Vorbeugung und Behandlung akuter Nebenwirkungen
Autor: Ingrid Grüneberg, Gesche Tallen, Redaktion: Ingrid Grüneberg, Zuletzt geändert: 05.06.2020 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e213698
Mit bestimmten unterstützenden Maßnahmen (Supportivtherapie) können die meisten akuten Nebenwirkungen einer Strahlentherapie erfolgreich behandelt werden. Hierzu gehören beispielsweise:
- bestimmte Salben bei Hautreizungen (Strahlendermatitis)
- Antibiotika bei Husten/ strahlenbedingter Lungenentzündung
- Antiemetika bei Übelkeit
- Schmerzmedikamente (Analgetika) bei Schmerzen in der Mundschleimhaut (orale Mukositis)
- Glukokortikoide bei Kopfschmerzen im Rahmen einer Kopfbestrahlung oder bei strahlenbedingter Lungenentzündung.
Die Details zu diesen Supportivmaßnahmen (zum Beispiel Art und Dosierung der Medikamente) richten sich nach der Art der Nebenwirkung, der Krebserkrankung und dem zugehörigen Behandlungs-/Bestrahlungsplan, sowie individuellen Faktoren. Sie sind jeweils in den Behandlungsprotokollen festgelegt. Bei manchen Patienten mit starken akuten Nebenwirkungen kann die Strahlentherapie auch kurzfristig unterbrochen werden. Um sowohl starken akuten Nebenwirkungen als auch schweren Spätfolgen vorzubeugen, erhalten Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen in der Regel geringere Strahlendosen als Patienten ohne diese Erkrankungen.
Das Behandlungsteam Ihres Kindes wird Sie über die unterstützenden Maßnahmen, die für Ihr Kind am besten geeignet sind, informieren.
Wichtig zu wissen: Akute Nebenwirkungen bei einer Strahlentherapie sollten NUR in Absprache mit dem Behandlungsteam, niemals alleine zuhause oder vom Hausarzt behandelt werden.
Es gibt Empfehlungen für Patienten und Eltern auf Grundlage einer entsprechenden Leitlinie (DEG2015), in der unterstützende Maßnahmen in der Radioonkologie beschrieben werden.
In dem folgenden Kapitel geht es ausschließlich um die Maßnahmen, die Patienten und Eltern selbst ergreifen können. Diese betreffen vorrangig den Bereich der Hautpflege und der Behandlung von Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut (Mukositis). Bei Nebenwirkungen, die andere Körperregionen wie beispielsweise das Zentralnervensystem, die Lunge oder das Herz betreffen können, ist das Behandlungsteam gefragt.
Zu beachten: Die Bestrahlung ist eine lokale Therapie, das heißt, die entsprechenden Pflegeempfehlungen gelten nur für die bestrahlte Region.
Empfehlungen zur Hautpflege für Patienten und Eltern
Jede Bestrahlung, die von außen durchgeführt wird, geht durch die Haut des Patienten. Man spricht deshalb auch von perkutaner Bestrahlung. Es geht bei den Empfehlungen zur Hautpflege einerseits um die Vorbeugung und Behandlung gereizter Hautstellen und andererseits um den Bereich auf der Haut, auf dem sich die Ziel-Markierungen für die Bestrahlung befinden.
Allgemeine Empfehlungen
- Weite, nicht scheuernde, luftdurchlässige Kleidung tragen.
- Auf heiße Bäder, Schwimmen und Sauna verzichten
- Nicht heiß duschen, besser lauwarm
- Bei beginnender Rötung und Spannungsgefühl gegebenenfalls Basiscreme mit Urea (2 bis 5%) anwenden, alternativ Fett-Creme. Markierungen dabei aussparen.
- Bitte sprechen Sie wohl gemeinte Pflege-/ Cremeempfehlungen aus Ihrem Umfeld mit dem behandelnden Team ab, da es unter Umständen zu verstärkten Hautreaktionen in Kombination mit der Bestrahlung kommen kann.
- Windeln wechseln: Bitte benutzen Sie kein Puder und keine harten Tücher. Das „Luft-an-den-Po-lassen“ hilft ebenfalls, sowie das Betupfen mit schwarzem Tee.
- Bitte sprechen Sie die Anwendung von Wärme-Lampen/ Rotlicht-Lampen mit dem Behandlungsteam ab. Sehr häufig wird eine solche Behandlung als angenehm empfunden
Empfehlungen für den Umgang mit den Markierungen
- Während der Therapie unbedingt darauf achten, dass die Markierungen auf der Haut erhalten bleiben, bitte nicht selber nachzeichnen.
- Es dürfen keine Pflaster auf die Markierungen geklebt werden.
- Kein Duschgel auf Anzeichnungen aufbringen und vorsichtig abtrocknen (besser tupfen).
- Keine Creme auf Markierungen auftragen
Bei darüber hinausgehenden Beschwerden bitte im Rahmen der nächsten Bestrahlung das behandelnde Team informieren, bei Bedarf werden spezielle Hautpflegemaßnahmen empfohlen oder auf Rezept ausgestellt.
Empfehlungen zur Mundpflege (Bestrahlung im Mund / Hals)
Bitte achten Sie bei Speisen und Getränken darauf, dass diese nicht zu heiß und reizend sind. Stark gewürzte Speisen oder säuerliche Getränke wie Orangensaft sollten nicht eingenommen werden. Um den Speichelfluss zu erhöhen, können saure zuckerfreie Bonbons gelutscht werden.
Bitte achten Sie auf eine intensive Mundhygiene: Neben der regelmäßigen Zahnpflege mit einer weichen Zahnbürste können Spülungen die Schmerzen einer entzündeten Mundschleimhaut lindern.
Die Spülungen können mit Leitungswasser und /oder Salbeitee vorgenommen werden.
Bei Bedarf sind auch Spülungen mit dem Wirkstoff Benzydamin möglich. Diese Spülungen sind allerdings alkoholhaltig.
Bei kleineren Kindern sind Spülungen oft nicht möglich. Hier kann man sich mit Wattestäbchen behelfen und damit den Mund befeuchten.
Um die Zähne noch mehr zu schützen, kann fluoridhaltige Zahnpasta benutzt werden. Das Gelee bitte 1 - 2 Minuten einwirken lassen.
Bei gereizten Nasenschleimhäuten kann fetthaltige Nasencreme verwendet werden.
Darmpflege / Blasenpflege
Im Fall von Darmproblemen ist eine Diätberatung sinnvoll, bei der Bestrahlung der Blasenregion wird vorbeugend eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr empfohlen.