Klassifikation des Medulloblastoms nach Tumorausdehnung und Stadium der Metastasierung (Stadieneinteilung)

Autor:  Dr. med. Gesche Tallen, Maria Yiallouros, Zuletzt geändert: 04.05.2020 https://kinderkrebsinfo.de/doi/e51652

Das Medulloblastom wird je nach Tumorausdehnung und Stadium der Metastasierung in verschiedene Krankheitsstadien eingeteilt. Die Einteilung (Klassifikation) erfolgt international nach der "modifizierten Klassifikation nach Chang" [CHA1969] [RUT2018]. Sie berücksichtigt:

  1. das Tumorstadium (T), das heißt Tumorgröße und Ausdehnung des Tumors in der hinteren Schädelgrube [hintere Schädelgrube]. Das Tumorstadium wird vom Neurochirurgen während der Operation beurteilt.
  2. das Stadium der Metastasierung (M); es wird im Rahmen der Erstdiagnose bestimmt.

Die "modifizierte Klassifikation des Medulloblastoms nach Chang" ist wie folgt definiert:

  • T1 beschreibt einen Tumordurchmesser von weniger als 3 cm sowie eine Begrenzung der Tumorausdehnung auf den Kleinhirnwurm, das Dach des 4. Hirnventrikels oder auf eine Kleinhirnhälfte (Kleinhirnhemisphäre).
  • T2 beschreibt einen Tumordurchmesser von 3 cm oder größer, außerdem ein Eindringen des Tumors in benachbarte Strukturen (zum Beispiel Kleinhirnschenkel) oder ein teilweises Ausfüllen des 4. Hirnventrikels.
  • T3a bedeutet, dass der Tumor in zwei Nachbarstrukturen eingedrungen ist oder den 4. Hirnventrikel völlig ausfüllt und dadurch sowie durch Ausdehnung in weitere Liquorräume einen Wasserkopf (Hydrocephalus) verursacht.
  • T3b heißt, dass der Tumor den 4. Hirnventrikel vollständig ausfüllt und in den Hirnstamm sowie den Boden des 4. Hirnventrikel hineingewachsen ist.
  • T4 beschreibt eine Tumorausdehnung nach oben (kranial) bis ins Mittelhirn oder in den 3. Hirnventrikel hinein beziehungsweise nach unten (kaudal) bis zum oberen Halsmark.
  • M0 bedeutet, dass kein Anhaltspunkt für Metastasen besteht.
  • M1 heißt, dass im Liquor (gewonnen mittels Lumbalpunktion) Tumorzellen unter dem Mikroskop zu sehen sind.
  • M2 beschreibt durch bildgebende Verfahren sichtbare Metastasen im Bereich des Kleinhirns und/oder des Großhirns.
  • M3 beschreibt durch bildgebende Verfahren sichtbare Metastasen im Rückenmarkskanal.
  • M4 beschreibt Metastasen außerhalb des Zentralnervensystems.

Anmerkungen: Es wird in Spezialistenkreisen derzeit noch kontrovers diskutiert, inwieweit das Tumorstadium Voraussagen über die Prognose erlaubt, jedoch ist unumstritten, dass Metastasen, die bereits bei der Erstdiagnose im MRT oder CT erkennbar sind, einen ungünstigen Einfluss auf die Prognose haben [ZEL1999].

Außerdem zeigen manche rückblickenden (retrospektiven) Untersuchungen, dass bei Patienten ohne einen nachweisbaren Resttumor nach der Erstoperation die Wahrscheinlichkeit, dass die Erkrankung in den nächsten fünf Jahren nicht fortschreitet, um das Doppelte höher liegt als bei Patienten mit einem Resttumor [BOU1992] [JEN1990] [KUE1998a] [KUE1998].