Zahl der weißen Blutzellen zum Zeitpunkt der Diagnose (initiale Leukämiezellmasse)

Autor:  Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 12.07.2021 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e11512

Die Zahl der Leukämiezellen in Knochenmark und Blut sowie der Befall anderer Organe mit leukämischen Zellen zum Zeitpunkt der Diagnose ist für eine orientierende Risikoeinschätzung hilfreich. Im Rahmen der CoALL-Studie wird die initiale Leukämiezellmasse auch als Kriterium Prognosefaktor für die Risikogruppenzuordnung (Stratifizierung) des Patienten genutzt.

Eine hohe Leukämiezellzahl wirkt sich ungünstig auf die Heilungsaussichten aus, vermutlich deshalb, weil häufig schon Zellen vorliegen, die kaum oder gar nicht auf eine Chemotherapie ansprechen, also zytostatikaresistent sind. Zwar gelingt es leicht, die große Masse der empfindlichen Zellen durch die Behandlung zu vernichten, doch die wenigen resistenten Zellen reichen aus, um durch erneute Vermehrung rasch zu einem Krankheitsrückfall zu führen. Aus diesem Grund muss die Behandlung darauf ausgerichtet sein, auch diese wenigen Zellen frühzeitig zu vernichten.

Die Leukozytenzahl ist je nach ALL-Unterform verschieden.

  • Patienten mit einer T-ALL (das sind etwa 10 % aller ALL-Patienten) haben beispielsweise deutlich höhere Leukozytenzahlen (im Durchschnitt etwa 50.000 pro Mikroliter Blut) als Patienten mit einer Nicht-T-ALL (durchschnittlich etwa 10.000 pro Mikroliter Blut). In der Regel liegt bei ihnen auch ein Tumor der Thymusdrüse vor. Werden T-ALL-Patienten mit einer Standardtherapie behandelt, ist ihre Prognose ungünstiger als bei Patienten mit Nicht-T-ALL. Durch die Wahl einer intensiveren Therapie lässt sich das Rückfallrisiko jedoch verringern.
  • Für Patienten mit einer reifen B-ALL (auch: B-AL) gilt ähnliches, auch sie haben eine, bei normaler Behandlung, vergleichsweise schlechte Prognose. Durch eine Therapie, die dem schnellen Wachstum der Leukämiezellen entgegenwirkt, kann die Prognose wesentlich verbessert werden [HEN2004]. [Wichtig: Patienten mit reifer B-ALL werden nicht im Rahmen der für akute lymphoblastische Leukämien üblichen Therapiepläne behandelt; sie erhalten eine Therapie wie die reifen B-Zell Non-Hodgkin-Lymphome.]
  • Als ungünstiger Faktor gilt auch ein erkennbarer Befall des Zentralnervensystems (ZNS-Befall) zum Zeitpunkt der Diagnose. Bei Patienten mit „initialem ZNS-Befall“ ist daher, unter anderem, eine Schädelbestrahlung notwendig.