Stammzelltransplantation (SZT)

Bei einer Stammzelltransplantation werden blutbildende Vorläuferzellen, so genannte Blutstammzellen oder auch "hämatopoetische Stammzellen" (HSZ), übertragen. Sie stammen aus dem blutbildenden Knochenmark. Die hämatopoetische Stammzelltransplantation spielt eine wichtige Rolle bei der Heilung von Erkrankungen, die ihre Ursache in einer Fehlfunktion des Knochenmarks haben, desweiteren bei Erkrankungen, bei deren Behandlung das Knochenmark zerstört wird.

Autor:  Dr. med. habil. Gesche Tallen, Dr. med. Jörn Kühl, Maria Yiallouros, Redaktion:  Maria Yiallouros, Freigabe:  PD Dr. med. S. Voigt, Zuletzt geändert: 26.05.2023 https://dx.doi.org/10.1591/poh.kinderkrebsinfo.stammzelltransplantation

Seit der ersten erfolgreichen Stammzelltransplantation (SZT) im Jahre 1972 hat diese Therapieform bei der Behandlung zahlreicher Krebserkrankungen, schwerer Erkrankungen des Blut- oder Immunsystems sowie mancher seltenen Erbkrankheiten, die mit anderen Behandlungsmethoden nicht heilbar sind, stark an Bedeutung gewonnen.

Bei einer Stammzelltransplantation werden blutbildende Vorläuferzellen, so genannte "Blutstammzellen" oder "hämatopoetische Stammzellen" (HSZ), übertragen. Sie entstehen im Knochenmark, dem weichen, schwammartigen Gewebe im Inneren vieler Knochen. Dort reifen sie zu den verschiedenen Blutzellreihen heran, also beispielsweise zu weißen Blutzellen (Leukozyten), roten Blutzellen (Erythrozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten). Anschließend werden diese in die Blutbahn ausgeschwemmt.

Lange Zeit wurden Blutstammzellen für eine Transplantation ausschließlich aus dem Knochenmark entnommen. Die Entnahme erfolgt dabei in Vollnarkose durch wiederholte Punktionen am Beckenkamm (so genannte Knochenmarkpunktion). Alternativ dazu können durch eine Vorbehandlung mit bestimmten Wachstumsfaktoren Stammzellen aus dem Blutkreislauf des Spenders durch eine spezielle Blutwäsche (Leukapherese) gewonnen werden. Dieses Verfahren erfordert keine Narkose, aber gute Blutgefäße und oft auch eine große Venenkanüle. In seltenen Fällen transplantiert man auch Stammzellen aus dem Nabelschnurblut.

Gut zu wissen: Während oft nur von "Knochenmarktransplantation" gesprochen wird, gibt es auch die so genannte periphere Blutstammzelltransplantation (PBSCT) sowie die Nabelschnurbluttransplantation (CBT). Aus diesem Grund spricht man heute korrekterweise zusammenfassend von Blutstammzelltransplantation oder hämatopoetischer Stammzelltransplantation, kurz HSZT oder SZT genannt (mit der englischen Abkürzung "HSCT"). Hämatopoetisch bedeutet "blutbildend".

In diesem Text erhalten Sie einen möglichst breiten Überblick über das Thema "hämatopoetische Stammzelltransplantation", damit Sie eine Vorstellung von dieser Therapieform bekommen und sich auf ein künftiges Gespräch mit dem Transplantationsteam Ihres Kindes vorbereiten können. Da in den Arztgesprächen häufig Fachausdrücke fallen, werden diese entweder direkt im Text oder im Glossar des Informationsportals erklärt.

Diese Informationen ersetzen nicht das ausführliche Gespräch mit den behandelnden Ärzten vor Ort. Auf die individuellen Besonderheiten Ihres Kindes und seiner Erkrankung sollte im persönlichen Arztgespräch ebenso eingegangen werden wie auf eventuell in "Ihrer" Klinik abweichende Praktiken, die sich dort als besonders vorteilhaft erwiesen haben.

Basisliteratur

  1. Handgretinger R, Matthes-Martin S, Lang P: Hämatopoetische Stammzelltransplantation. in: Niemeyer C, Eggert A (Hrsg.): Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Springer-Verlag GmbH Deutschland 2. vollständig überarbeitete Auflage 2018, 17 [ISBN: 978-3-662-43685-1] HAN2018
  2. Ebell W: Hämatopoetische Stammzelltransplantation. in: Gadner H, Gaedicke G, Niemeyer CH, Ritter J:. Pädiatrische Hämatologie und Onkologie Springer-Verlag, 2006, 66 [ISBN: 3540037020] EBE2006a
  3. Klingebiel T: Knochenmark- und Stammzelltransplantation, in Gutjahr P: Krebs bei Kindern und Jugendlichen. Deutscher Ärzte-Verlag Köln 5. Aufl. 2004, 83 [ISBN: 3769104285] KLI2004