Erbliche Veranlagung / genetische Faktoren
Autor: Maria Yiallouros, Erstellt am 28.05.2020, Zuletzt geändert: 28.05.2020
https://kinderkrebsinfo.de/doi/e15883
Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) sind nicht im eigentlichen Sinne erblich. Allerdings hat man festgestellt, dass das Risiko für die Entstehung dieser Krebsarten erhöht ist, wenn in der Familie schon häufiger bösartige Blutkrankheiten aufgetreten sind oder wenn bestimmte angeborene oder erworbene Erbgutveränderungen vorliegen [BUR2017] [LIN1992] [ZHU1998].
So haben beispielsweise Kinder, die an bestimmten angeborenen Erkrankungen des Immunsystems (zum Beispiel Wiskott-Aldrich-Syndrom, Louis-Bar-Syndrom, Schwerer kombinierter Immundefekt (SCID), Chediak-Higashi-Syndrom) leiden, ein deutlich erhöhtes Risiko, an einem NHL zu erkranken [BUR2017] [FIL1992] [MOR1986] [KNO1999] [SUA2015]. Auch bei Patienten mit einer HIV-Infektion, einem erworbenen Immundefekt, lassen sich ungewöhnlich häufig hochmaligne NHL (B-Zell-Lymphome) beobachten [BIG2000]. Dies spricht dafür, dass eine Beeinträchtigung des körpereigenen Immunsystems die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von bösartigen Erkrankungen erhöht.
Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass manche Lymphomzellen Veränderungen der Chromosomenstruktur aufweisen. Häufig entstehen solche Chromosomenveränderung durch den Austausch von Genabschnitten zwischen zwei verschiedenen Chromosomen, einer so genannten Translokation. Der daraus resultierende Gendefekt ist daran beteiligt, dass aus einer gesunden Zelle eine Lymphomzelle wird [BUR2018] [LIO2004] [SEI2000]. Solche Genveränderungen sind jedoch nicht ererbt. Sie entstehen durch spontane Erbgutveränderungen während der Schwangerschaft oder im Laufe der weiteren Entwicklung des Kindes, auf die die Eltern jedoch keinen Einfluss haben.
Fragen zur Genetik?
(© vege - Fotolia.com)
Auf der Webseite von EuroGentest, einem von der Europäischen Kommission geförderten Netzwerk, können Sie sich allgemein über chromosomale Veränderungen, Vererbungsmuster und genetische Testverfahren informieren. Sie finden dort z.B. folgende
Patienteninformationen
Krebsprädispositionssyndrome
Neue Webseite eröffnet
Krebsprädispositionssyndrome (KPS) sind genetische Erkrankungen mit erhöhtem Krebsrisiko. Bei etwa 10% der Kinder und Jugendlichen mit einer Krebserkrankung liegt ein solches Syndrom vor. Auf der neuen Webseite können sich Betroffene und medizinisches Fachpersonal über zahlreiche Krebsprädispositionssyndrome informieren.
Zur Webseite
Quellen und Referenzen 
[BUR2017]
Burkhardt B, Wössmann W: Non-Hodgkin-Lymphome. S1-Leitlinie 025/013: Non-Hodgkin-Lymphome im Kindes- und Jugendalter 2017 [URI: https://www.awmf.org/ uploads/ tx_szleitlinien/ 025-013l_S1_Non-Hodgkin-Lymphome_NHL_2017-05-abgelaufen.pdf]
[LIN1992]
Linet MS, Pottern LM: Familial aggregation of hematopoietic malignancies and risk of non-Hodgkin's lymphoma. Cancer Res 1992, 52 : 5468 [PMID: 1394155]
[ZHU1998]
Zhu K, Levine RS, Gu Y, Brann EA, Hall I, Caplan LS et al.: Non-Hodgkin's lymphoma and family history of malignant tumor in a case -control study (United States). Cancer Causes Control 1998, 9: 77 [PMID: 9486466]
[FIL1992]
Filipovich AH, Mathur A, Kamat D, Shapiro RS: Primary inmunodeficiencies: genetic risk factors for lymphoma. Cancer Res 1992, 52: 5465 [PMID: 1327508]
[MOR1986]
Morrell D, Cromartie E, Swift M: Mortality and cancer incidence in 263 patients with ataxia-telangiectasia. J Natl Cancer Inst 1986, 77: 89 [PMID: 3459930]
[KNO1999]
Knowles DM: Inmunodeficiency-associated lymphoproliferative disorders. Mod Pathol 1999, 12: 200 [PMID: 10071343]
[SUA2015]
Suarez F, Mahlaoui N, Canioni D, Andriamanga C, Dubois d'Enghien C, Brousse N, Jais JP, Fischer A, Hermine O, Stoppa-Lyonnet D: Incidence, presentation, and prognosis of malignancies in ataxia-telangiectasia: a report from the French national registry of primary immune deficiencies. Journal of clinical oncology : official journal of the American Society of Clinical Oncology 2015 Jan 10; 33: 202 [PMID: 25488969]
[BIG2000]
Biggar RJ, Frisch M, Goedert JJ: Risk of cancer in children with AIDS. AIDS-Cancer Match Registry Study Group. JAMA 2000, 284: 205 [PMID: 10889594]
[BUR2018]
Burkhardt B, Klapper W, Woessmann W: Non-Hodgkin-Lymphome. in: Niemeyer C, Eggert A (Hrsg.): Pädiatrische Hämatologie und Onkologie. Springer-Verlag GmbH Deutschland, 2. vollständig überarbeitete Auflage 2018, 324 [ISBN: 978-3-662-43685-1]
[LIO2004]
Lion TH, Kovar H: Tumorgenetik, in Gutjahr P: Krebs bei Kindern und Jugendlichen. Deutscher Ärzte-Verlag Köln 5. Aufl. 2004, 10 [ISBN: 3769104285]
[SEI2000]
Seidemann K, Henze G, Beck J, Sauerbrey A, Kühl J, Mann G, Reiter A: Non-Hodgkin's lymphoma in pediatric patients with chromosomal breakage syndromes (AT and NBS). Ann Oncol 2000, 11 Suppl 1: 141 [PMID: 10707797]