Untersuchungen des gewonnenen Tumormaterials zur Bestimmung der NHL-Form
Autor: Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 28.05.2020 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e15413
Inhaltsverzeichnis
Die Sicherung der Diagnose Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) erfolgt in erster Linie durch die spezielle Aufbereitung und Untersuchung des Tumormaterials, das – je nach Krankheitsfall – zuvor aus Blut- und Knochenmarkproben, Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor), Körperhöhlenflüssigkeiten (Bauchwasser, Rippenfellerguss) oder durch chirurgische Entfernung eines Lymphknotens oder eines anderen befallenen Gewebes gewonnen wurde.
Mit Hilfe der eingesetzten Untersuchungsmethoden ist es zum einen möglich, ein NHL von anderen Krankheiten zu unterscheiden, die mit Lymphknotenschwellungen einhergehen können (zum Beispiel Pfeiffer-Drüsenfieber, Toxoplasmose oder eine andere Viruserkrankung, Hodgkin-Lymphom). Zum anderen geben diese Untersuchungen genaue Auskunft darüber, an welcher Form des NHL der Patient erkrankt ist. Da sich die verschiedenen NHL-Formen zum Teil deutlich in ihrem Krankheitsverlauf sowie in ihrer Prognose und Therapierbarkeit unterscheiden, ist die genaue Kenntnis des NHL-Typs von entscheidender Bedeutung für die Behandlungsplanung.
Die wichtigsten diagnostischen Verfahren zur Bestimmung des NHL-Typs sind zytologische beziehungsweise histologische, immunhistochemische und immunologische Untersuchungen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen stehen rasch zur Verfügung und können zur sofortigen Behandlungsplanung herangezogen werden. zytogenetische und molekulargenetische Untersuchungen spielen insbesondere bei der weiteren Therapieplanung und der Bewertung der Prognose eine Rolle.
Zytologie / Histologie
Bei einer zytologischen (zytomorphologischen, zytochemischen) Untersuchung wird flüssiges Material (zum Beispiel Blut, Knochenmark, Flüssigkeit aus Körperhöhlenergüssen, Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit) auf einem Objektträger ausgestrichen, mit Spezialfarbstoffen angefärbt und anschließend unter dem Mikroskop betrachtet. (Der Wortteil "zyt-" kommt aus dem Griechischen und bedeutet Zelle). Die Zellen werden im Hinblick auf ihr Aussehen und ihre Anzahl beurteilt. Dabei kann festgestellt werden, ob die Körperregionen, aus denen die Proben stammen, von Lymphomzellen befallen sind und wenn ja, um welche Form des NHL es sich handelt.
Stammt das zu untersuchende Material aus einem Gewebeverband (zum Beispiel einem Lymphknoten), erfolgt eine so genannte feingewebliche (histologische) Untersuchung. Dabei werden von den Gewebeproben hauchdünne Schnitte angefertigt, mit Spezialfarbstoffen angefärbt und anschließend unter dem Mikroskop betrachtet. Auch mit dieser Methode lässt sich die Diagnose eines NHL sichern.
Immunologische Untersuchungen (Immunphänotypisierung)
Bei der Immunphänotypisierung wird mit Hilfe verschiedener Spezialverfahren und unter Verwendung monoklonaler Antikörper [siehe monoklonale Antikörper] nach bestimmten Eiweißen (so genannten Antigenen) auf der Oberfläche oder im Inneren der Lymphomzellen gesucht. Dadurch ist es möglich, die Art der bösartigen Zellen und ihr Reifungsstadium (B-Lymphozyten oder T-Lymphozyten beziehungsweise deren Vorstufen) zu bestimmen.
Zytogenetik und Molekulargenetik
Die Zytogenetik umfasst Untersuchungen zum Nachweis von Veränderungen im menschlichen Erbmaterial (Genom). In Lymphomzellen können zum Teil Chromosomenveränderungen nachgewiesen werden, die mit Hilfe der Zytogenetik, der mikroskopischen Untersuchung des Zellkerns, festgestellt werden können. Besonders häufig ist ein Austausch von Genabschnitten zwischen zwei Chromosomen, eine so genannte Translokation, die mit der Entstehung eines veränderten Gens verbunden ist. Das veränderte Gen sorgt dafür, dass ein ebenfalls verändertes Eiweiß gebildet wird, welches wiederum die betroffene Zelle zu unkontrollierter Vermehrung veranlasst.
Molekulargenetische Methoden [Molekulargenetik] erweitern das diagnostische Spektrum. Mit ihrer Hilfe wird nach Veränderungen im Erbmaterial gesucht, die mit dem Mikroskop nicht erkennbar sind. Sie tragen außerdem dazu bei, die molekularen Mechanismen aufzudecken, die eine Rolle bei der Entstehung von NHL spielen.