2004, 2: 6 [URI: http://www.kinderkrebsstiftung.de/ fileadmin/ KKS/ files/ zeitschriftWIR/ 2004_2/ lebensqaulitaet.pdf]